Verlief der gestrige Tag ohne größere Überraschungen, so präsentierte sich der Qualifying-Samstag im frühlingshaften Oschersleben bereits interessanter: Gleich mehrere Piloten erreichten ihren persönlichen Wendepunkt hin zum Erfolg, die heute weniger glücklichen Vertreter des Fahrerfeldes lernten zumindest den Wendekreis ihres DTM-Boliden kennen...

Die Wende im 3. Test

Noch am Freitag schien Audi nahtlos an jene Ergebnisse anzuknüpfen, wie man sie schon in Hockenheim zu Stande gebracht hatte. Auch im freien Samstagstraining präsentierten sich die Ingolstädter mit sechs A4 DTM unter den Top Ten konkurrenzfähig - und dennoch kündigte sich an der Spitze der Zeitenlisten eine kleine Wende an: Jamie Greens Bestzeit deutete bereits die gelungene Abstimmungsarbeit der HWA-Truppe an, die sich wenige Stunden später bestätigen sollte. Trügerischer hingegen die guten Zeiten für Paul Di Resta sowie Gary Paffett, die sich mit hauchdünnem Abstand hinter Green platzierten: Sowohl Di Resta als auch so mancher Jahreswagenpilot kämpfte im Qualifying mit unerklärlichen Performance-Problemen.

Viel befahrener Wendehammer

Auch Bruno Spengler unterliefen in der ersten Kurve Verbremser, Foto: Sutton
Auch Bruno Spengler unterliefen in der ersten Kurve Verbremser, Foto: Sutton

"Die Kurve macht das Pilotenleben definitiv gefährlicher", urteilt Mika Häkkinen über die neue Kurve nach Start und Ziel. Auch nach Entschärfung des inneren Curbs im engen Linksknick können sich die Piloten nicht mit der modifizierten Streckenführung nach Start und Ziel anfreunden - im Gegenteil: Die Zahl der Verbremser und Ausritte in der viel gescholtenen Kurve nahm gerade während des Qualifyings bedrohliche Ausmaße an.

Können sich die Streckenarchitekten schon nicht über Komplimente für ihre Schikanenkreation freuen, so wird zumindest ihrer asphaltierten Auslaufzone eine besondere Ehre zuteil: Sie wurde in der DTM-Szene als wohl erste Auslaufzone getauft - auf den Namen "Wendehammer". Ihre Maße wurden allem Anschein nach geschickt nach dem Wendekreis eines 4,80 Meter langen Tourenwagens gerichtet, der soeben den Bremspunkt verpasst hat...

Skandinavische Wende

Legte im Vorjahr Tom Kristensen mit seiner Pole Position schon am Samstag den Grundstein zur vorübergehenden Wende in der Meisterschaft, so führte nun Mika Häkkinen eine skandinavische Wende herbei - diesmal zu Gunsten der Stuttgarter. "Das Gefühl, zum ersten Mal seit Spa 2005 auf Pole zu stehen, ist natürlich großartig", stellte der Finne nach verdienter Pole Position zufrieden fest. Unauffällig hatte sich Häkkinen von Session zu Session gesteigert, um schließlich mit Blick auf seine zuletzt bescheidenen Ergebnisse den Wendehammer zu durchqueren.

Die Audi-Piloten, die noch während der ersten beiden Sessions wie die potenziellen Pole-Inhaber aussahen, lehrte er somit durchaus das Fürchten. In seiner persönlichen schnellsten Qualifying-Runde verfehlte selbst der heute so überzeugende Timo Scheider die Zeit des Finnen um eine Zehntelsekunde. Nach eigener Rechnung hätte er dennoch den ersten Startplatz einfahren können: "Im dritten Abschnitt ist mir ein Fehler auf Start- und Ziel unterlaufen. Das hat mich zweieinhalb Zehntel gekostet."

Nur um 74 Tausendstel verpasste Mike Rockenfeller die Pole Position, Foto: Sutton
Nur um 74 Tausendstel verpasste Mike Rockenfeller die Pole Position, Foto: Sutton

Nicht ganz in Schlagdistanz zur Pole Position präsentierten sich Mattias Ekström und Martin Tomczyk, die auf den Rängen vier und sieben die Gründe für ihr Abschneiden nicht zu lokalisieren wussten. So bewies das Abt-Audi-Duo unfreiwillig, dass zurzeit selbst Nuancen den Weg zur Spitze verbauen können. Nicht nur um Nuancen hatte Bernd Schneider derweil die Schikane vor der Nordtribüne verpasst: Mit einer schwergängigen Lenkung hadernd war der DTM-Champion neben die Strecke geraten und wurde wenig später mit Rang zehn bestraft. Ob eine defekte Servolenkung Schneider am Einzug in die dritte Session hinderte, ist dabei nicht überliefert - nach dem x-ten Ausfall der Lenkunterstützung meiden die Stuttgarter möglicherweise Wörter mit dem Bestandteil "Servo"...

Wende bei den älteren Jahrgängen

Nachdem Gary Paffett während der dritten Qualifying-Session bereits für den spektakulärsten Verbremser hinein in den Wendehammer nach Start und Ziel gesorgt hatte, war der Weg für Mike Rockenfeller zum 2006er-internen Triumph frei. Dass er den beeindruckenden zweiten Rang des Rosberg-Piloten auch ohne sein Missgeschick nicht hätte gefährden können, gab Paffett, der sich am Ende mit Rang acht begnügen musste, freimütig zu: "Aber ich bin glücklich mit Platz acht, auch wenn wir noch drei Ränge weiter vorne hätten stehen können."

Anders als Rockenfeller, dessen Leistung längst nicht nur allein mit dem geringen Gewichtsvorteil seines Audi-Jahreswagen erklärt werden konnte, erlebte der Shootingstar von Hockenheim, Paul Di Resta, zumindest nach seinen Maßstäben eine Enttäuschung. Hatte sich gestern noch Mika Häkkinen in wortreichster Form wenig gesprächig gezeigt, so war der schottische Persson-Debütant nach seinem elften Platz im 2005er-Mercedes mehr als nur kurz angebunden - wenngleich er als nach wie vor bester 2005er-Pilot die Wende zum Negativen noch längst nicht erreicht hatte...