In Oschersleben warst du mit 298 Runden der fleißigste Pilot. Wie kam es dazu - gab es für dich besonders viel auszuprobieren?
Martin Tomczyk: Eigentlich habe ich nur die Zeit effektiv genutzt. Ich wollte in diesen Tagen so viel vom Auto lernen, wie ich konnte, und habe mich mit meinen Renningenieur sehr intensiv damit beschäftigt. Wir wissen, dass die Zeit an einem Rennwochenende knapp werden kann - deshalb versucht man, bei einem Test möglichst viel mit dem Auto auszuprobieren. Das haben wir aus meiner Sicht geschafft.

Nach deiner Aussage war der 2005er-Audi etwas komplizierter zu handhaben, der 2006er bereits etwas gutmütiger. Ist der neue R13 nun für dich der perfekte A4?
Martin Tomczyk: Zu dem perfekten Rennauto gehört immer ein Quentchen mehr. Man muss bedenken, dass wir eine Weiterentwicklung vollzogen und kein komplett neues Auto gebaut haben. Doch die Weiterentwicklung, die wir über den Winter gemacht haben, trägt auf alle Fälle Früchte. Das neue Auto ist nochmals einfacher zu fahren; es ist vor allem über die Renndistanz sehr gut zu fahren und auch einfach abzustimmen. Deshalb kommt es mir zu Gute, aber auch meinen drei Teamkollegen.

Inwieweit konnte man durch die wieder weit gehend freigegebene Aerodynamik seine Wünsche als Fahrer mehr einbringen als im Jahr zuvor?
Martin Tomczyk: Bei den Teammeetings zum Ende des vergangenen Jahres haben alle Fahrer ähnliche Aussagen gemacht. Die Ingenieure haben sie zusammengefügt und versucht, mit diesen Aussagen und den zu Grunde liegenden Daten zu arbeiten. So haben sie im Winter sehr viel gearbeitet und es ist ein positives Resultat herausgekommen.

2006 sind für dich die regelmäßigen Podestplätze erst in der zweiten Saisonhälfte gekommen. Wie groß sind die Chancen, in dieser Saison von Beginn an ganz vorne dabei sein zu können?
Martin Tomczyk: Die Chancen stehen schon recht gut - ich habe im Winter nichts zum Negativen verändert und möchte so weitermachen, wie ich aufgehört habe. Auch im Team ist alles beim Alten geblieben. Insofern sehe ich keine Probleme, wieso es in dieser Saison nicht schon von Beginn an funktionieren sollte.

Meisterschaftsrang 3 sieht Tomczyk 2007 als Mindestziel, Foto: DTM
Meisterschaftsrang 3 sieht Tomczyk 2007 als Mindestziel, Foto: DTM

Wie lautet deine generelle Zielsetzung für diese Saison? Hat dir dein Sieg im vergangenen Jahr gezeigt, dass du nun nach dem Titel streben kannst?
Martin Tomczyk: Der Sieg war in der vergangenen Saison nur das Sahnehäubchen. Aber natürlich wird der Wille, wieder ganz oben auf dem Podest zu stehen, nach dem ersten Sieg umso größer. Um den Titel zu fahren, ist ein realistisches Ziel, wobei mein selbst gestecktes Ziel ist, nach Meisterschaftsrang vier im vergangenen Jahr unter die ersten Drei zu fahren.

Wie macht sich der Wechsel Timo Scheiders mit all seinen Erfahrungen aus anderen Teams bei Abt bemerkbar?
Martin Tomczyk: Timo ist dem Hause Audi ja bereits länger verbunden. Dementsprechend war für uns alle die Umstellung, dass Timo nun bei uns im Team fährt, nicht allzu groß. Er hat sich sehr gut einlebt, auch wenn er sich zunächst an das Team, die Arbeitsweise gewöhnen musste. Durch seine fachlichen Aussagen ergänzt er unser Team sehr gut. Das Teamwork mit ihm funktioniert wie mit jedem anderen Kollegen gut.

Was erwartest du von den Audi-Jahreswagen, die zwar technisch einen größeren Abstand zu den Neuwagen haben als im vergangenen Jahr, jedoch reglementarisch wieder begünstigt sind?
Martin Tomczyk: Die Tests in Oschersleben haben gezeigt, dass alle Fahrzeuge der drei Generationen sehr eng beieinander liegen. Auch die Gewichtsvorteile, die die Vorjahresfahrzeuge haben, sind nicht zu unterschätzen. So hat man es aus meiner Sicht ganz gut sichergestellt, dass wir eine spannende Meisterschaft haben, in der alles passieren kann.

Was rechnest du dir für Hockenheim aus, wo du traditionell stark bist? Kann es eine besondere Chance sein, dass Mercedes das Potenzial des neuen Autos möglicherweise noch nicht komplett ausschöpfen konnte?
Martin Tomczyk: Das werden wir erst nach dem Qualifying in Hockenheim sicher wissen, aber wir brauchen uns vor Hockenheim nicht zu fürchten. Schon die letzten Jahre haben gezeigt, dass wir dort den Anschluss gefunden haben. Ich persönlich freue mich auf Hockenheim; es ist eine sensationelle Rennstrecke, auf der ich sehr gerne fahre. Ich habe dort immer gute Zweikämpfe und gute Rennen erlebt - deshalb kann Hockenheim kommen.