Als die Siegerqualitäten der neuen Mercedes C-Klasse noch nicht bewiesen waren, hatte sie bereits in Hockenheim ihre erste Pole Position eingefahren - und verließ sie während der gesamten ersten Saisonhälfte nicht mehr. Da überraschte es besonders, dass der Audi A4 DTM im Folgenden nicht nur auf jenen Strecken zur Qualifying-Hochform auflief, auf denen er allgemein ohnehin als das bessere Fahrzeug eingeschätzt worden war. Selbst auf dem Nürburgring, tendenzielle "Mercedes-Strecke", errangen die Ingolstädter nach zuletzt zwei Fünffach-Poles immerhin eine dreifache Pole.

"Die Tendenz ist generell sehr positiv", bilanzierte Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich nach dem Qualifying, "drei Autos vorne zu haben, ist kaum zu übertreffen." Lediglich mit Mattias Ekström in den ersten beiden Startreihen hätte sich die ohnehin gute Stimmung des Österreichs noch weiter aufgehellt - doch der Schwede kämpfte mit einem A4 DTM, der in Kurven stoisch über die Vorderachse schob: "In der ersten Session hatten wir noch zu viel Untersteuern, dann haben wir am Auto etwas geändert. Das war allerdings kein Glücksgriff, denn noch immer gab es zu viel untersteuern."

Die Improvisationskunst, trotz des verregneten dritten Tests mit einer guten Qualifikationsabstimmung an den Start zu gehen, brachten hingegen Martin Tomczyk, Timo Scheider und Tom Kristensen zu Stande. Wie schon zuletzt in Barcelona 2006, wo er seinen ersten DTM-Sieg feierte, stellte der Bayer seinen Audi A4 DTM auf den ersten Startplatz - und erinnerte damit an seine frühen DTM-Jahre, in denen er als unangefochtener Qualifying-Spezialist galt. Seine mit achten Punkten Rückstand auf Ekström nicht herausragenden, aber guten Titelchancen verlieh er mit Vorsprung von neun Startplätzen auf den Schweden neuen Schwung. "Für mich ist der größte Konkurrent um die Meisterschaft der mit dem Stern vorne drauf, nicht der eigene Teamkollege. Es wäre natürlich schöner mit vier Autos vorne", unterstreicht Tomczyk dennoch den teaminternen Zusammenhalt - zumal Scheider und Kristensen hervorheben, sich weiterhin in den Dienst des Teams stellen zu wollen.

In diesem durften sich auch die Audi-Jahreswagenpiloten üben. Anders als im vergangenen Jahr schaffte es keiner von ihnen in die Top Ten des Qualifyings. Während Alexandre Prémat nach zuletzt brillanten Vorstellungen im Zeitfahren mit Position 13 vorlieb nehmen musste, scheiterten Christian Abt, Lucas Luhr und Mike Rockenfeller am Einzug in die zweite Session. "Ich hatte keine Balance und keinen Grip. Wir haben mit unserem Setup einfach den Reifen nicht zum Arbeiten gebracht", klagt Luhr und verweist auf Dr. Ullrichs Geständnis, wonach die 2006er-Audi ohnehin nur maximal auf Startplatz zwölf hätten fahren können. Auf das Rennen blickt der Koblenzer mit gedämpfter Zuversicht: "Wir haben gestern keinen richtigen Longrun gefahren, sind aber ein wenig mit alten Reifen im Trockenen gefahren und waren dabei sehr konstant."

Ebenfalls nur mäßig begeistert vom Verlauf der Qualifikation zeigte sich Markus Winkelhock. Hatte es der Formel-1-Testpilot bei seinen ersten beiden Auftritten für Futurecom TME noch jeweils in die zweite Session geschafft, so haderte er diesmal mit den beschränkten Möglichkeiten seines 2005er-Dienstwagens. "Es war brutal schwierig, eine gute Balance zu finden. Wir suchen schon das ganze Wochenende, aber das perfekte Setup haben wir noch nicht gefunden", musste der Schwabe enttäuscht feststellen - wie auch Vanina Ickx, die wider Erwarten nicht in den Genuss weiterer Regenrunden gekommen war...