Muss es tatsächlich das neue Modell sehen? Eine Frage, die sich nicht nur Neuwagenkäufer im Mercedes-Autohaus stellen. Die letzten Restbestände der bisherigen C-Klasse stehen neben ihren Nachfolgern, locken wenn nicht mit spektakulärem Design, so mit moderateren Preisen und bewährter Qualität. Auch in der DTM hadern zumindest die Stuttgarter Jahres- und Gebrauchtwagenpiloten nicht mit dem Alter ihrer Fahrzeuge - vielmehr machen sie sich einen Spaß daraus, es den angriffslustig designten 2007er-C-Klassen in ihrem im Vergleich so harmlos wirkenden Vorgänger einzuheizen.

Das Altersorakel

Zunächst machte jedoch im sonnigen Hockenheim Audi von sich reden. Mit einem ersten Platz im freien Vormittagstraining erweiterte Martin Tomczyk die ohnehin schon große Sammlung an Testbestzeiten des 2007er-Audis. Dass der 25-jährige Rosenheimer dabei den 13 Jahre älteren Mika Häkkinen um beachtliche zwei Zehntelsekunden auf Rang zwei verwies, deutete bereits die heutige Tendenz im Kampf der Fahrergenerationen an...

Die Youngsters im Aufwind

Der jüngste Fahrer im ältesten Auto - heute ein Erfolgsgeheimnis..., Foto: DTM
Der jüngste Fahrer im ältesten Auto - heute ein Erfolgsgeheimnis..., Foto: DTM

So hatten auch im Qualifying von Beginn an die jungen Wilden das Sagen: Nachdem sich in der ersten Session zunächst Bruno Spengler an die Spitze gesetzt hatte, riss schließlich Mattias Ekström die Führung an sich. In der zweiten Session brannte Ekström die schnellste Zeit des gesamten Qualifyings in den Asphalt, musste am Ende jedoch nach einer wenig vorteilhaften Änderung am Reifen-Setup dem 23-jährigen Spengler den Vortritt lassen:

"Ich bin sehr zufrieden. Ich muss mich beim Team bedanken, die neue C-Klasse ist bis zum Auftakt immer weiter verbessert worden", zeigte sich der Kanadier erwartungsgemäß angetan von seinem Ergebnis, das vom jüngsten Abt-Audi-Piloten, Martin Tomczyk, nur knapp verfehlt wurde: "Mit dem Ergebnis bin ich wahnsinnig zufrieden. Bester Audi-Fahrer im ersten Qualifying des Jahres - das ist einfach genial! Die Saison hat so begonnen, wie ich mir das erträumt habe", jubelte der Rosenheimer, der damit auch Tom Kristensen weit hinter sich ließ:

Erstaunlich blass war der 39-jährige Däne und letztjährige Titelanwärter während des gesamten Qualifyings geblieben - womit er sich nicht nur unwesentlich von Bernd Schneider unterschied. Zwar rechtfertigte der Saarländer seinen neunten Startplatz zurecht damit, dass vor ihm im entscheidenden Moment ein Teil des Kiesbetts auf dem Asphalt des Motodroms verteilt worden war. An die Souveränität Spenglers reichte er jedoch nicht ganz heran.

Abgesehen von einem zu vernachlässigenden Ausrutscher in der dritten Session erstaunlich abgeklärt präsentierte sich auch Paul Di Resta - was die Leistung des 21-jährigen Daniel La Rosa, als einziger Jahreswagenpilot in die letzte Qualifying-Session einzuziehen, beinahe in den Schatten stellte. Mit Leichtigkeit raste der gleichaltrige Schotte im 2005er-Mercedes durch sämtliche Qualifikationssegmente, am Ende stand ein sensationeller dritter Platz zu Buche. "Ich muss glücklich sein mit dem Resultat. Nicht jeden Tag kommt man in die Top 3 eines Qualifyings", kommentierte Di Resta - und ergänzte: "Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, was der Unterschied zum neuen Mercedes ist..."

Automobiler Generationenkonflikt

Der neue Audi leistete seinem Mercedes-Pendant einige Gegenwehr, Foto: Audi
Der neue Audi leistete seinem Mercedes-Pendant einige Gegenwehr, Foto: Audi

Dieser dürfte auch für Susie Stoddart im Verborgenen bleiben: Mit Platz zwölf errang die Schottin ihr bislang bestes Samstags-Ergebnis und bestätigte so die Performance der Stuttgarter Gebrauchtwagen. "Sowohl 2005er- als auch 2006er-Mercedes gehen extrem gut. Ich bin beide Jahrgänge bei Tests schon gefahren: Der Unterschied ist wirklich nicht groß", kann Jahreswagen-Pilot Alexandros Margaritis einen aussagekräftigen Vergleich ziehen.

Auch Mattias Ekström wollte Di Resta seinen Debüterfolg keineswegs missgönnen, stellte jedoch mit Wink an die Regelmacher, die den Gewichtsvorteil der Gebrauchtwagen im Wissen um die technische Verwandtschaft von 2005er- und 2006er-Boliden bereits um 20 auf 30 Kilogramm reduziert hatten, fest: "Das Gewichtsreglement funktioniert. Vielleicht sogar einen Tick zu gut..." Zumindest die Audi-Jahres- und -Gebrauchtwagen konnten aus ihren Gewichtsvorteilen jedoch nur bedingt Profit schlagen: Zu sehr kämpften insbesondere die Rosberg-Piloten mit den neuen Dunlop-Einheitsreifen, die dem 2006er-Audi offenbar wenig behagen.

Angesichts des automobilen Generationskampfes rückte das Kräfteverhältnis zwischen Audi- und Mercedes-Neuwagen beinahe in den Hintergrund. "Ich bin immer noch ein bisschen nervös, weil wir nicht genau wissen, wo wir stehen", stellte Spengler seiner Pole Position zum Trotz fest. Seine Sorgen erscheinen nicht unberechtigt: Selten präsentierte sich schon zum Hockenheimer Saisonauftakt ein Ingolstädter Neuwagen so konstant schnell...