Keine Sturmschäden, keine Fahrzeugbrände, nicht einmal ein Regenschauer - der Testfreitag zum Saisonauftakt verlief unspektakulär. So fühlten sich Audi und Mercedes in der sonnigen Kurpfalz eingeladen, ihr in Oschersleben begonnenes Versteckspiel am Rande der Hockenheimer Nadelwälder fortzusetzen. Wer dabei Räuber und wer Gendarm war, ließ sich nicht immer exakt bestimmen, fest stand jedoch: Entdeckt hat die ganze Wahrheit um die Performance des Gegners noch niemand....

Schwedischer Gendarm

Fuhr Audi im vergangenen Jahr an beiden Hockenheim-Wochenenden erst beim dritten Training eine Bestzeit ein, so sahen sich die Ingolstädter, allen voran Mattias Ekström, nun früher berufen: Mit einer Zeit von 1:34.761 Minuten sorgte der Schwede für die Bestmarke des Vormittags. Dass mit nur 95 Tausendstelsekunden Mathias Lauda im 2006er-Mercedes auf Rang zwei folgte, deutete zwar an, dass auch Ekström auf nur bedingt spektakulären Longrun-Runden unterwegs war. Aus Sicht Mika Häkkinens legte der DTM-Champion von 2004 dennoch zumindest ansatzweise offen, wozu Abt-Audi in Hockenheim fähig ist:

Ekström deutete die Möglichkeiten seines A4 DTM an, Foto: DTM
Ekström deutete die Möglichkeiten seines A4 DTM an, Foto: DTM

"Ich bin heute einigen Audis gefolgt und umgekehrt, es war interessant zu sehen, in welchen Teilen des Kurses sie ihre Performance bringen. Ich war überrascht, wie schnell Audi im ersten Sektor war", nennt der Finne Stärken des neuen A4 DTM, der zudem die Vorliebe für den dritten Sektor von seinen Vorgängern geerbt haben dürfte. So zeigte sich auch Timo Scheider, Zweitschnellster am Nachmittag, angetan von seinem neuen Dienstwagen: "Für mich war es ein erfreulicher Freitag. Nicht nur wegen des Ergebnisses, sondern vor allem, weil alle Änderungen in die richtige Richtung gegangen sind."

Dies hingegen konnte Mika Häkkinen nicht von seinem Testfreitag behaupten. Ebenso wie Jamie Green und Bernd Schneider landete auch der Finne nur im hinteren Mittelfeld: "Jeder Fahrer hat ein anderes Setup-Programm abzuarbeiten. Nur bei Bruno wurde bei der Abstimmung alles richtig gemacht, weshalb wir Brunos Renn-Setup in ähnlicher Form übernommen haben", berichtet der Finne, nachdem er in allen Sektoren Zeit zu verlieren glaubte. Dass bei allem Setup-Pech für ihn und seine neue C-Klasse nicht mehr möglich gewesen wäre als die Ränge 15 und 14, konnte jedoch auch der zweifache Formel-1-Weltmeister nicht glaubhaft versichern...

Leichte Beute für die Jahreswagen

Und wo die Neuwagenpiloten mit nur wenigen Ausnahmen "Räuber" spielten und ihre wahren Möglichkeiten im Rahmen ihrer Longrun-Versuche in den Tiefen der Zeitenlisten zu verstecken versuchten, waren die Top-Positionen leichte Beute für die Jahres- und Gebrauchtwagenpiloten - insbesondere für jene aus dem Hause Mercedes. Mit der Tagesbestzeit von 1:34.725 Minuten wusste Paul di Resta am Nachmittag in seinem 2005er-Mercedes zu überraschen. Mit gleichem Material auf Rang fünf nur knapp hinter Lauda platziert, geriet Susie Stoddart ins Schwärmen über ihren neuen Dienstwagen: "Mein Auto ist sehr gut und der Unterschied zu den 2006er-Autos ist nicht besonders groß."

Anders als bei Mercedes gab es bei Audi in Jahres- und Gebrauchtwagenreihen jedoch nicht nur strahlende Gesichter. Zwar hatte Phoenix-Debütant Alexandre Prémat am Vormittag mit Platz vier für einen Lichtblick gesorgt, insbesondere im Rosberg-Lager haderte man jedoch mit der Performance: "Ich bin sehr unzufrieden. Ich habe mir nach den Testfahrten mehr erhofft und kann mir nicht erklären, warum wir so weit hinten stehen", musste Mike Rockenfeller zugeben, dessen Teamkollege Lucas Luhr auf neuen Reifen ebenso wenig auf Geschwindigkeit kam.

Noch braucht Paffett nicht zu befürchten, in diesem Auto erkannt zu werden..., Foto: DTM
Noch braucht Paffett nicht zu befürchten, in diesem Auto erkannt zu werden..., Foto: DTM

Vollkommen aus dem freitäglichen Performance-Versteckspiel hielt sich lediglich Vanina Ickx heraus. Während ihr neuer Teamkollege Adam Carroll im 2005er-Audi des Futurecom-TME-Teams am Nachmittag immerhin Platz neun belegte, zeigte sie sich erneut abgeschlagen auf den letzten Plätzen. "Es ist ein aufregendes Gefühl, wieder im Auto zu sitzen. Das Wochenende hat an diesem sonnigen Tag gut begonnen. Das Auto läuft perfekt. Jetzt muss ich meinen Rhythmus finden...", formulierte es die Belgierin.

Automobile Räuberhöhlen

Ekström, Tomczyk, Abt, Green, Spengler und La Rosa: Die Liste der Fahrer, deren Dienstwagen in der Winterpause nicht die Farbe wechselte, ist kurz. Auch nach den ITR-Testfahrten in Oschersleben noch unbekannt waren eine knallblaue C-Klasse mit unauffälligem Laureus-Schriftzug (Gary Paffett), eine schwarze C-Klasse mit gut übersehbarem Trilux-Logo (Mathias Lauda) sowie zwei grün-weiße Audi A4 (Ickx & Carroll) - für so manchen Piloten taugt bislang nicht nur die Zeitenliste als sicheres Versteck...