Mein Rennwochenende auf dem Nürburgring ist sehr gut verlaufen - eben genauso wie für die gesamte Audi-Mannschaft. Es war schön zu sehen, dass sich unsere Testtage auf dem EuroSpeedway Lausitz während der Sommerpause ausgezahlt haben. Solche Testtage sind immer sehr anstrengend, da man sehr viel und sehr lange im Auto sitzt. Testtage in der DTM bringen zudem einen sehr hohen finanziellen Aufwand mit sich - weshalb wir versuchen, jede Minute perfekt zu nutzen. Schon um 8 Uhr sind wir an der Strecke, um bereits vor 9 Uhr an der roten Boxenampel zu stehen.

Die ersten Runden eines Testtages nutzen wir dafür, das Setup und das Fahrverhalten des Autos auf die Strecke abzustimmen. Im Anschluss wird das vorab geplante Programm in Angriff genommen, an dem auch die verschiedenen technischen Fach-Abteilungen, wie zum Beispiel Aerodynamik, Fahrwerk etc., beteiligt sind. Die Einstellungen erweisen sich entweder als gut oder als schlecht - schwarz oder weiß.

Die neuen Einstellungen fährt man selbst oder ein Teamkollege noch einmal gegen - was eine große Anstrengung bedeutet, denn hierbei sitzt man doch viel länger im Auto als an einem Rennwochenende. Es ist keine Seltenheit, dass man drei bis vier Stunden sein Fahrzeug nicht verlässt. Oft werden Stints von drei bis vier Runden gefahren, gelegentlich auch ein Long Run. Das Gemeine am Lausitzring ist, dass er im Gegensatz zu den meisten anderen Rennstrecken gegen den Uhrzeigersinn befahren wird. Das geht ganz schön auf die Nackenmuskeln - und es braucht durchaus bis zu zwei Stunden, bis man sich daran gewöhnt hat.

In der Lausitz feilte Timo Scheider an der Performance der Audi-Neuwagen, Foto: Audi
In der Lausitz feilte Timo Scheider an der Performance der Audi-Neuwagen, Foto: Audi

Nach den Testfahrten in der Lausitz konnte ich die Sommerpause ein wenig zur Erholung nutzen und habe mich sehr auf das Rennwochenende auf dem Nürburgring gefreut. Am Freitag war es sehr schwierig, ein Setup zu finden. Es hat geregnet, war trocken oder abtrocknend - schlichtweg sehr schwierige Streckenbedingungen. Es gab keine klare Richtung, an der man sich bei der Abstimmungsarbeit hätte orientieren können. Allerdings habe ich am Freitag ohnehin ein anderes Programm als meine Teamkollegen abgearbeitet. So hatten mein Ingenieur und ich uns ein Setup ausgedacht, das von dem der anderen sehr stark abwich. Wir waren uns allerdings nicht sicher, ob dies bei diesen Bedingungen die richtige Entscheidung war.

Somit mussten wir für das Qualifying ein großes Risiko eingehen - das sich allerdings zum Glück ausgezahlt hat. Mein Setup hätte zur Pole Position reichen können, wäre mir nicht ein kleiner Fahrfehler unterlaufen, der mich eine Zehntelsekunde gekostet hat. Trotz alledem war ich sehr zufrieden: Nach der Pole Position in Zandvoort stand ich auch auf dem Nürburgring in der ersten Reihe. Einziger Wermutstropfen unserer sehr guten Mannschaftsleistung war der zehnte Platz von Mattias Ekström.

Am Sonntagmorgen haben mein Ingenieur und ich während des Warm-ups festgestellt, dass unser Setup überhaupt nicht mehr passt. Da wir somit noch grundlegende Änderungen vornehmen mussten, kam in der Box einige Hektik auf. Hier mussten wir ins Blaue arbeiten, so dass unser Setup zwar besser als vorher, aber immer noch nicht perfekt war. Im Rennen hatte ich einen sehr guten Start und bin eine aggressive Strategie gefahren. Von uns vier Team Abt Sportsline Piloten hatte jeder eine andere Rennstrategie bekommen, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein.

So bin ich schon in der sechsten Runde an die Box gekommen, da wir hofften, dass ein Mercedes-Pilot, der um die Meisterschaft fährt, ebenfalls eine solche Strategie fährt. Dem war tatsächlich so! Bernd Schneider kam mit mir zusammen rein. In Runde 12 bin ich erneut in die Box gekommen - womit mir ein sehr langer dritter Stint bevorstand. Diese 30 Runden waren für unser provisorisches Setup offenbar zu viel. Trotz allem konnte ich Bernd Schneider hinter mir halten.

Mattias ist ein ganz tolles Rennen gefahren. Da er sechs Mercedes vor sich hatte, konnten wir uns keine Strategie überlegen, mit der wir als Teamkollegen ihn hätten nach vorne bringen können. So langsam zu fahren, dass sich eine lange Schlange gebildet hätte und er so überholen kann, wäre nicht wirklich das Wahre gewesen. Aber durch seine gelungene Boxenstoppstrategie und seine fahrerische Leistung kam er auch ohne allzu viele Überholmanöver nach vorne. Mit Martins Sieg und Ekis drittem Platz haben wir einen Riesenschritt in Richtung Titelgewinn machen können. In dieser Phase der Meisterschaft ist es kein Problem für mich, erneut auf dem vierten Platz angekommen zu sein.