Mittlerweile fährst du das dritte Jahr im Jahreswagen. Wie schätzt du deine Leistungskurve ein?
Alexandros Margaritis: Mit einem vierten Platz in Hockenheim hat die Saison sehr gut angefangen, dann kam Oschersleben, wo wir zwar Probleme hatten, aber dennoch einen Punkt geholt haben. Auf dem Lausitzring stand ich zwar auf Startplatz sieben, aber da wir bis zum Start sehr lange stehen mussten, wurde der Motor zu heiß und hat sich nach 50 Metern automatisch abgeschaltet - damit war das Rennen schon vorbei. Wenn alles passt, sind wir immer gut dabei und können in die Punkte fahren, aber ab und zu gibt es Kleinigkeiten wie auf dem Lausitzring, durch die man zurückgeworfen wird. Insgesamt ist es eine wechselhafte Saison; wobei ich zurzeit schon acht Punkte auf dem Konto habe - mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Über die letzten drei Jahre gesehen zeigt die Leistungskurve auf jeden Fall nach oben. Mit Gary Paffett als DTM-Champion von 2005 habe ich einen sehr starken Teamkollegen, an dem ich mich messen muss. Meistens liegen wir sehr eng beisammen; abgesehen von Oschersleben, wo Gary gesiegt hat.

Kannst du von Garys Erfahrung profitieren?
Alexandros Margaritis: Auf jeden Fall. Er hat eine Menge Erfahrung, und ich profitiere davon, dass ich Zugriff auf seine Daten habe. So kann ich vergleichen, wie wir bestimmte Kurven fahren. Allerdings haben wir unterschiedliche Fahrstile, so dass ich bei der Fahrzeugabstimmung andere Wege einschlagen muss als er.

Ist es in einer eher "chaotischen" Saison wie dieser schwieriger, als einzelner Fahrer auf sich aufmerksam zu machen?
Alexandros Margaritis: Das große Thema in diesem Jahr ist die Gewichtsverteilung. Wenn man wie die Mercedes-Jahreswagen mehrfach hintereinander vor den 2006er-Audi angekommen ist, hat man ein enorm schweres Auto und einen großen Gewichtsnachteil. Da ist es schwer, Vergleiche anzustellen. Bei jedem Rennen fängt man wieder bei Null an, denn wir müssen immer wieder klären, wie das Auto mit seinem aktuellen Gewicht funktioniert. Wenn man als Privatteam Autos einsetzt, die oft schwerer oder genauso schwer sind wie die Neuwagen, ist man sicherlich ein wenig gehandicapt.

Margaritis zeigt sich zufrieden mit seiner Leistungskurve, Foto: DTM
Margaritis zeigt sich zufrieden mit seiner Leistungskurve, Foto: DTM

Als wie wichtig empfindest du in der aktuellen Saison die Rennstrategie?
Alexandros Margaritis: Die Strategie ist extrem wichtig, nachdem wir in diesem Jahr einen härteren Reifen haben, der - von Mugello abgesehen - enorm konstante Rundenzeiten ermöglicht. Da ist es umso wichtiger, auf den einzelnen Stints nicht in den Verkehr zu kommen und den Reifen über die gesamte Distanz perfekt nutzen zu können. Somit müssen die Boxenstopps noch geschickter getimt sein als in den Jahren zuvor.

Wie siehst du deine Perspektiven für die nächsten Jahre?
Alexandros Margaritis: Ich denke immer von Jahr zu Jahr. Letztes Jahr habe ich mit guten Leistungen auf mich aufmerksam gemacht, als ich fast immer bester Vorjahreswagenfahrer war. Das ist in diesem Jahr schwerer, die Konkurrenz ist sehr stark in der DTM. Das Feld wird durch das Gewichtsreglement immer enger zusammengerückt - selbst wenn man selbst nicht punktet und stattdessen der Teamkollege in die Punkte kommt, bedeutet weiteres Zusatzgewicht. Ich muss darauf achten, im Vergleich der Mercedes-Jahreswagenpiloten besonders zu überzeugen, und konzentriere mich erst einmal auf den Rest der Saison. Dann wird man sehen, wohin mein Weg in der neuen Saison führen wird.

Wie entwickelt sich dein Bekanntheitsgrad in Deutschland und Griechenland?
Alexandros Margaritis: Vor allem in Griechenland ist der Bekanntheitsgrad sehr stark gestiegen. In Sportzeitungen und Motorsportmagazinen bin ich sehr präsent, an den Rennwochenenden steht fast jeden Tag etwas über mich in den Tageszeitungen. Insofern bin ich in den griechischen Printmedien sehr viel präsenter als hier, da ich zurzeit der einzige Grieche im professionellen Motorsport bin. Jede Woche stellen mir griechische Journalisten ein paar Fragen. Auch in Deutschland wächst das Interesse etwas, aber naturgemäß nicht ganz so stark wie in Griechenland.

Wie gut sprichst du selbst Griechisch?
Alexandros Margaritis: Ich verstehe Griechisch zu hundert Prozent und spreche es auch selbst fließend, aber sicherlich nicht perfekt. Man hört bei mir einen deutschen Akzent deutlich heraus, nachdem ich in Deutschland aufgewachsen bin, hier die Schule besucht habe und nur zwei Jahre an einer griechischen Schule gewesen bin. Zu einer problemlosen Verständigung reicht es.

Hast du auch neben der Strecke Kontakt zu Fahrerkollegen?
Alexandros Margaritis: Dafür wohnen sie zu weit entfernt. Die meisten Teamkollegen wohnen im Ausland; ob in Österreich, Monaco oder sonstwo. Zu Fahrern wie Daniel La Rosa, der in meinem Umkreis wohnt, habe ich durchaus Kontakt. Kürzlich war ich mit Daniel und Susie Stoddart zusammen auf einer Fitnesswoche. Aber generell hat jeder seinen eigenen Freundeskreis, was vielleicht auch gut so ist, um Abstand zur Arbeit zu gewinnen.