Mit ungekannten Überholmöglichkeiten wollte die Motorsport Arena Oschersleben die Fans nach ihrem Streckenumbau in die Magdeburger Börde locken. Nun fungieren als Lockmittel für den zweiten Saisonlauf immerhin eine ungekannte Gewichtskonstellation und ein erneut unbekanntes Kräfteverhältnis - sowie im Audi-Lager zwei Piloten, die für die Fans bestensfalls alte Bekannte sind...

Bekanntes Antlitz trotz Facelifts

Die neue erste Kurve wurde nach vernichtender Fahrerkritik etwas abgerundet, Foto: Sutton
Die neue erste Kurve wurde nach vernichtender Fahrerkritik etwas abgerundet, Foto: Sutton

"Die neue erste Kurve sollte Ausbremsmanöver ermöglichen, was gut für die Zuschauer ist", bewertet Mika Häkkinen den Oscherslebener Streckenumbau, der den Kurs überholfreundlicher machen sollte - und hat aus Sicht seiner Kollegen nur teilweise Recht. Mit Blick auf die Überholmanöver hält Christian Abt das Streckenfacelift im ersten Sektor nicht für einen Gewinn: "In dieser Form macht die Kurve für mich keinen Sinn, da man so nicht überholen kann. Ich kann hier zwar einen Gegner ausbremsen, kann aber nicht an ihm vorbei." Ob die leichte Abrundung des scharfen 90-Grad-Knicks - die Reaktion auf die vernichtende Kritik der Piloten - Abhilfe schafft, bleibt zu bezweifeln.

Auch die Ästhetik der Strecke profitiert aus Sicht des zweifachen Oschersleben-Siegers Tom Kristensen, der nach seinem Hockenheimer Startunfall sicherheitshalber noch nicht wieder ins Audi-Cockpit steigt, nicht. "Das ist echter Mord an einer Rennstrecke. Die Kurve vorher war viel besser, da man richtig Mut brauchte, um sie zu durchfahren", erinnert sich Kristensen an die schnelle Schikane, die die Pilot bislang nach Start und Ziel erwartete. Mit veränderter Boxenausfahrt sowie größeren und teils asphaltierten Kiesbetten wurde so lediglich die Sicherheit der noch jungen Motorsport Arena weiter verbessert - die Streckencharakteristik bleibt:

Der nun um 29 Meter auf 3,696 Kilometer verlängerte Kurs ist mit einer Breite zwischen elf und 13 Metern sowie seinen 14 meist langsamen Kurven weiterhin kein Eldorado spektakulärer Überholmanöver. Die vor allem im ersten und zweiten Streckensektor rasche Abfolge der Kurven verlangt vom Fahrer insbesondere bei der Kolonnenfahrt im Rennen höchste Konzentration - sowie Geschick beim Erarbeiten des Qualifying-Setups: Weiterhin ist in Oschersleben der Startplatz so wichtig wie auf kaum einer anderen Strecke im Rennkalender.

Unbekanntes Handicap

Die neue C-Klasse könnte von ihrem Gewichtsvorteil sichtlich profitieren, Foto: Sutton
Die neue C-Klasse könnte von ihrem Gewichtsvorteil sichtlich profitieren, Foto: Sutton

"Ich bin gespannt, wie sich der Gewichtsunterschied am Rennwochenende auswirkt", zeigt sich Tabellenführer Mattias Ekström vor dem zweiten Saisonlauf neugierig. Bei Audi dürfte man durchaus Befürchtungen hegen: Die 14 Kilogramm Gewichtsunterschied zwischen 2007er-Audi und Mercedes reichen theoretisch aus, um die neue C-Klasse auch im Rennen den ohnehin verschwindend geringen Abstand zum Ingolstädter Neuwagen aufholen zu lassen - oder ihn gar umzukehren.

Auch aus Sicht von Mercedes-Sportchef Norbert Haug wäre hierfür jedoch eine gelungenere Mannschaftsleistung der HWA-Piloten als zuletzt in Hockenheim vonnöten. "Unsere vier C-Klassen fuhren im Rennen zwar konkurrenzfähige Zeiten, allerdings lagen alle außer Spengler bereits nach der Startrunde des Restarts im zweiten Drittel des Feldes", nennt Haug die Folge der trotz Pole Position mäßig erfolgreichen Qualifying-Vorstellung der Stuttgarter, die anders als gewohnt auch im Strategiekampf nicht brillieren konnten.

Trotz des ungewohnten Gewichtshandicaps baut Audi jedoch insbesondere auf die erfolgreichen ITR-Tests in Oschersleben, wo sich der neue A4 DTM wie schon seine drei Vorgänger mehr als konkurrenzfähig präsentiert hatte. Passt die Fahrzeugcharakteristik des aktuellen Audi-Neuwagens zur sachsen-anhaltischen Motorsport Arena ebenso gut wie bisher, ohne dabei erwiesenermaßen auf schnelleren Strecken wie dem Hockenheimrinig zurückzufallen, hat der neue Dienstwagen auch aus Sicht Timo Scheiders seine Bewährungsprobe endgültig bestanden: "In Hockenheim haben wir es geschafft, Mercedes im Mercedes-Land zu besiegen. Wenn uns das auch in Oschersleben gelingt, wissen wir endgültig, dass wir im Winter einen wirklich guten Job gemacht haben."

Alte Bekannte & Unbekannte

Frank Biela und Marco Werner vertreten Kristensen und Prémat, Foto: Sutton
Frank Biela und Marco Werner vertreten Kristensen und Prémat, Foto: Sutton

Das Ausmaß des Startunfalls von Hockenheim wird in der Cockpitbesetzung für Oschersleben sichtbarer denn je. Mit Alexandre Prémat und Tom Kristensen pausieren beim zweiten Saisonlauf gleich zwei Stammpiloten der Ingolstädter. Während der Franzose, der nach seinem Lendenwirbelanriss auf dem Weg der Genesung ist, von Audi-Langstreckenpilot Marco Werner vertreten wird, könnte der Däne zwar theoretisch wieder in seinem Audi A4 DTM Platz nehmen - der Vorsicht halber wird der zweifache Oschersleben-Sieger jedoch von Frank Biela vertreten.

Ist Werner den Fans fast 14 Jahre nach seinem letzten DTM-Rennen im Opel Omega nahezu unbekannt, so präsentiert sich der DTM-Champion von 1991, Frank Biela, auch in der neuen DTM als alter Bekannter: Zuletzt wagte der langjährige Audi-Pilot parallel zur werksseitigen Audi-Rückkehr 2004 ein Comeback im neuen A4 DTM des Joest-Teams - das jedoch ohne einen Punkt nach zehn Rennen wenig ruhmreich endete. "Natürlich weiß ich, wie dünn die Luft in der DTM ist und wie schwierig es sein wird, ohne Testfahrten in eine laufende Saison einzusteigen", dämpft der 42-Jährige die Erwartungen, gibt sich jedoch kämpferisch: "Andererseits habe ich gehört, dass der neue A4 DTM toll zu fahren ist. Ich bin sehr gespannt und werde versuchen, Tom so gut wie möglich zu vertreten."

Im Kampf um die Meisterschaft scheint für Tom Kristensen mit zwei Nullrunden das Aus bereits besiegelt - anders als für seinen Teamkollegen Mattias Ekström, den noch vor einem Jahr ein ähnliches Schicksal ereilt hatte. Zwar konnte sich der Schwede in Oschersleben seit 2004 nie als Speerspitze des Abt-Audi-Lagers profilieren, sieben Meisterschaftspunkte Vorsprung vor dem bislang erfolgreichsten HWA-Piloten, Jamie Green, dürften für den Ex-DTM-Champion jedoch eine weitere Motivationsspitze darstellen: "Oschersleben ist zwar nicht gerade meine erfolgreichste Strecke - aber das war Hockenheim bis zum letzten Wochenende auch nicht..."