Schon das freie Training am Vormittag hatte ein letztes Mal die nicht ganz zu unterschätzende Wahrscheinlichkeit eines Comebacks der alten HWA-Mannschaftsleistung im Qualifying angedeutet. Die Prognosen bestätigten sich - doch immerhin hatte man auch in Ingolstadt so manch gelungene Rückkehr zu verzeichnen. Mit Blick auf das Abschneiden der Abt-Audi blieben sie jedoch Trostpreise...

Gelungenes Cockpit-Comeback

Taten sich die Piloten des silbernen Audi-Neuwagens mit dem Siemens-Schriftzug und des silbern-goldenen Jahreswagens in Oschersleben noch sichtlich schwer, so wurden die beiden Fahrzeuge heute wieder rasanter über den Asphalt gejagt. Es wäre ohne Fahrfehler problemlos der Einzug in die zweite Session möglich gewesen, kommentierte Kristensen-Vertetung Markus Winkelhock, der zuletzt 2004 eine Saison im 2003er-Mercedes bestritten hatte, seinen 19. Platz. Und machte damit angesichts seiner Leistungen in den drei Trainingssessions eine glaubwürdige Aussage...

Paul Di Resta wusste mit Platz 3 erneut zu beeindrucken, Foto: Sutton
Paul Di Resta wusste mit Platz 3 erneut zu beeindrucken, Foto: Sutton

Für weit mehr Aufsehen sorgte dennoch Alexandre Prémat. Der Franzose, dessen Comeback eigentlich noch niemand bereits beim dritten Saisonlauf erwartet hätte, stieg zum Shootingstar im Audi-Lager auf. Während Christian Abt nach überzeugenden Zeiten am Freitag mit dem Aus in der ersten Session patzte, setzte Prémat das Potenzial des leichtgewichtigen Jahreswagens als Einziger voll und ganz um. "Ich fühle mich zu hundert Prozent fit. Wenn ich im Auto sitze, denke ich nur daran, spät zu bremsen und früh Gas zu geben", verrät Prémat das Erfolgsrezept seines sechsten Ranges. Sollte der Start gelingen, werde es "morgen schon klappen", zeigt sich Prémat zuversichtlich - dem Pechvogel der aktuellen Saison ist es zu wünschen.

Comeback der alten Form

Zwar war das Erstaunen trotz Kenntnis des aktuellen Gewichtsstandes über die Mercedes-Vorherrschaft im Qualifying groß - die Stuttgarter Dominanz war dennoch nur ein kurzes Revival dessen, was die DTM-Welt schon 2001 und 2003 erlebt hatte. Auch damals übte sich Sportchef Norbert Haug im Tiefstapeln: "Das Rennen muss trotzdem gewonnen werden. Wir haben gestern den Speed gehabt und das müssen wir jetzt ordentlich umsetzen", lautete sein Fazit nach dem Zeitfahren. Seinen Audi-Kollegen Dr. Wolfgang Ullrich plagten derweil ganz andere Sorgen:

Mattias Ekström scheiterte nur knapp am Einzug in die zweite Session, Foto: DTM
Mattias Ekström scheiterte nur knapp am Einzug in die zweite Session, Foto: DTM

Der Abstand der Audi-Neuwagen von rund einer Sekunde auf die Pole-Zeit Bruno Spenglers war auch heute nicht allein mit dem viel zitierten Gewichtshandicap von 28 Kilogram zu erklären. Das Problem, wie es Jahres- und Gebrauchtwagen der Ingolstädter bereits während der vergangenen Wochen allzu oft begegnete, traf heute die Neuwagen heute besonders hart: "Wir hatten mit den neuen Autos das Problem, dass wir unsere Leistung auf neuen Reifen nicht umsetzen konnten", berichtet der Österreicher von Problemen mit den neuen, etwas härteren Dunlop-Reifen, deren Gegner sich im Fahrerlager mittlerweile mehren.

Auf der "Mercedes-Strecke" EuroSpeedway macht sich das Problem aus Ullrichs Sicht in besonderer Intensität bemerkbar: "Der Reifen hat eine gewisse Charakteristik, die sich auf verschiedenen Strecken unterschiedlich stark ausprägt." Dass Mattias Ekström, Martin Tomczyk und Timo Scheider auf den Rängen neun bis elf denkbar knapp am Einzug in die letzte Qualifying-Session scheiterten, plakatierte letztlich nur das Lausitzer Kräfteverhältnis - hätte sich Abt-Audi-Speerspitze Ekström doch auch mit etwas mehr Glück nicht mehr zugetraut als Startplatz sechs.

Comeback an der Tabellenspitze

Was Mercedes gemeinsam mit HWA auch für die aktuelle Saison vorhat, haben die Fußballer in der Heimat des Sterns schon längst vollbracht: Die Meisterschale der abgelaufenen Bundesligasaison geht nach vielen Jahren zurück nach Stuttgart. Während des Siegeszuges des VfB herrschte in der Mercedes-Hospitality der Ausnahmezustand: Mit nur mäßigem Interesse nutzte so mancher ausländische Pilot die Zeit effektiv zum Signieren von Autogrammkarten und zum familiären Plausch - die deutschen Fahrer hielt es dagegen während der Übertragung des 34. Spieltages kaum auf ihren Stühlen: Am euphorischsten präsentierte sich Norbert Haug, der von Hans-Jürgen Abt Glückwünsche entgegennehmen durfte - eine Geste, die auch für den morgigen Tag gut vorstellbar ist...