Dreifach-Pole für Audi - das klingt im ersten Moment wie eine erneute kräftige Watschn für Mercedes. Und doch ist im Vergleich zu Zandvoort und Mugello vieles anders. Nicht nur, dass ab Platz vier eine geballte Stuttgarter Macht steht, bevor auf einem enttäuschenden zehnten Platz der Audi-Meisterschaftsfavorit Mattias Ekström folgt - auch was die ganz großen Spitzenzeiten angeht, war Mercedes wieder mit Audi ebenbürtig. "Heute war die Pole drin", wusste auch Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. "Bruno hatte einen kleinen Fehler im ersten Sektor drin. Er hat durch ein stehendes Rad etwas Zeit verloren", erklärte Haug und resümierte: "Angesichts unseres Gewichtshandicaps von mindestens zwei Zehnteln haben wir uns wacker geschlagen."

So war von einem Gefühl der erneuten Demütigung nichts zu spüren bei den Stuttgartern. Stattdessen wollen die C-Klasse-Piloten nun eben morgen wieder die Audis hinter sich lassen - allen voran Bruno Spengler. Der Kanadier war trotz seines angesprochenen Fehlers einmal mehr der ärgste Audi-Verfolger und hat nun die Chance, auch in der Meisterschaft wieder Punkte gut zu machen. "Ich bin relativ zufrieden mit Platz vier. Ich gebe mein Bestes für einen Sieg; auch mit dem Podest wäre ich zufrieden", sagte Spengler. Das wäre vor allem dann der Fall, wenn die Mercedes-Phalanx dahinter dafür sorgt, dass Mattias Ekström außerhalb der Punkte bleibt.

Zu dieser Phalanx gehören auch die anderen Neuwagenfahrer, von denen allerdings nicht alle so zufrieden waren wie Spengler. Während beispielsweise Jamie Green über seine Leistung und Startplatz sechs nicht klagen konnte, wollte sich Mika Häkkinen mit dem achten Platz nicht so recht anfreunden. "Was das Potenzial angeht, hätte ich in einer wesentlich besseren Position sein können", fand der Finne. Nun will der Finne im Rennen an seinen Neuwagenkollegen vorbei kommen, wobei er auf Hilfe von oben hofft "Wenn es im Rennen regnet, wäre das für mich definitiv von Vorteil", glaubt Häkkinen

Auch Gary Paffett wähnt sich bei nassen Bedingugen im Vorteil: "Wenn es das ganze Rennen über regnet, dann erreichen wir auch ein gutes Resultat. Wir haben ein sehr gutes Setup für diesen Fall", sagte der DTM-Champ von 2005. Ansonsten wird es für ihn von Startplatz elf nicht ganz einfach, in die Punkte zu fahren, auch wenn er heute hinter Daniel la Rosa auf Platz acht bester Jahreswagenfahrer war. " Je länger die Saison dauert, umso schwieriger wird es, an den aktuellen Boliden dranzubleiben", meinte der Brite. "Sie werden im Gegensatz zu unseren Fahrzeugen weiterentwickelt."

Das gleiche Problem wie Paffett hat auch sein britischer Landsmann Paul di Resta. Dennoch schaffte er es mit seiner 2005er C-Klasse zum wiederholten Male, sich als Siebter mitten unter den Neuwagenpiloten zu platzieren. "Wir sind zufrieden, fühlen uns gut, stehen da, wo wir sein sollten", fand Di Resta. Wenn er seine Position halten könnte, wäre der Schotte sicherlich zufrieden.

Ein weiterer großer Unterschied zu Zandvoort war, dass es aus Mercedes-Sicht keine Ausreißer nach unten gab. Einzig Alexandros Margaritis scheiterte in der ersten Qualifyingrunde. Der Grieche klagte über Probleme mit den Reifen. So wähnt sich auch Norbert Haug seine Sterne fürs Rennen nicht als Underdog: "Wir sind insgesamt gut aufgestellt für morgen", glaubt der Schwabe.