Schon am Freitag hatten 2006 die Audi-Festspiele in Brands Hatch begonnen: Auf ein morgendliches Führungsduo aus Jahreswagenpilot Pierre Kaffer und Tom Kristensen war am Nachmittag die Tagesbestzeit des Dänen gefolgt. Dass mit Bernd Schneider der härteste Konkurrent gleich auf Rang zwei folgte, tat dem Optimismus im Audi-Lager keinen Abbruch: Nicht zuletzt dank des vorangegangenen Sieges in Oschersleben zweifelte kaum jemand an der Hochform der Ingolstädter. Von Hochform konnte heute noch keine Rede sein - doch trotz nur unwesentlich geschrumpften Gewichtsnachteils präsentieren sich die Audi-Neuwagen weit konkurrenzfähiger als am Lausitz-Freitag:

Sorgte auf dem EuroSpeedway mit Adam Carroll ausgerechnet ein Gebrauchtwagenpilot für den einzigen Lichtblick des Tages, so wusste der nordirische Lokalmatador mit den Rängen zwei und fünf und der besten Audi-Zeit zwar auch heute zu überzeugen. Doch ebenso wie Carroll angesichts seiner Longrun-Performance als ein heißer Punkteanwärter erscheint, deuten die Neuwagen ihr im Vorfeld selbst von Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich angezweifeltes Podestpotenzial an: Neben Martin Tomczyk, der am Nachmittag die Bestzeit fuhr, war es insbesondere Timo Scheider mit der Abt-Audi-internen Tagesbestzeit von 43.255 Sekunden, der die Befürchtungen der Ingolstädter lindert. Am Ende fehlten dem Lahnsteiner noch erträgliche 153 Tausendstelsekunden auf Häkkinens Tagesbestzeit.

Lucas Luhr verzeichnet einen Aufwärtstrend, Foto: Audi
Lucas Luhr verzeichnet einen Aufwärtstrend, Foto: Audi

Zwar zeigten sich die Audi-Jahreswagen trotz ihres beträchtlichen Gewichtsvorteils bei beiden Tests weit über die Positionslisten verteilt - insbesondere Lucas Luhr stellte jedoch das Potenzial des im letzten Jahr siegreichen 2006er-A4 unter Beweis: Mit den Rängen sieben und zwei müht sich der Koblenzer redlich, seiner seit Hockenheim währenden Pechsträhne ein Ende zu setzen. Derweil erarbeitete sich mit erfolgreicher Setup-Arbeit sowie einer beachtlichen Vormittagszeit von 42.272 Sekunden Alexandre Prémat trotz eines Ausritts am Nachmittag große Chancen, beim britischen Gastspiel den längst überfälligen ersten Punkterang zu erobern.

"Wir hatten damit gerechnet, dass unser Rückstand aufgrund des höheren Gewichts etwas größer sein würde. Mein Long-run am Nachmittag war hervorragend", ist auch Timo Scheider, der am Sonntag seinen ersten Podestplatz in der DTM erobern will, positiv überrascht - zumal Dr. Wolfgang Ullrich den erfolgreicheren zweiten Test als den aussagekräftigeren erachtet: "Der Vormittag war etwas schwierig, weil der Grip in der zweiten Hälfte des Trainings nachgelassen hat. Deshalb war es nicht leicht, die Daten optimal auszuwerten. Am Nachmittag waren die Streckenverhältnisse eindeutiger."

Zufriedene Gesichter bestimmen auch das Jahres- und Gebrauchtwagenlager, obwohl sich 2006er-Speerspitze Lucas Luhr weitere Steigerungen erhofft. "Ein gutes Ergebnis, obwohl ich eigentlich mit dem Auto nicht zufrieden bin. Es fährt noch nicht so, wie ich es mir vorstelle", stellt der Rosberg Pilot fest, "das ist das Kuriose an der DTM: Du bist nicht zufrieden, aber Zweiter, und manchmal denkst du, dass du nicht schlecht warst, aber du stehst auf Platz 16..."