Nachdem Mika Häkkinen schon in der Lausitz schon einen zweiten Startplatz in einen Sieg umzumünzen wusste, stehen die Siegchancen des Finnen in Brands Hatch noch besser. Als Pole-Inhaber im überholfeindlichen Brands Hatch darf er als Topfavorit auf den Triumph gelten - doch auch beim vierten Saisonlauf könnten sich allerhand Kuriositäten ereigenen...

Das erste Szenario

Fiktion... "Noch immer gerät Mika Häkkinen außer sich vor Wut, wenn er an die Halbierung seiner Lausitz-Punkte sowie das ursächliche Safety-Car-Chaos denkt. An den am Ende der Boxengasse postierten Safety-Cars schaut er während des gesamten Wochenendes demonstrativ vorbei, die Pole Position und die guten Aussichten auf einen 10-Punkte-Sieg geben ihm Genugtuung. Im Rennen geschieht, was geschehen muss: Nachdem Jamie Green gewohntermaßen mit einem 2005er-Audi aneinander gerät, kommt das Safety-Car zu seinem ersten Einsatz - der führende Häkkinen gerät nach der Benachrichtigung durch den Kommandostand in Verzweiflung:

Rast dieses Fahrzeug vergeblich dem Safety-Car hinterher?, Foto: DTM
Rast dieses Fahrzeug vergeblich dem Safety-Car hinterher?, Foto: DTM

Weit und breit erblickt der Finne kein silbernes Fahrzeug mit gelben Lichtern auf dem Dach: Hat das Pace-Car etwa erneut das falsche Fahrzeug eingefangen? In Rekordtempo jagt der panische Häkkinen um den Kurs, um das Safety-Car einzuholen - was noch in den Reifenstapeln endet, bevor die Rennkommissare seine Missachtung der Gelbphase ahnden können. Zwar kann Bruno Spengler zunächst die Führung übernehmen, kurz vor Schluss unterläuft ihm jedoch auf allzu abgenutzten Reifen ein Verbremser. Es siegt Mattias Ekström.

... und Realität: Bereits im letzten Jahr reichten Mattias Ekström eine gelungene Rennstrategie, ein konstanter Speed sowie das letzte Quäntchen Glück, um das Rennen in Brands Hatch für sich zu entscheiden. In diesem Jahr stehen die Chancen auf einen Audi-Sieg mit Blick auf die Startauftstellung weitaus geringer - waren bei der Mannschaftsleistung der Ingolstädter Neuwagenpiloten in den letzten Monate große Fortschritte zu verzeichnen, so ließ sie gestern wieder zu wünschen übrig.

Wird dieser Mann im Rennen seines Fahrzeugs beraubt?, Foto: Sutton
Wird dieser Mann im Rennen seines Fahrzeugs beraubt?, Foto: Sutton

Mattias Ekström muss sich als Einzelkämpfer betätigen, darf jedoch durchaus auf die Unterstützung durch die beiden Phoenix-Piloten hoffen: Insbesondere Alexandre Prémats Chancen stehen gut, von der rechten und saubereren Startreihe aus zumindest Bruno Spengler abzufangen. Und während der Franzose als ein heißer Kandidat für das Podest erscheint, stehen beim Schweden zumindest die Chancen auf eine Rückeroberung der Meisterschaftsführung nicht schlecht. Selbst im Falle eines Häkkinen-Sieges, mit den auch die Angleichung der Neuwagengewichte einherginge...

Das zweite Szenario

Fiktion... "Tom Kristensen hat das Rennfieber gepackt: Nachdem er bereits gestern erste Comeback-Runden im DTM-Renntaxi bestritt, kribbelt es ihm während des Rennens im Gasfuß. Besorgt sieht er zu, wie sein silberner A4 DTM mit Markus Winkelhock am Steuer auch zum vierten Mal in Folge die Punkteränge zu verpassen droht und ergreift die Initiative. Während des ersten Boxenstopps initiiert er - auch mit Blick auf seine kurzfristige Le-Mans-Vorbereitung - einen Fahrerwechsel und setzt sich selbst ans Steuer seines Dienstwagens.

Ärgert sich dieser Mann im fernen Kanada über Durchfahrtsstrafen?, Foto: Sutton
Ärgert sich dieser Mann im fernen Kanada über Durchfahrtsstrafen?, Foto: Sutton

Und während sich Norbert Haug im fernen Kanada über die Durchfahrtsstrafen für diverse HWA-Piloten erregt und spontan beschließt, nach Brands Hatch zu fliegen, gelingt Kristensen eine eindrucksvolle Aufholjagd: Aus dem Nichts dreht der Däne zu seiner letztjährigen England-Form auf und darf am Ende die oberste Stufe des Podests besteigen. Dass die Rennleitung den Fahrerwechsel eher skeptisch betrachtet nachträglich Mika Häkkinen zum Sieger erklärt, stört Kristensen nur bedingt...

... und Realität: So wenig es noch in Hockenheim hiernach aussah - der dritte Mercedes-Sieg in Folge scheint nicht ganz unrealistisch. Zwar durfte sich Mattias Ekström gestern im Qualifying der Rekordrunde des gesamten Wochenendes rühmen, am Freitag bewiesen die Stuttgarter jedoch, dass mit ihrer Longrun-Performance zu rechnen ist. Die durchaus gelungene Mannschaftsleistung der HWA-Piloten im Qualifying trägt ein Übriges zu den guten Siegaussichten bei.

Mit Blick auf die Rennstrategie herrschte im vergangenen Jahr ein Unentschieden: Während Audi nach einem zu späten ersten Stopp für Kristensen noch mit einem Schrecken davonkam, konnte die HWA-Taktik Bernd Schneider nicht aus dem stetigen Verkehr befreien. Angesichts der nun konstanteren Dunlop-Reifen sind die Karten im Strategiespiel jedoch auch in Brands Hatch neu gemischt...