Langsamer, enger, schikanöser: Unter diesem Motto scheinen für die Streckenbetreiber in diesem Jahr die zahlreichen Umbauten auf den DTM-Kursen zu stehen. Nachdem in Oschersleben eine 90-Grad-Kurve nach Start und Ziel die Boliden einbremste, mussten sich die Piloten zwei Wochen später auf dem EuroSpeedway Lausitz durch eine stark verengte Links-/Rechts-Passage nach Start und Ziel zwängen. Nun zieht der Umbau des dritten Streckensektors in Barcelona den Unmut der Piloten auf sich: Die Verengung der ehemals zweitletzten Kurve führt auf eine neu installierte Schikane zu - die neben dem Speed auch die Fahrfreude der Fahrer bremst. Mehr Sicherheit und mehr Überholmanöver? Die Mehrheit des Fahrerfeldes hegt Zweifel...

"Die Schikane ist ein Sicherheitsrisiko", glaubt Timo Scheider gar, dass die Streckenarchitekten das Gegenteil ihres eigentlichen Ziels erreicht haben. Zwar fahren die DTM-Boliden nun mit deutlich geringerer Geschwindigkeit auf die Zielkurve zu als zuvor - doch der Audi-Pilot sieht die Schikane unglücklich konstruiert. "Es besteht die Gefahr, sich in dieser Enge mit seinem Gegner zu berühren. Die Begrenzungen hinter den Curbs können leicht das Auto beschädigen, wenn man sie überfährt", führt Scheider gegenüber der adrivo Sportpresse aus - und sieht die Kollegen in den Rahmenserien noch größeren Gefahren ausgesetzt: "Formel-Fahrzeuge können sich gar überschlagen, wenn sie sich drehen und quer auf die Begrenzungen geraten."

Während Bernd Schneider zur Schikane "gar nichts" sagen möchte, da sie so sei wie sie sei, stimmen seine Kollegen in Scheiders Kritik ein - wenn auch in gemäßigter Form. "Die Schikane finde ich unsinnig - sie zerstört den Fluss der Strecke. Doch durch die FIA-Regeln geht es nicht anders", verweist Martin Tomczyk auf den Einfluss der Sporthoheit auf den langjährigen Formel-1-Kurs. Daniel La Rosa schließt sich an: "Die vorherige Variante gefiel mir besser, weil sie flüssiger war. Nun fährt sich der letzte Streckenteil sehr abgehackt." Auch Christian Abt bezeichnet den Umbau als "blöd" und glaubt nicht an die erhofften positiven Effekte auf die Überholmöglichkeiten - sieht ihn jedoch zugleich als Herausforderung:

Die neu installierte Schikane findet nur wenige Befürworter, Foto: Sutton
Die neu installierte Schikane findet nur wenige Befürworter, Foto: Sutton

"Hier wird man sehen, wer gut fahren kann. Man verliert schnell ein Zehntel, kann aber auch ein Zehntel gewinnen - im Qualifying ein wichtiger Faktor", prophezeit Abt ähnlich wie Bruno Spengler. So ist es der Fahrerkader der Stuttgarter, wo sich zumindest einzelne Befürworter der neuen Streckenvariante finden lassen. "Die Schikane ist sehr gut. Man kommt nah an den Gegner heran und kann dann überholen. Auch die Curbs sind aus meiner Sicht kein Problem", bricht Gary Paffett eine Lanze für die Streckenarchitekten, während Markenkollege Spengler kurz und prägnant bilanziert: "Die Schikane finde ich gut und ist eine besondere Herausforderung, weil sie so eng ist."

Doch die Sympathie des Kanadiers kommt wohl nicht von ungefähr. So scheint sich auch aus Sicht Timo Scheiders zu bestätigen, was Mattias Ekström bereits prophezeit hatte. "Mercedes hat einen besseren mechanischen Grip - sie können besser aus langsamen Ecken wie der Schikane herausbeschleunigen", sieht der Lahnsteiner seinen Dienstwagen im Nachteil - und kommt zum Fazit: "Man hat jetzt so viele Rennstrecken verschandelt, ohne die Fahrer zu fragen..."