Sein DTM-Potenzial hatte Tom Kristensen bereits 2004 mit seinem ersten Sieg in Oschersleben bewiesen, seine Konstanz 2005 mit dem dritten Meisterschaftsrang hinter Gary Paffett und Mattias Ekström. Doch nachdem Ekströms Titelchancen 2006 nach zwei Ausfällen in den ersten beiden Rennen rasch nur noch theoretischer Natur waren, stand Kristensen vor der Bewährungsprobe: Konnte es dem Dänen gelingen, nach zwei zweiten Plätzen hinter Bernd Schneider endgültig die Rolle der Audi-Speerspitze zu übernehmen - und den Siegeszug des HWA-Routiniers aufzuhalten? Die letzten Zweifel verflüchtigten sich: Beim dritten Saisonlauf in Oschersleben gelang Tom Kristensen 2006 der Durchbruch in der DTM.

Später Durchbruch bei Mercedes

Schon der Samstag endete für Mercedes nicht sonderlich viel versprechend: Hatte sich am Freitagnachmittag noch ein Mercedes-Sextett aus allen HWA-Vertretern sowie Jean Alesi und Stefan Mücke an die Spitze der Zeitenlisten gesetzt, so siegte im Qualifying wie schon im Vorjahr Tom Kristensen über das HWA-Trio aus Jamie Green, Bruno Spengler und Mika Häkkinen. Und während die seit drei Rennen währende Pole-Serie für Green damit gebrochen war, haderte auch Bernd Schneider mit dem Schicksal: Der Saarländer fühlte sich von Martin Tomczyk behindert - und musste sich mit Startplatz sechs begnügen.

Die Pole-Serie war für Green in Oschersleben gebrochen - der Startfluch nicht, Foto: Sutton
Die Pole-Serie war für Green in Oschersleben gebrochen - der Startfluch nicht, Foto: Sutton

Unbehagen machte sich bei Mercedes nicht nur mit Blick auf die Pole-Besetzung, sondern selbst beim gemütlichen Plausch in der Hospitality breit: Ein Sturm wütete - gewohntermaßen - über dem beschaulichen Oschersleben und sorgte bei Mercedes zumindest in einer Hinsicht für den Durchbruch: Das Dach der Mercedes-Hospitality hielt den abendlichen Windböen nicht stand und ließ innerhalb weniger Sekunden die so sorgsam möblierte Markenresidenz weniger aufgeräumt wirken...

Freie Fahrt zum Durchbruch

Die Spekulationen, wonach Jamie Green nur einen Startplatz abseits der Pole bräuchte, um einen guten Start hinzulegen, bestätigten sich nicht: Während Tom Kristensen seine Spitzenposition mühelos verteidigte, hatte Bruno Spengler mit seinem Teamkollegen leichtes Spiel. Weit vor der ersten Kurve zog der Kanadier am Briten vorbei, um sich vergeblich auf die Jagd nach dem weißen Audi zu machen: Kristensen setzte sich sichtlich ab.

Zwischenzeitlich ließ sich der Däne dennoch von Mercedes aufhalten - wenn auch nicht von den Neuwagen. Nach seinem ersten Pflichtstopp war Kristensen hinter Stefan Mücke und Daniel La Rosa im Mercedes-Jahreswagen zurückgefallen, die den siebenfachen Le-Mans-Sieger aus seiner Sicht nicht ganz zufällig auffallend lange hinter sich ließen. Zwar behielt der empörte Audi-Pilot die Fassung und ließ sich nicht zu einem unüberlegten Manöver hinreißen - doch die Reaktion auf die Aufholjagden Greens und Spenglers folgte am Kommandostand:

Wertvolle Dienste für Kristensen: Frentzen hielt Schneider souverän hinter sich, Foto: DTM
Wertvolle Dienste für Kristensen: Frentzen hielt Schneider souverän hinter sich, Foto: DTM

Mit säuerlicher Miene beorderten Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich und Teamchef Hans-Jürgen Abt ihre neue Speerspitze zu einem vorgezogenen zweiten Boxenstopp, der Kristensen sogleich freie Fahrt sicherte. Und während der spätere Meisterschaftsdritte somit einem ungefährdeten zweiten DTM- und Oschersleben-Sieg entgegenfahren konnte und sich auch die Positionen zwei und drei für Spengler und Green abzeichneten, kämpfte Bernd Schneider vergeblich um den Erhalt der Meisterschaftsführung.

Hatte sich Heinz-Harald Frentzen nach markeninternem Lackaustausch im Hockenheimer Qualifying bei Kristensen wenig beliebt gemacht, so erwies der Mönchengladbacher dem Dänen nun wertvolle Dienste. Souverän, aber naturgemäß auch von der wenig überholfreundlichen Motorsport Arena begünstigt, hielt Frentzen das HWA-Zugpferd in Schach, das somit nur den enttäuschenden sechsten Rang hätte verbuchen können - wäre da nicht die Tragödie im Persson-Lager gewesen.

Ungefährdet auf Position vier liegend war Alexandros Margaritis im 2005er-Mercedes nach Punkterängen in Hockenheim und Lausitz soeben noch auf dem Sprung zum sensationellen dritten Meisterschaftsrang gewesen, bis den Shootingstar im Jahreswagenlager die Technik im Stich ließ: Mit Vibrationen im Lenkrad und nachlassenden Rundenzeiten hatte sich das Unheil bereits angekündigt - zwei Runden vor Rennende musste der Grieche mit Defekt an der Radaufhängung seinen Boliden frustriert in der Persson-Box abstellen. Doch auch ohne Punkte war der Durchbruch für Margaritis längst manifestiert...