Grenzenloser Jubel und bange Momente - all das erlebte Audi beim Saisonauftakt in nur 70 Minuten: Auf einen beängstigenden Startunfall, der lange Minuten um Alexandre Prémat und Tom Kristensen bangen ließ, folgte für Audi dank einer perfekten Rennstrategie ein Triumphzug, der mit einem Doppelsieg für Mattias Ekström und Martin Tomczyk eine seit 2002 währende Durststrecke enden ließ. Bester Mercedes-Pilot wurde Daniel La Rosa im Jahreswagen auf Rang drei - für Pole-Inhaber Bruno Spengler reichte es nach einer Zeitstrafe nur zu Rang 14.

Lange Schrecksekunden

Nach einem schweren Unfall ließ der Rennabbruch nicht lange auf sich warten, Foto: Sutton
Nach einem schweren Unfall ließ der Rennabbruch nicht lange auf sich warten, Foto: Sutton

Der Start: Ein misslungener Start von Pole-Inhaber Bruno Spengler, ein perfekter Start des zweitplatzierten Martin Tomczyk, der noch vor der ersten Kurve mühelos die Führung übernahm - doch all das trat rasch in den Hintergrund. Bei der Einfahrt in die Parabolika geriet Tom Kristensen im Duell mit Timo Scheider zu weit aufs Gras, verlor die Kontrolle über sein Auto und wurde in voller Fahrt von Markenkollege Alexandre Prémat an der linken Fahrzeugseite getroffen. Die Sicht durch Reifenqualm vernebelt traf Prémat ebenso wenig eine Schuld wie Susie Stoddart, die ebenfalls mit Kristensens Audi kollidierte. Das Hinterfeld konnte über die Wiese ausweichen - bis das Rennen nach wenigen Sekunden abgebrochen wurde.

Die Schrecksekunden hielten an: Erst nach einigen Minuten entstieg Stoddart ihrem Wrack, zeigte sich auf den ersten Blick unverletzt, musste aber gleichwohl zur Untersuchung ins Medical Centre. Angeschlagener zeigten sich Prémat und Kristensen, die aus ihren Audi-Boliden geborgen werden mussten, jedoch immerhin ansprechbar waren. Erleichtert über die weit gehende Entwarnung bereiteten sich die 16 Piloten - auch Adam Carrolls Audi war stark in Mitleidenschaft gezogen worden - auf den Neustart vor, der rund 30 Minuten später hinter dem Safety-Car in Angriff genommen wurde. Gemäß Reglement galt es nun nicht mehr, eine bestimmte Rundenzahl zu absolvieren, sondern die verbleibenden 40 Minuten zu fahren.

Rennen auf Zeit

Rund 30 Minuten warteten die Piloten auf den Neustart, Foto: Sutton
Rund 30 Minuten warteten die Piloten auf den Neustart, Foto: Sutton

Der Neustart: Während der letzten Meter vor dem fliegenden Start bremste Martin Tomczyk das von Paul di Resta angeführte Verfolgerfeld leicht ein, um vor der Einfahrt auf die Start-/Ziel-Gerade reißaus zu nehmen. Sämtliche Piloten hielten während der ersten Kilometer nach dem Neustart ihre Positionen, lediglich Di Resta ließ den nun zweitplatzierten Spengler passieren. Auf den Positionen vier bis acht präsentierten sich Mattias Ekström, Timo Scheider, Daniel La Rosa, Alexandros Margaritis und Mika Häkkinen.

Der Rennverlauf: Außerhalb der Punkteränge kämpfte sich Bernd Schneider vorbei an Christian Abt auf Platz neun, dessen Fahrzeug im Duell mit dem DTM-Champion beschädigt wurde und ihn zur Aufgabe zwang. Hatte sich Tomczyk in seinem Abt-Audi zunächst Luft verschafft, so verlor er die Führung in der Spitzkehre durch einen Verbremser an Spengler und Di Resta. Beeinträchtigt durch einen Bremsplatten versuchte der Bayer vergeblich, den Anschluss an Spengler und Di Resta zu wahren, während Mattias Ekström und Jamie Green nach sieben Minuten zum ersten Mal die Box aufsuchten.

Vorjahressieger Bernd Schneider kam nicht über das Mittelfeld hinaus, Foto: DTM
Vorjahressieger Bernd Schneider kam nicht über das Mittelfeld hinaus, Foto: DTM

Fünf Minuten später tat es ihnen Tomczyk gleich, so dass der schnellere Timo Scheider Rang drei übernahm. Auch Bernd Schneider und Mika Häkkinen suchten früh die Box auf, so dass ein Jahreswagenquintett aus Margaritis, La Rosa, Paffett, Rockenfeller und Luhr die Verfolgung Scheiders übernahm. An die Performance Spenglers und Di Restas reichten die 2006er-Piloten in dieser Phase jedoch ebenso wenig heran wie der Frentzen-Nachfolger im 2007er-Audi. Ein Teamkollege Scheiders verfolgte derweil eine ungewöhnliche Strategie:

Ekström siegt in der Box

Bereits nach 18 Minuten steuerte Ekström ein zweites Mal seine Mechanikercrew an, die Befürchtung der Box um eine defekte Tankanlage bestätigte sich später nicht. Kurz darauf bestritt auch Spengler einen problemlosen ersten Stopp, der Di Resta in seinem ersten DTM-Rennen sensationell vor dem - mittlerweile heranrückenden - Scheider die Führung übernehmen ließ. Ebenso wie der drittplatzierte Mike Rockenfeller hatten die beiden 13 Minuten vor Schluss noch immer keinen ihrer beiden Pflichtboxenstopps bestritten.

Dank gelungener Strategie gab es für Audi am Ende doch noch Grund zum Jubel, Foto: Sutton
Dank gelungener Strategie gab es für Audi am Ende doch noch Grund zum Jubel, Foto: Sutton

Erst einige Minuten später bogen Di Resta und Scheider in die Boxengasse ein. Nach einem perfekten ersten Stopp reihte sich der Audi-Pilot auf Rang zwei hinter Bruno Spengler ein, Di Resta musste nach zwischenzeitlich abgewürgtem Motor hingegen mit Position drei vorlieb nehmen. Nur wenige Augenblicke später besuchten Spengler und erneut Scheider zeitgleich die Box, wobei der Lahnsteiner einige Zehntelsekunden aufholte. Die Überraschung folgte beim Blick auf die Positionsliste: Ekströms Strategie der beiden frühen Stopps hatte den Schweden boxenstoppbereinigt auf Platz eins gebracht - vor Spengler und Scheider, der wenig später auch Tomczyk passieren lassen musste. Nach ihren zweiten Boxenstopps konnten Di Resta und Paffett ihre Führung nicht halten, Ekström, Spengler, Tomczyk und Scheider übernahmen.

Wenige Kurven vor Schluss kollidierten Spengler und Scheider, Tomczyk rückte auf Rang zwei vor und machte den Audi-Doppelsieg perfekt. Dritter wurde nach einer Zeitstrafe für Spengler verdient Daniel La Rosa im 2006er-Mercedes, vor den Persson-Piloten Margaritis und Di Resta. Damit besiegte er die heute weniger begeisternden HWA-Piloten Jamie Green und Bernd Schneider, an die sich auf Rang acht Gary Paffett anschloss.

Die Meisterschaft: Wenig überraschend entspricht der Meisterschaftsstand dem Zieleinlauf - doch mit nur 27 Runden fehlte zunächst eine Runde zur vollen Wertung. Am Ende entschied die Rennleitung dennoch, Gnade vor Recht ergehen zu lassen und den Sieg Ekströms mit zehn statt nur fünf Punkten zu belohnen.