Das war ein richtiges Chaos-Wochenende. Unsere Gesamtperformance, vor allem in den drei Tests, war ordentlich. Wir wussten schon vorher, dass wir durch die Gewichtsunterschiede einen gewissen Zeitrückstand haben werden. Das Team hat vorher eine Kalkulation über den Rückstand vorgenommen und da lagen wir noch im Rahmen. Deshalb waren auch die Plätze neun bis elf für die drei aktuellen Audis keine wirkliche Überraschung für uns. Wir hatten uns zwar etwas mehr erhofft, aber nur, damit der Weg in die Punkte nicht so weit ist. Unser Ziel war, uns gut aus der Affäre zu ziehen und ein bis zwei Punkte mit nach Hause zu nehmen. Für mich gehören die Rennen, in denen wir schwer sind, mit zu den Wichtigsten. Hier müssen wir so viele Punkte wie möglich mitnehmen, denn die könnten uns sonst am Ende fehlen.

Chaotische Safety-Car-Phase

Trotz der schwierigen Situation hatte ich einen sehr guten Start. Leider hat mich Daniel La Rosa in der ersten Kurve erwischt und mich in den Dreck geschickt. Damit waren die Plätze verloren, die ich kurz vorher erst gewonnen hatte und ich kam auf der 12. Position aus der ersten Runde. Bis zur ersten Safety-Car-Phase verliefen die folgenden Runden unspektakulär. Doch dann begann das Chaos. Es gab Probleme mit der Kommunikation zwischen der Rennleitung und den Kommandoständen. Es wurde auf den Monitoren nicht eindeutig angezeigt, wann das Safety Car kommt und wann die Boxengasse auf oder zu ist. Da hat einfach das Timing nicht richtig funktioniert:

Schon vor dem Start waren Timos Erwartungen gedämpft, Foto: Audi
Schon vor dem Start waren Timos Erwartungen gedämpft, Foto: Audi

Daraufhin kamen manche rein, mache nicht. Bei anderen wusste man nicht, ob sie rein durften oder nicht. Einige wurden vielleicht nicht bestraft, obwohl es nötig gewesen wäre. Zu diesem Zeitpunkt wurde an der Boxenmauer mehr das Reglement gewälzt als alles andere. Ich wollte in dem Moment mit keinem dort tauschen. In den letzten zehn Runden habe ich mich noch mit Jamie Green duelliert, der sich zuvor immer näher heranarbeiten konnte. Aber ich konnte ihn noch hinter mir halten. Das Team hat eine tolle Leistung vollbracht, indem sie zumindest teilweise die Übersicht behalten haben und mir dadurch den fünften Platz verschafft haben.

Rettende Safety-Car-Phase

Dabei hat uns die zweite Safety-Car-Phase sogar noch gerettet. Während der ersten Phase hatten wir nur ein Mal gestoppt. Andere hingegen hatten ihre beiden Boxenstopps dann schon erledigt. Hätten wir den zweiten Boxenstopp während des normalen Rennverlaufes absolvieren müssen, wären wir hoffnungslos verloren gewesen. Die zwei Pflichtstopps direkt hintereinander zu machen, hat zwei Seiten: zum einen hat man sie hinter sich, aber der Zweifel ob die Reifen halten bleibt.

Während der zweiten Safety-Car-Phase holte Timo den zweiten Stopp nach, Foto: DTM
Während der zweiten Safety-Car-Phase holte Timo den zweiten Stopp nach, Foto: DTM

Nach unseren Berechnungen nach dem Rennen wären Martin, Mattias und ich sogar noch besser gewesen. Unsere Rennperformance war wirklich besser als unsere Leistung im Qualifying. Leider hat uns dieses Chaos eine bessere Platzierung gekostet. Auf der anderen Seite sind wir jetzt endlich leichter. Wie ich schon nach Oschersleben gesagt habe, war es schade, dass Häkkinen ausgefallen ist. Der vierte Platz war zwar toll, die sieben Zusatzkilo allerdings weniger. Irgendwann war das Chaos so groß, dass man die eigentliche Reihenfolge nicht mehr rekonstruieren konnte. Wenn man versucht hätte noch etwas im Nachhinein zu regeln, wäre es auch kein faires Ergebnis geworden.

Nicht nur für das Team an der Boxenmauer war es schwierig, auch für uns Fahrer war es nicht leicht. In dem Chaos habe ich teilweise kein anderes Auto gesehen. Man wusste nicht, sind sie an der Box oder hinter dem Safety Car. Dadurch wusste ich auch zeitweise nicht mehr, wo ich positioniert war. In dieser Situation habe ich viel mit der Box bzw. mit meinem Renningenieur kommuniziert. Auf jeden Fall war es ein sehr lehrreiches Rennen, egal ob für die Rennleitung, Teams oder für uns. Bei normalem Rennverlauf hält sich die Kommunikation zwischen Fahrer und Renningenieur in Grenzen. Das wichtigste Thema ist, wie man die freie Fahrt nach dem Boxenstopp ermöglicht. Die Box berechnet die Gesamtzeit, die man für den Boxenstopp benötigt, um hinterher frei fahren und die Reifen optimal nutzen zu können. Der Ingenieur informiert uns, ob wir in den noch verbleibenden Runden bis zum Stopp pushen müssen, um noch einige Zehntel herauszufahren.

Auf Brands Hatch freue ich mich. Dort war ich letztes Jahr im Vorjahreswagen schon gut unterwegs und auch die 2006er waren schnell. Deshalb denke ich, dass wir dort dieses Jahr gut aufgestellt sein werden. Außerdem mag ich die Fans dort sehr. Die Engländer sind in den Motorsport richtig verliebt.