Mercedes kann eigentlich ohne große Sorgen in das Rennen gehen. Denn es müsste schon etwas Unglaubliches passieren, sollte morgen kein C-Klasse-Pilot ganz oben auf dem Treppchen stehen. Schließlich sind die Plätze eins bis fünf allesamt in Stuttgarter Hand - eine Fünffach-Pole sozusagen. Was soll da noch schief gehen? Eigentlich nichts, weiß auch Motorsportchef Norbert Haug: "Das ist toll und natürlich eine sehr gute Vorraussetzung für das Rennen", sagte er und mahnte sogleich zur Vorsicht. "Das Rennen muss trotzdem gewonnen werden. Wir haben gestern den Speed gehabt und das müssen wir jetzt ordentlich umsetzen."

Das gilt insbesondere für Bruno Spengler, der nach drei Qualifyings nun eine Bilanz von zwei ersten und einem dritten Startplatz hat. Seine Punktebilanz liest sich aber ganz anders. Denn für ihn steht noch kein einziger Zähler zu Buche. Das soll sich dieses Mal natürlich ändern, obgleich keiner besser weiß als er, dass noch nichts gewonnen ist. "Es wird sehr, sehr schwer, das Rennen zu gewinnen. Alle sind so unglaublich eng beieinander, da kann viel passieren."

Dennoch sind die Vorraussetzungen auf ein gutes Ergebnis für Spengler und die anderen Mercedes-Neuwagenfahrer exzellent. Ein fast schon lächerlich übertriebener Gewichtsvorteil von 28 Kilogramm gegenüber den 2007er Audis machte die Autos von HWA zum Maß aller Dinge im Qualifying auf dem Eurospeedway. Jamie Green - normalerweise ein Spezialist für schnelle Runden - war als Fünfter noch der schlechteste der vier Piloten der neuen C-Klassen. Sogar Bernd Schneider beendete seinen Fluch in diesem Jahr, er ereichte das Q3 und fuhr auf Startplatz vier. So könnte es dank des neuen Gewichtsreglements im dritten Rennen endlich klappen mit dem ersten Sieg für das Flaggschiff der Stuttgarter.

War die Dominanz der leichten Mercedes-Neuwagen noch allgemein erwartet worden, so war die Stärke der im Vergleich zu Audi schwereren Jahres- und Gebrauchtwagen eine Überraschung. Wieder einmal war es Newcomer Paul Di Resta, der mit seiner 2005er C-Klasse die stärkste Leistung ablieferte und auf Rang drei vorfuhr. Damit hat der Schottete morgen die besten Karten als alleiniger Spitzenreiter der Gesamtwertung nach Brands Hatch zu fahren. Für die Vorjahresautos hielten dieses Mal Alexandros Margaritis und Daniel La Rosa auf Platz sieben und acht die Fahnen hoch.

Selbst die drei Piloten, bei denen es heute nicht so rund lief, hielten sich mit Klagen über das Auto zurück. "Das Auto war nicht allzu schlecht, es gab kein großes Problem, keine Fehler, es ist sehr schwierig, etwas zu sagen", befand Gary Paffett nach dem Qualifying. Der Sieger von Oschersleben kam dieses Mal nur auf Platz 13. Mathias Lauda, der 14. wurde, befand: "Ich bin mit dem Speed nicht unzufrieden, habe es nur nicht ganz auf den Punkt gebracht." Und Susie Stoddart, die als einzige Mercedes-Pilotin nicht in die dritte Qualifying-Runde kam, hat die Punkte auch mit Startplatz 17 noch nicht abgeschrieben, denn: "Mein Auto ist gut." Was soll da für Mercedes noch schief gehen?