Das Wochenende hat genauso angefangen, wie wir es uns vorgestellt hatten. In den ersten Tests haben wir verschiedene Richtungen im Bezug auf das Setup ausprobiert. Wir wussten, dass sich auf dem Norisring der Reifenverschleiß in Grenzen hält. Deshalb sind wir alles auf einem Satz Reifen gefahren. Für eine solche Entscheidung braucht man schon ein gewisses Maß an Selbstvertrauen. Die Plätze 14 und 19 in den Tests sehen nicht so gut aus, aber wir haben die Ruhe bewahrt und unser Programm durchgezogen. Für den Samstag haben wir dann das Beste zusammengetragen und im freien Training auch schon den ersten Erfolg gesehen.

Ins Wasser gefallen

Im Zeittraining kam der Regen - das war für Fahrer und Teams eine völlig neue Situation. So mussten wir kurzfristig unser Setup umbauen. Wir wussten durch den Wetterbericht, dass es schlecht werden würde und hatten uns deshalb im Hinterkopf schon einen Ersatzplan zurechtgelegt. Im ersten und zweiten Teil des Qualifying war es schon kritisch zu fahren, da es sehr stark geregnet hat. Auf der Start-und-Ziel-Geraden hatten wir mit Aquaplaning zu kämpfen.

Lange war Timo guter Hoffnung, Foto: Audi
Lange war Timo guter Hoffnung, Foto: Audi

Im dritten Qualifyingteil kam die Sonne wieder heraus und die Strecke trocknete langsam ab. Wir haben alle abgewartet, um unsere acht Runden bis zur letzten Sekunde zur Verfügung zu haben. Das haben wir fast perfekt bis auf die Sekunde hinbekommen. Weniger perfekt war, dass wir uns leider mit dem Reifendruck verkalkuliert haben. Wir hatten die Fahrbahnbeschaffenheit falsch eingeschätzt und vermutet, dass die Strecke schneller abtrocknen würde. Somit ist der Reifendruck nicht schnell genug hoch gekommen und ich hatte erst in der letzten Runde den richtigen Druck. Aber mit Startplatz fünf war ich ganz zufrieden.

Der Norisring ist keine permanente Rennstrecke und deswegen gibt es Unterschiede zu einem normalen Kurs. Hier gibt es raue und glatte Asphaltoberflächen und auch lackierte Flächen, die die verschiedenen Fahrspuren markieren. Deswegen muss man an einigen Stellen den Brems- oder Einlenkpunkt verlegen. Es ist dort einfach zu glatt. Auch die Fahrt durch den Leitplankenkanal liegt nicht jedem. Für mich ist die Strecke aber das i-Tüpfelchen der Saison.

Mit Topspeed zum Erfolg?

Für das Rennen am Sonntag haben wir uns für sehr wenig Abtrieb entschieden, da ich auf der Geraden so schnell wie möglich sein wollte. Die Entscheidung war richtig, dieses Setup hat genau gepasst. Leider habe ich mal wieder sehr früh aerodynamische Teile verloren. Der Start war noch sehr gut verlaufen und wir waren vor der ersten Kurve auch recht gut sortiert. Aber wenn die Kurve mit nur knapp 50km/h durchfahren wird und der Rest des Feldes von hinten schiebt, geht auch mal etwas daneben. Jamie Green ist mir hinten rechts ins Auto gefahren. Dabei nahmen die Luftleitbleche meines Audi A4 DTM Schaden. Zu Beginn konnte der Reifen die folgenden Schwierigkeiten noch kompensieren, doch auch der lässt irgendwann mal nach; das Fahrverhalten wurde in Folge dessen schlechter.

Zu allem Überfluss sind wir wohl etwas zu spät an die Box gekommen. Meine Rundenzeiten wurden immer langsamer, und ich habe auf zwei Runden 1,5 Sekunden verloren. Die haben uns dann gefehlt, um nach dem Boxenstopp vor dem Feld zu bleiben. Später hatte ich noch eine Berührung mit Christian Abt - dabei büßte ich wieder ein paar aerodynamische Teile ein; diesmal vorne rechts. Das Team hat sich beim zweiten Stopp den Schaden genauer ansehen können. Sie meinten, dass ich das Beste daraus machen solle. Aber für mich kommt Aufgeben erst in Frage, wenn gar nichts mehr geht.

Geplatzte Hoffnungen

Ein Reifenschaden zwang Timo erneut in die Box, Foto: Sutton
Ein Reifenschaden zwang Timo erneut in die Box, Foto: Sutton

Das wäre beinahe eingetreten: Zwei Runden später hatte ich vorne recht einen Reifenschaden - genau hinter der Grundigkehre. Also musste ich wie in Brands Hatch eine Dreiviertelrunde an die Box zurückhumpeln. Der Reifenschaden wurde wahrscheinlich durch Karbonteile im Radkasten ausgelöst, die den Reifen aufschlitzten. Danach war das Fahrverhalten meines Autos extrem schwierig. Das Auto ist quasi gesprungen, weil es sich nicht mehr sauber am Boden ansaugen konnte. So kam es immer wieder zu Luftverwirbelungen. Eine Möglichkeit wäre gewesen, mit Halbgas zu fahren. Aber dann wäre das Ganze noch dramatischer ausgefallen. Trotzdem wollte ich nicht aufgeben und bin bis ins Ziel gefahren. Besonders frustriert mich, dass ich die gute Ausgangsposition nicht nutzen konnte. Schließlich konnten Tom und Eki beweisen, dass unsere Grundperformance sehr gut gewesen ist.

Das war jetzt leider schon das zweite Rennen ohne gutes Ergebnis. Deshalb freue ich mich sehr auf Mugello. Die Strecke ist fahrerisch anspruchsvoll und auch die Aerodynamik ist sehr wichtig, allerdings gibt es dort eine lange Gerade mit einer 180 Grad-Kurve. Es wird auf jeden Fall spannend, zumal wir zum ersten Mal in dieser Saison leichter als die Mercedes sein werden. Jetzt müssen wir angreifen.