Vor kaum einem Rennen ist traditionell so wenig auszuschließen wie vor dem Saisonauftakt: Auch diesmal sind für den ersten Saisonlauf in Hockenheim unzählige skurrile Szenarien denkbar, von denen wir Ihnen wie gewohnt zwei näher vorstellen...

Das erste Szenario

Fiktion... "Die Stimmung zum Saisonauftakt in Hockenheim ist gut wie eh und je. Noch am Vormittag hat Pole-Inhaber Bruno Spengler seinem berüchtigten Fanclub die neuesten Fanartikel signiert, wenige Stunden später sitzt er konzentriert in seinem neuen Mercedes-Boliden und wartet auf das Startsignal. Was folgt, versetzt den Kanadier in größte Aufregung: Übereifrige Fans haben unbemerkt Rauchkörper gezündet, in seinen Rückspiegeln sieht Spengler plötzlich dichte Rauchschwaden, er nimmt Brandgeruch wahr. Böse Erinnerungen an manch heißes Erlebnis mit seinen Dienstwagen lassen den 23-Jährigen panisch die Fahrzeugtür aufreißen, er rennt über die Strecke und macht einen Hechtsprung über die Boxenmauer.

Muss dieser Mann erklären, wieso er panisch aus seinem Auto flüchtete?, Foto: DTM
Muss dieser Mann erklären, wieso er panisch aus seinem Auto flüchtete?, Foto: DTM

Als er merkt, dass seine C-Klasse in strahlendem Silber ohne jede Brandwunde auf der Strecke steht, ist das Feld längst ohne ihn abgefahren. Lediglich Jamie Greens weißen Mercedes sieht Spengler noch hinter der ersten Kurve verschwinden. Zwar läuft der Vizemeister zurück auf die Strecke, steigt wieder ins Auto und jagt dem Feld hinterher - einen ersten Audi-Debüterfolg seit 2002 kann er jedoch nicht mehr verhindern: Ein Vierfach-Sieg der Ingolstädter, angeführt von Martin Tomczyk, lassen die Flaggen im nahe gelegenen Stuttgart auf Halbmast wehen."

... und Realität: Die Audi-Piloten sind sich sicher: Die Longrun-Qualitäten ihres A4 DTM sind viel versprechend. Gelang Audi auch bereits im letzten Jahr auf so mancher "Mercedes-Strecke" ein überzeugendes Qualifying, um dann im Rennen kontinuierlich Boden auf die Stuttgarter zu verlieren, so könnte heute durchaus die Hockenheimer Wende in Form eines Sieges erreicht werden.

Zwar taten sich die Ingolstädter in Hockenheim nicht immer leicht mit passenden Rennstrategien, doch auch das abtsche Fahrerquartett gibt für Audi Anlass zur Hoffnung: Mit Einschränkungen bei Tom Kristensen, für den das Wochenende bisher nicht das seine ist, zeigten sich bislang alle Neuwagenpiloten in Hochform. Insbesondere Martin Tomczyk darf als einer der Favoriten auf den Sieg gelten.

Das zweite Szenario

Übersteht dieses Fahrzeug die Überrundungen?, Foto: Audi
Übersteht dieses Fahrzeug die Überrundungen?, Foto: Audi

Fiktion... "Das Rennen beginnt für Audi viel versprechend: Zwar starten Martin Tomczyk, Mattias Ekström und Tom Kristensen eher mäßig, Timo Scheider gelingt es jedoch mit einem Raketenstart, sich von Platz sechs aus an die Spitze zu setzen. Eine wenig gelungene Rennstrategie ärgert den Frentzen-Nachfolger zwar, hält ihn jedoch nicht davon ab, vom führenden Paul Di Resta Rang eins zurückzuerobern. Im letzten Renndrittel fährt Scheider seinem ungefährdeten Sieg entgegen, bis er auf Mattias Ekström und Tom Kristensen aufläuft, die mit angeknackster Radaufhängung Schlangenlinien fahren.

Eine Routineübung wird zum Desaster: Bei der Überrundung kommt es zur Kollision mit den beiden Skandinaviern, Scheider ist außer sich vor Wut und stellt seinen A4 DTM drei Runden vor Schluss in der Boxengasse ab. 'Das zeigt, dass ich im Team nicht besonders beliebt bin', tönt es vom scheidenden Scheider in die ARD-Mikrofone, während Mercedes ganz andere Sorgen plagen: Mit der Führung Di Restas im 2005er-Mercedes droht ein Marketing-Desaster für die neue C-Klasse, mit dem Angebot eines Formel-1-Cockpits für 2008 lockt Norbert Haug den Schotten hinter den zweitplatzierten Bernd Schneider. Was wiederum Gary Paffett auf die Barrikaden treibt..."

... und Realität: "Das Podium wäre verrückt", hatte Paul Di Resta bereits nach seinem dritten Platz im Qualifying zugestanden. Und wenngleich dem schottischen Debütanten mit gelungener Strategie des Persson-Teams sowie eigener Konstanz im Rennen der eine oder andere Punkt durchaus zuzutrauen ist, muss die neue C-Klasse wohl eher den aktuellen A4 DTM als schärfsten Konkurrenten fürchten: Einen guter Start sowie gute Nerven als Stuttgarter Einzelkämpfer an der Spitze muss Bruno Spengler beweisen, um gegen die geschlossen auftretende Abt-Audi-Truppe bestehen zu können.

Eine gelungene Rennstrategie hat bei HWA insbesondere in Hockenheim ohnehin Tradition - worauf auch Mika Häkkinen und Bernd Schneider auf den Startplätzen sieben und neun bauen. Ob dies jedoch gegen erstarkte Audi-Boliden reicht, um, wie von Häkkinen so selbstsicher angekündigt, mit Leichtigkeit das Podest zu erklimmen, darf bezweifelt werden...