"Dass Brands Hatch die Wende gegen uns in der Meisterschaft war, hatte nichts mit der Performance des Autos zu tun", fasst Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich seine Erinnerungen an den vierten Saisonlauf des vergangenen Jahres zusammen. Geradezu dominant hatte sich Audi-Speerspitze Tom Kristensen in Qualifying und Rennen präsentiert, bis dem souverän in Führung liegenden Dänen 17 Runden vor Schluss die Radaufhängung brach. Als Profiteur und Rennsieger präsentierte sich damals in einer für ihn ansonsten mäßigen Saison ausgerechnet Mattias Ekström - der am kommenden Wochenende seine Ansprüche auf den zweiten DTM-Titel untermauern will...

Abt

Entsprechend optimistisch zeigt sich der Schwede, der schon in Brands Hatch die Meisterschaftsführung von Paul Di Resta zurückerobern könnte: "In dieser Saison sind wir generell noch besser vorbereitet, deshalb sollten wir in der Lage sein, erneut um Podiumsplätze zu kämpfen." Doch was bei den Ingolstädtern schon auf dem EuroSpeedway Lausitz beherrschendes Thema war, begegnet Audi auch in der Grafschaft Kent: Die nach dem DMSB-Urteil für den vierten Saisonlauf halbierten Gewichtszu- und abnahmen bescheren Audi einen nach wie vor beträchtlichen Nachteil von 21 Kilogramm - nachdem man sich bereits auf erträgliche 14 Kilo gefreut hatte.

2006 erbte Ekström von Kristensen seinen einzigen Saisonsieg , Foto: Sutton
2006 erbte Ekström von Kristensen seinen einzigen Saisonsieg , Foto: Sutton

"Wir müssen natürlich abwarten, wie sich das Zusatzgewicht in Brands Hatch auswirkt", muss so auch Ekström seinen Optimismus bremsen, nachdem die Audi-Neuwagen noch 2006 mit zehn Kilogramm Gewichtsvorteil nach England gereist waren. Der punktgleiche Martin Tomczyk hat sich mittlerweile mit dem zunächst in Fahrerreihen umstrittenen Kurs angefreundet: "Die Strecke ist recht klein und erfordert viel Arbeit für den Pit-Board-Mann, sie macht aber Spaß. Vor allem die schnelle erste Rechtskurve." Überholchancen bietet allerdings auch diese nicht: Das zweifelsohne vorhandene Potenzial des aktuellen A4 DTM will somit schon Qualifying umgesetzt sein. Ein Vorsatz, den beim zweiten Rennen für Audi auch Kristensen-Vertretung Markus Winkelhock gefasst hat...

Phoenix & Rosberg

Mit einigem Optimismus und 28 Kilogramm Mindergewicht verglichen mit den Mercedes-Jahreswagen waren Phoenix- und Rosberg-Team in die Lausitz gereist - um dennoch eine Enttäuschung zu erleben. Die Schmach der unvorhergesehenen Nullrunde will Rosberg-Teamchef Arno Zensen somit rasch vergessen machen: "Wir denken zu wissen, woran es lag und sollten in Brands Hatch das Ergebnis einfahren, das wir uns für den EuroSpeedway versprochen hatten", kündigt Zensen an, dessen Piloten Lucas Luhr und Mike Rockenfeller sich ebenso wie Christian Abt und Alexandre Prémat nun gar über einen nochmals gewachsenen Gewichtsvorteil von 31,5 Kilogramm freuen dürfen.

Auch die 2005er-Audi wussten hier im vergangenen Jahr zu überzeugen, Foto: Audi
Auch die 2005er-Audi wussten hier im vergangenen Jahr zu überzeugen, Foto: Audi

"Unserem A4 liegt die Strecke, wir können uns viel erhoffen", setzt Abt, der 2006 in Brands Hatch sein bestes Saisonergebnis einfuhr, auf die erwiesenen England-Qualitäten seines Dienstwagens. Der Bayer wartet ebenso wie Luhr und Prémat auf die erlösenden ersten Punkte des Jahres: "Ich bin bisher erst einmal in Brands Hatch gefahren: 1996 in der Formel Ford", erhofft sich der Koblenzer einen bescheidenen Erfahrungsvorteil, während beim schon in der Lausitz überzeugenden Franzosen die Angriffslust weiter steigt: "Meine Erwartungen müssen einfach hoch sein, denn ich habe noch kein DTM-Rennen beendet..."

Futurecom TME

Weiteres Steigerungspotenzial besteht auch bei TME-Pilotin Vanina Ickx, die 2006 ihr Rennen nach einem Fahrfehler beenden musste: "Ich glaube, dass Brands Hatch das härteste DTM-Rennen des Jahres wird", prognostiziert die Belgierin trotz der auch für die 2005er-Audi geltenden 31,5 Kilogramm Gewichtsvorteil, von dem auch ihr Teamkollege Adam Carroll zehren darf. Der Bonus des Heimvorteils spornt den bislang punktlosen Nordiren dabei ebenso an wie das Brands-Hatch-Potenzial des Audi-Gebrauchtwagens: Die damaligen Audi-Jahreswagen hatten ihre Single-Frame-Nase beim letztjährigen Brands-Hatch-Debüt auch bei Gewichtsgleichstand vor den 2005er-Mercedes.