Wolfgang Ullrich musste auf dem Zeitenmonitor weit nach unten schauen, um den ersten seiner Schützlinge zu finden. Die ersten dreieinhalb Startreihen gehören Mercedes und selbst dann kommt keiner der aktuellen Boliden, sondern Rückkehrer Alex Prémat in einem Vorjahreswagen. Von der 2007er Fahrzeuggeneration schaffte es kein einziger Audi in die letzte Qualifying-Session.

"Wir hatten mit den neuen Autos das Problem, dass wir unsere Leistung auf neuen Reifen nicht umsetzen konnten", gestand Dr. Ullrich gegenüber der adrivo Sportpresse. "Am Vormittag ist Mattias seine schnellste Runde auf gebrauchten Reifen gefahren. Wir haben uns dann fürs Qualifying ein bisschen verbessert, konnten das Potenzial aber nicht so ausschöpfen wie andere." Das soll jedoch keine Ausrede sein, denn das gehöre genauso zum Spiel wie das Gewichtsreglement, das Audi derzeit etwas benachteiligt. "Die Reifensituation gehört zum Setup wie alles andere auch, vielleicht liegt es ganz einfach daran, dass wir mit mehr Gewicht hier eine gewisse Beeinträchtigung haben." Jetzt müsse man das Beste daraus machen.

Auf die Saison gesehen wird sich das Reifenproblem von Strecke zu Strecke verändern, denn die Reifen werden nicht ausgetauscht. "Der Reifen hat eine gewisse Charakteristik, die sich auf verschiedenen Strecken unterschiedlich stark ausprägt." Die Taktik für das Rennen am EuroSpeedway sei relativ einfach: "Wir müssen mit so wenig Verkehr wie möglich die Autos so schnell wie möglich ins Ziel bringen und dabei ein paar Punkte abräumen." An den Sieg verschwendet Ullrich keinen Gedanken. "Wir müssen davon ausgehen, dass morgen ein Mercedes ganz oben steht." Noch nicht einmal bei Regen rechnet er mit einem Triumph: "Ich wäre überrascht, wenn es bei weniger Grip mit mehr Gewicht besser ginge." Aber selbst ein Mercedes-Sieg würde etwas Positives mit sich bringen: "Dann entspannt sich die Gewichtssituation wieder", sagte er. "Das ist genauso ein Teil der Meisterschaft."