Mika Häkkinen beschert der neuen C-Klasse endlich den ersten Sieg, Paul Di Resta zeigt sich erneut beeindruckend abgeklärt, Bruno Spengler macht für Mercedes den Triumph in der Lausitz perfekt: Ein Ergebnis, das angesichts der Gewichtseinstufung, aber auch angesichts der Performance des 2007er-Mercedes nicht überraschend war. Umso mehr verwunderten da die zahlreichen Fehler der Rennleitung, die für mich in einer professionellen Serie wie der DTM enttäuschend waren. Schließlich ist eine Safety-Car-Phase nichts Ungewöhnliches...

Zunächst einmal war es erstaunlich, dass das Safety Car nach dem Unfall zwischen Mathias Lauda und Markus Winkelhock erst nach drei Runden auf die Strecke kam. So unglücklich, wie Markus' Auto auf der Strecke stand, war ich überzeugt, dass sofort die Safety-Car-Phase beginnt. Weil dem nicht so war, entstand ein nicht zu unterschätzendes Sicherheitsrisiko - wie eng einige Piloten trotz der Bergungsarbeiten den Audi passierten, haben wir gesehen. Schon hier wurde die Situation von Seiten der Rennleitung falsch eingeschätzt.

In der Theorie: Frühes Aus für Mika

Mattias Ekström verlor das Rennen in der Boxengasse, Foto: Sutton
Mattias Ekström verlor das Rennen in der Boxengasse, Foto: Sutton

Als das Pace Car endlich auf die Strecke ging, hatten schon einzelne Fahrer ihren ersten Boxenstopp absolviert, unter anderem Jamie Green, Gary Paffett und Martin Tomczyk. Die logische Schlussfolgerung daraus war zunächst: Das war es wohl mit dem Sieg für Mika Häkkinen und Bruno Spengler! Hat man anders als die Konkurrenz noch keinen Stopp absolviert, darf man sich in dieser Situation prinzipiell auf Positionsverlust einstellen. Wenn Gary sagt, dass er neben Jamie als Zweiter auf dem Podest hätte stehen können, hat er damit Recht.

Dass sich das Safety Car nicht vor Mika an die Spitze setzte, war bekanntlich der entscheidende Fehler. Solange das Safety Car vor dem Drittplatzierten fuhr, hatten Mika und Bruno eigentlich die Möglichkeit, auf das restliche Feld aufzuschließen - das damit eine ganze Runde verloren hätte. Aber dem war auch nicht so, und auch für uns in der Kommentatorenkabine wurde es richtig unübersichtlich... Hinzu kam, dass Safety Car schlichtweg zu langsam fuhr. So konnte man über Boxeneinfahrt, -gasse und -ausfahrt schneller sein als das Feld auf der Strecke. Eine Besonderheit, zu der auch das Streckenlayout in der Lausitz beträgt - und die auch während der Pace-Car-Phase bei der Wertung von Sektorenzeiten hätte berücksichtigt werden müssen.

In der Theorie: Lucas auf Siegkurs

Die Regel, wonach die Boxengasse erst geöffnet werden darf, nachdem sich das Safety Car vor den Führenden gesetzt hat, wurde 2005 als Reaktion auf ähnlich verwirrende Situationen auf dem Norisring eingeführt. Doch mal war die Boxengasse offen, mal geschlossen, die Ampel Boxenausfahrt zeigte nach Belieben Rot und Grün.... Ein Teil der Piloten stoppte einmal, Mika gleich zweimal - und Lucas Luhr war noch gar nicht in die Boxengasse eingebogen. Damit hätte Lucas logischerweise erst einmal das Rennen anführen müssen. Und dennoch wurde Mika stets als Führender aufgelistet.

Die Zuschauer haben auf dem Bildschirm eine Rangliste gesehen, die nicht zu den Bildern passte. Nachdem die Rennleitung gemerkt hatte, dass die Rennpositionen nicht korrekt sein können, wurde das Safety Car erneut auf die Strecke geschickt. Diese Chance blieb leider ungenutzt, denn auch damit sind aus meiner Sicht die vorherigen Fehler nicht korrigiert worden. Während der zweiten Safety-Car-Phase haben einige Fahrer eine ganze Runde verloren, andere nicht. Adam Carroll überfuhr ausgangs der Boxengasse unbestraft die rote Ampel. Auch was die blauen Flaggen anging, war man sich nicht einig, wem sie wann gezeigt werden sollen...

Chaos auch ohne das Safety Car

Mathias Lauda kam eher zufällig zu zwei Punkten, Foto: Sutton
Mathias Lauda kam eher zufällig zu zwei Punkten, Foto: Sutton

Auch abseits der Safety-Car-Phasen agierte die Rennleitung unglücklich: Nicht nur, dass es für mich ein Rätsel blieb, wie Mathias mit zwei regulären und einem unfreiwilligen Boxenbesuch Siebter werden konnte. Wenn man bedenkt, dass Jamie für sein Manöver gegen Adam bestraft wurde, ist es unverständlich, wieso Mathias im Kampf gegen Markus unbestraft blieb. Nach der ersten Berührung hat sich Mathias neben Markus gesetzt - und ihm nicht die nötige Luft zum Überleben gelassen.

Es ist schwer zu sagen, wie das Rennen ohne die teils gravierenden Fehler der Rennleitung ausgegangen wäre - aber ich glaube, dass das Podium anders ausgesehen hätte. Es war diesmal wie im Fußball: Ob der Elfmeter berechtigt war oder nicht - ist das Tor drin, hat man trotzdem verloren. Die vielen Fehler sind nicht mehr rückgängig zu machen, auch wenn Audi das Ergebnis nur zähneknirschend akzeptiert hat:

So hat Mattias Ekström im Rennen einen enormen Speed gezeigt, nachdem sich die Schwäche von Audi als reines Qualifying-Problem herausgestellt hatte. Alexandre Prémat zeigte bis zum Missverständnis mit Gary Paffett ebenso wie sein Team Phoenix eine tolle Leistung, das nach dem Bruch eines Querlenkers in der zweiten Qualifying-Session das Fahrzeug in Rekordzeit in den vorherigen Topzustand zurückversetzt hat. Und mit Blick auf die Meisterschaft ist die DTM mit einem blauen Auge davongekommen, denn mit diesem Rennergebnis bleibt im Kampf um den Titel alles offen...