Längst hatte sich Marco Werner in der Langstreckenszene einen Namen gemacht, mit zwei Le-Mans-Siegen krönte der heute 41-Jährige 2005 und 2006 seine Karriere. Die offenen Rechnungen blieben. Gern verweist Werner drauf, 1993 mit Minardi kurz vor einem Formel-1-Debüt gestanden zu haben - bis der Vertragsabschluss in letzter Minute fehlschlug. So besann sich der Dortmunder auf seine motorsportlichen Wurzeln, die in jungen Jahren insbesondere in Rüsselsheim lagen:

Engagements in der Formel Opel Lotus sowie in der Opel-Werksmannschaft der deutschen Formel 3 hatten Werners Jahre in den Nachwuchsklassen des Motorsports geprägt - bevor er nach geplatzten F1-Träumen 1993 als Privatier im Opel Astra den Sprung in die DTM wagte. Dass die drei Einsätze im kompakten, seriennahen Opel in Zolder, Hockenheim und Nürburg keine Früchte trugen, überraschte kaum: Längst hatten die Werksmannschaften von Alfa Romeo und Mercedes die Vorherrschaft in der DTM übernommen; auch die privat eingesetzten BMW M3, wie ihn Marco Werner in Singen pilotierte, taten sich schwer, in das italienisch-schwäbische Duell einzugreifen.

Lange hatte Werner bereits mit der neuen DTM geliebäugelt, Foto: Sutton
Lange hatte Werner bereits mit der neuen DTM geliebäugelt, Foto: Sutton

Zu seinem nunmehr fünften Rennwochenende in der DTM, dem Saisonfinale 1993 in Hockenheim, hatte Werner erneut den Dienstwagen getauscht: Seinen letzten Einsatz in der alten DTM bestritt der damals 27-Jährige in einem Opel Omega 3000 Evo 500 des Kissling-Teams - und ließ beim zweiten Lauf sogleich den werksseitig eingesetzten Opel Calibra hinter sich, der in Hockenheim ihr Debüt feierte. Nachdem Opel-Werkspilot Keke Rosberg fünf Runden vor Schluss hatte aufgeben müssen, eroberte Werner im Omega Rang zehn - und damit gemäß dem alten Wertungssystem seinen bislang einzigen Meisterschaftspunkt.

Der verspätete Formel-1-Einstieg scheint für Marco Werner im reifen Rennfahreralter nur bedingt realistisch. Die noch offenen Rechnungen mit der DTM könnten hingegen nun beglichen werden: "Natürlich wäre ich lieber unter anderen Umständen zu meinem ersten Rennen in der neuen DTM gekommen", kommentiert Werner den Umstand, in Oschersleben als Krankheitsvertretung des in Hockenheim verunglückten Alexandre Prémat zum Einsatz zu kommen, gesteht jedoch: "Seit ich 2003 mit dem DTM-TT-R das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring gefahren bin, hat mich die DTM gereizt."

Auch Renntaxifahrten im A4 DTM erzeugten bei Werner Appetit auf mehr, täuschen den Audi-Langstreckenpiloten jedoch nicht über die Schwierigkeiten seines Spontan-Debüts in der neuen DTM hinweg: "Natürlich sind die Voraussetzungen jetzt denkbar ungünstig: Ich kenne weder das Auto, noch die Reifen - und die Strecke auch nur von Demorunden mit dem Audi R10 TDI." Und obwohl sich Marco Werner so an die ebenfalls suboptimal vorbereiteten Privateinsätze von 1993 erinnert fühlen dürfte - die Chancen auf einen Achtungserfolg im Audi-Jahreswagen stehen für den Phoenix-Zeitarbeiter ungleich besser als damals...