Das war bisher mein schlimmstes Wochenende, das ich in meiner DTM-Zeit hatte. Die Probleme begannen schon am Freitag und dauerten die nächsten Tage über an. Wir hatten aber keine Probleme mit der Technik, sondern mit der Performance. Ich bin einfach mit dem ersten Turn nicht zurechtgekommen.

Für Außenstehende sah das in den beiden Trainings am Freitag anders aus, da ich recht gut platziert war. Allerdings sind die Tests wenig aussagekräftig, da man nicht weiß, wer wann auf seinem Longrun unterwegs gewesen ist. Wir haben in den Trainings alles probiert, mein Problem durch Veränderungen am Wagen zu lösen. Doch dann war in den Daten einfach nichts mehr ersichtlich, was man anders machen könnte. Turn eins ist wohl einfach nicht für mich gebaut worden. Immerhin waren meine Zeiten im zweiten und dritten Sektor ganz gut.

Auf der Strecke kam es zu einer eher unangenehmen Begegnung mit Lucas Luhr, Foto: Audi
Auf der Strecke kam es zu einer eher unangenehmen Begegnung mit Lucas Luhr, Foto: Audi

Auch am Samstag zum Qualifying waren diese Probleme noch vorhanden. Doch ausgerechnet in meiner schnellsten Runde kam es zu einem Zwischenfall mit Lucas Luhr. Lucas war ausgeritten und kam leider genau vor mir wieder auf die Strecke zurück. Dummerweise war ich genau in dieser Runde 1,5 Zehntel schneller im Turn eins unterwegs als vorher. Das hätte wahrscheinlich für den Sprung in die Top-8 gereicht. So blieb mir nur der 12. Platz und der war ganz schön enttäuschend. Ich wusste, dass es für mich im Rennen sehr schwierig werden würde, da man in Brands Hatch nur schlecht überholen kann. Aber ich wollte nicht aufgeben und auch meine Mechaniker waren trotz allem hoch motiviert.

Kurzer Lichtblick nur am Start

Der Start verlief sehr gut und ich konnte ein, zwei Plätze gutmachen. Doch als Paddock Hill kam, war alles vorbei. Ich habe von Mathias Lauda von hinten einen Schlag bekommen und bin in Markus Winkelhock gedrückt worden. Dabei habe ich auch noch Paul di Resta erwischt. Damit waren innerhalb von einer Runde alle meine wichtigsten aerodynamischen Teile auf einmal beschädigt. Ich bin im Anschluss langsam an der Boxenmauer entlang gefahren, damit das Team die Schäden analysieren kann.

Uns war klar, dass es jetzt noch schwieriger werden würde. Trotzdem haben wir uns weiterhin für eine aggressive Strategie entschieden. Den ersten Boxenstopp haben wir schon in der sechsten Runde absolviert, um die Chance auf freie Fahrt zu haben. Leider war das Auto durch die Beschädigungen nicht mehr so schnell, und ich hatte immer noch meine Probleme in Turn eins. Dann hatten wir hinten auch noch einen Reifenschaden und ich musste eine dreiviertel Runde bis in die Box humpeln. Das bedeutete, dass ich im Anschluss 61 Runden auf einem Reifensatz fahren musste.

Vergänglicher Grip

Auf einer anderen Strecke wäre diese hohe Rundenzahl auf einem Reifensatz vielleicht nicht so tragisch gewesen. Aber in Brands Hatch wird der Reifen sehr gefordert. So hatte der Reifen auf dem Lausitzring durch die Geraden und die langsamen Kurven mehr Zeit sich zu erholen. Brands Hatch besteht im Gegensatz dazu eigentlich nur aus Kurven. Das wird sich zwar nicht so dramatisch auf den Reifenverschleiß aus, aber auf den Grip. Man muss früher bremsen, die Kurvengeschwindigkeit sinkt und man muss langsamer heraus beschleunigen. Je nach Verlauf des Rennens teilt man sich als Fahrer den Reifenverschleiß ein:

Lange erlebte Timo ein einsames Rennen, Foto: Audi
Lange erlebte Timo ein einsames Rennen, Foto: Audi

Zu Beginn zum Beispiel den Reifen nicht ganz so hart ran nehmen. Wenn man in einen Zweikampf verwickelt ist, kann man darauf natürlich weniger Rücksicht nehmen. Aber während des Rennens muss man Erholungsphasen für den Reifen einbauen, indem man zum Beispiel Kurven langsamer fährt. Bei den letztjährigen Reifen war der Peak höher und der Abriss des Grips deutlicher. Jetzt ist weniger fahrerisches Gefühl gefordert und eine andere Vorgehensweise nötig. Jetzt kann man zwar eine längeren Stint fahren, aber als Fahrer leider nicht mehr soviel Einfluss nehmen.

Mattias als lachender Dritter

Zwischendurch habe ich mich auf der Strecke ganz schön verlassen und alleine gefühlt. Diese 61 Runden waren extrem hart. Das hatte weniger mit der Kraft zu tun, sondern mit meiner Anspannung. Ich dachte mir die ganze Zeit: "Verdammt noch mal, Platz 16 kann doch nicht alles sein." Aber das Auto und ich waren einfach nicht schneller. Dann habe ich auch noch die Verwarnung wegen Missachtung der blauen Flagge bekommen. Es ging um die Sache mit Mattias Ekström und Mika Häkkinen, die von hinten kamen. Meiner Meinung nach, habe ich meinen Hintermann schnell genug vorbeigelassen. Ekström konnte die Situation nutzen, um an Häkkinen vorbeizuziehen. Das hat mich sehr gefreut. Schließlich sind wir ein Team.

Zu allem Überfluss sind wir beim Rückflug durch ein heftiges Gewitter geflogen. Als hätte ich die Tage zuvor nicht schon genug geschwitzt. Jetzt muss ich das Wochenende abhaken und freue mich auf den Norisring. Dort sind wir endlich wieder auf dem gleichen Gewichtsniveau wie die aktuellen Mercedes. Das ist eine gute Basis und ich bin sehr zuversichtlich, dass es in Nürnberg gut läuft. Wir werden dort voll angreifen und hoffentlich kommt dann ein Podiumsplatz heraus. Mein Saisonziel ist immer noch Siege einzufahren.