Der Tag hätte für Audi nicht besser beginnen können: Hatte man sich bei den Freitagstest zwar gut geschlagen, ohne letzte Zweifel an der Siegfähigkeit der Neuwagen ganz ausräumen zu können, so liefen die Ingolstädter beim Vormittagstraining zu einer Hochform auf, die das 21 schwere Gewichtshandicap der 2007er-A4 fast vergessen ließ. Zwar eroberten mit Lucas Luhr und Alexandre Prémat zwei Piloten der federleichten Jahreswagen die ersten beiden Plätze - doch mit den Plätzen drei bis fünf ließen auch die Neuwagen ihre Mercedes-Pendants mit scheinbarer Leichtigkeit hinter sich.

Noch während der zweiten Qualifying-Session hatte der Traum von der ersten Audi-Pole des Jahres Bestand gehabt: Zumindest Mattias Ekström und Martin Tomczyk kämpften mit ihren A4 DTM an vorderster Front, dem Schweden gelang mit einer Zeit von 42.597 Sekunden die bisherige Rekordrunde des gesamten Wochenendes. Doch nicht zum ersten Mal in dieser Saison ging im entscheidenden Moment zu viel schief...

Nachdem sich bereits nur knapp Markus Winkelhock und - überraschenderweise recht deutlich - Timo Scheider in Session 2 von ihren ursprünglichen Ambitionen hatten verabschieden müssen, unterlief Martin Tomczyk ein folgenschwerer Verbremser: "Im letzten Anlauf war die erste Kurve perfekt, das habe ich auf dem Display im Cockpit gesehen", berichtet der Bayer, doch die Freude währte nicht lange: "Beim Anbremsen der zweiten Kurve blockierte das rechte Vorderrad. In Brands Hatch sind die Auslaufzonen bis zu den Reifenstapeln leider sehr kurz. Auf einer anderen Strecke wäre nichts passiert."

Bis zur Unterbrechung der Session hatte Mattias Ekström noch keine gezeitete Runde fahren können; die beiden Versuche nach Neuaufnahme des Qualifyings reichten nicht an die beachtliche Performance aus dem zweiten Durchgang heran: "Nachdem ich im zweiten Qualifying Schnellster und mein A4 perfekt war, dachte ich, dass wir um die Pole Position fahren können. Doch leider hatte das Auto in der letzten Sektion plötzlich Untersteuern." Als "katastrophal" bezeichnete gar Scheider das Handling seines Dienstwagens - und spekulierte über eine negative Beeinflussung des Grip-Niveaus durch eine veränderte Streckentemperatur...

Wie schon in der Lausitz war Prémat im Qualifying Speerspitze der Ingolstädter, Foto: Sutton
Wie schon in der Lausitz war Prémat im Qualifying Speerspitze der Ingolstädter, Foto: Sutton

Von derlei Tücken des englischen Traditionskurses ließ sich zumindest das Phoenix-Team nicht von guten Ergebnissen abhalten. Hatte man den damals nur 3,5 Kilogramm kleineren Gewichtsvorteil verglichen mit den 2006er-Mercedes in der Lausitz noch nicht ausspielen können, so sorgte das Eifeler Team mit den Plätzen drei und fünf für ein Highlight. "Das Auto lief richtig gut, die Abstimmung war sehr gut", bestätigt der fünftplatzierte Christian Abt, der dennoch einen Wermutstropfen sah: "Leider stand mir Jamie Green im Weg. Seine Aktion war nicht fair."

Lange Gesichter dagegen bei Rosberg sowie bei Lokalmatador Adam Carroll. "Ich bin absolut enttäuscht. Leider kämpfe ich jedes Mal mit der Balance des Fahrzeugs, wenn die Temperaturen steigen", spielt der Nordire auf die noch immer nicht ganz auskurierte Reifenproblematik der Audi an, während auch Lucas Luhr, nur zeitweise erstmals für die dritte Session qualifiziert, aus Rosberg-Sicht ein negatives Fazit zieht: "Es kann nicht sein, dass wir in den Freien Trainings vorn sind, aber wenn es darauf ankommt, werden alle anderen schneller, nur wir können uns nicht steigern. Das müssen wir für die Zukunft ändern."