Ein turbulentes Rennen endete mit einem Vierfach-Sieg für Audi: Waren die ersten beiden Drittel des Rennens noch vom altbekannten Kampf der Boxenstoppstrategien geprägt, so hatten es die letzten Runden auch auf der Strecke in sich: So fiel der führende Martin Tomczyk zunächst hinter Alexandre Prémat im Jahreswagen zurück, der den Bayern allerdings wenige Meter vor der Ziellinie vorbeileiß. Auf Platz drei landete Mattias Ekström, nachdem Timo Scheider den ersten Podestplatz seiner Karriere gegen Platz vier tauschen musste. Der von Scheider immer wieder stark attackierte Bruno Spengler kam als bester Mercedes-Pilot auf Rang fünf.

Der Start: Während Daniel La Rosa mit gebrochener Antriebswelle erst gar nicht starten konnte, blieb Markus Winkelhock im 2005er-Audi auf seinem zwölften Startplatz stehen - nahm das Rennen jedoch noch auf. Der Start verlief für Audi von der Fünffach-Pole aus gut, wenn auch nicht perfekt: Mattias Ekström zog an Pole-Inhaber Timo Scheider vorbei, Martin Tomczyk und Alexandre Prémat behielten ihre dritten und vierten Plätze. Tom Kristensen hingegen fiel zurück, kam in der Tarzanbocht in ein Sandwich aus dem außen fahrenden Paul Di Resta und dem inneren Bruno Spengler - und drehte so mehr oder minder hilflos den Persson-Piloten von der Strecke.

Wettersorgen unbegründet

Schon der Start stand ganz im Zeichen der Ingolstädter, Foto: Audi
Schon der Start stand ganz im Zeichen der Ingolstädter, Foto: Audi

Der Rennverlauf: Zunächst hatte die Audi-Spitze Mühe, sich von Spengler und dem restlichen Verfolgerfeld abzusetzen; leichter Nieselregen ab Runde drei sorgte für Unruhe bei den Ingolstädtern. Diese erwies sich als unberechtigt - schon bei den frühestmöglichen Pflichtboxenstopps, wie sie Spengler und Abt in Runde sechs absolvierten, entschieden sich die Boxencrews erneut für Trockenreifen. Am Ende der Boxengasse kam es zu einem Berührung zwischen Spengler und Abt, der zwar eine Verwarnung der Rennleitung erhielt, sich jedoch über eine gewonnene Position freuen durfte.

Tomczyk, Prémat und Mika Häkkinen traten eine Runde später zum ersten Stopp an, was den beiden Audi-Piloten zu einem Positionsgewinn gegenüber dem zwei Runden später stoppenden Scheider verhalf. Ekström drehte derweil an der Spitze einsam seine Runden, verlor auf seine frisch bereiften Markenkollegen pro Runde rund eine Sekunde - doch mit dem Vorteil im Fernduell war es für Tomczyk, Prémat und Scheider rasch vorbei: So liefen die drei Audi-Piloten auf Paul Di Resta auf, starteten vergebliche Überholversuche, woraufhin Prémat und Tomczyk ihren zweiten Boxenstopp auf die Runden zwölf und 13 vorverlegten.

Strategisches Fernduell

Die Berührungen zwischen Kristensen und Schneider sorgten für Diskussionen, Foto: Audi
Die Berührungen zwischen Kristensen und Schneider sorgten für Diskussionen, Foto: Audi

Erst in Runde 14 trat Ekström zu seinem ersten Stopp an und erlebte einen missglückten, weil zehn Sekunden dauernden Boxenstopp. Die gegen Scheider gewonnene Position war so wieder verloren - und damit nicht genug: Auch der Schwede mühte sich vergeblich mit Überholversuchen gegen die Mercedes älterer Jahrgänge, kam nach drei Runden erneut in die Box und bekam die verheerende Bilanz der letzten Runden zu spüren: So fiel Ekström in Reihen derer, die schon zwei Stopps verbuchten, hinter Tomczyk, Prémat, Spengler, Scheider, Abt und Häkkinen zurück.

Zwar versuchten Bernd Schneider, Kristensen und Jamie Green, sich mit einem späten zweiten Stopp Vorteile zu verschaffen. Allerdings musste sich Schneider ebenso hinter Ekström und Rockenfeller einreihen wie Kristensen. Der Däne gelangte knapp vor dem HWA-Routinier auf die Strecke; Schneider kam in der Tarzanbocht nach einer Berührung an Kristensen vorbei, ließ diesem jedoch auch bei der Zufahrt zur zweiten Kurve keinen Platz und wurde schließlich ins Kurvenäußere gedrängt.

Umstrittene Endphase

Am Ende durfte Audi ein Rekordergebnis feiern, Foto: Red Bull
Am Ende durfte Audi ein Rekordergebnis feiern, Foto: Red Bull

Auf Platz zwei hinter Jamie Green liegend, dessen zweiter Stopp noch ausstand, konnte Martin Tomczyk zehn Runden vor Schluss nur scheinbar einem ungefährdeten Sieg entgegenfahren. Auf den provisorischen Podestplätzen folgten Prémat und Spengler, der jedoch Druck von Scheider zu spüren bekam. Auch Tomczyk hatte sich gegen Prémat zur Wehr zu setzen: Der auf abbauenden Reifen immer langsamer werdende Bayer setzte sich nach einem ersten Angriff des Franzosen zunächst noch durch, musste ihm dann jedoch die Führung überlassen. Spengler, immer wieder mit leichten Berührungen von Scheider attackiert, schloss zu Tomczyk auf.

Die Dramatik riss nicht ab: Tom Kristensen unternahm einen Ausflug ins Grüne, driftete mit dem Heck in den Mercedes von Green und musste das Rennen in der Boxengasse beenden. Scheider schob sich schließlich unter Benutzung der Ellenbogen an Spengler vorbei, während Ekström in großen Schritten auf den HWA-Piloten aufschloss - war er doch längst an Häkkinen und Abt vorbeigegangen. Noch in der letzten Runde ging der Schwede an Spengler vorbei.

Der Zieleinlauf: Der Zieleinlauf sah wiederum anders aus: Auf den letzten Metern ließ Alexandre Prémat Martin Tomczyk passieren - der so doch noch seinen ersten Saisonsieg feierte. Timo Scheider überließ Mattias Ekström seinen dritten Platz und verzichte auf seine erste Podestplatzierung. Bruno Spengler musste sich am Ende als bester Mercedes-Pilot mit Rang fünf begnügen, ihm folgten Christian Abt, Mika Häkkinen und Alexandros Margaritis auf den Rängen sechs bis acht.

Die Meisterschaft: In der Meisterschaft behält Ekström mit nun 38 Punkten deutlich die Führung; während Tomczyk mit 30 Punkten den zweiten Gesamtrang zurückerobert. Erst auf den Gesamträngen drei bis sechs folgen Spengler, Schneider, Di Resta und Häkkinen mit mindestens zwölf Punkten Rückstand.