Der komplett neue A4 wird erwartet, 2007 gehen Sie noch mit dem modifizierten, bisherigen Audi A4 DTM an den Start. Eher ein Nachteil, weil das Entwicklungspotenzial bereits zu sehr ausgereizt war, oder ein Vorteil gegenüber Mercedes, die das Potenzial ihrer Neuentwicklung vielleicht noch nicht ausschöpfen können?
Dr. Wolfgang Ullrich: Das werden wir vermutlich erst nach ein paar Rennen sehen, denn die verschiedenen Herangehensweisen haben immer Vor- und Nachteile. Wir haben anders als Mercedes auf einer Basis gearbeitet, die uns bekannt war, und wir wissen alle, dass das Reglement in der DTM ein sehr restriktives ist. Daher ist es von Jahr zu Jahr nur möglich, relativ kleine Schritte zu machen. Mit Blick auf die Testfahrten haben wir einen Schritt gemacht, der von den Fahrern sehr gut bewertet wurde. Wenn man wie Mercedes ein komplett neues Auto baut, hat man zwar mehr Freiheiten, doch man muss ausnahmslos alles von Anbeginn an entwickeln. Das hat, was Aufwand und Kapazitäten angeht, auch einen kleinen Nachteil. Wir werden es im Verlauf der Saison sehen. Im nächsten Jahr sind dann wir in der gleichen Situation - dann planen wir, ein neues Auto herauszubringen, und Mercedes wird ein Auto haben, das auf einer existierenden Basis weiterentwickelt worden ist. Das wird sich über die nächsten zwei Jahre sicherlich ausgleichen.

War es durch die weit gehend freigegebene Aerodynamik möglich, an der grundsätzlichen Charakteristik des Autos etwas zu ändern, wenn man denn wollte?
Dr. Wolfgang Ullrich: Wir haben gezielt daran gearbeitet, das Auto weiter zu optimieren. Die Entwicklung der Aerodynamik ist nur in gewissen Bereichen freigegeben worden, in denen wir uns dann auch verbessert haben. Damit werden wir nach meiner Einschätzung gute Ergebnisse haben, doch die Rahmenbedingungen sind für alle gleich.

Im vergangenen Jahr waren Neu- und Jahreswagen bedingt durch das Reglement technisch ähnlicher als in dieser Saison. Welche Gefahr geht nun von den 2006er-Autos aus?
Dr. Wolfgang Ullrich: Ich bin davon überzeugt, dass wir mit den Regeln, die wir in der DTM erarbeitet haben, bewusst die Fahrzeuge aller Jahrgänge wettbewerbsfähig halten. Auch 2007 werden wir sehen, dass Jahreswagen ganz weit nach vorne fahren können.

Dr. Ullrich erwartet von Phoenix und Rosberg Steigerungen, Foto: DTM
Dr. Ullrich erwartet von Phoenix und Rosberg Steigerungen, Foto: DTM

Trägt dazu auch ein neues Gewichtsreglement bei?
Dr. Wolfgang Ullrich: Sicherlich gehört auch das dazu. Wir arbeiten daran, für den Zuschauer optimalen Motorsport zu bieten. Dazu gehört es, alle Fahrzeuge in ihrer Performance auf ein ganz ähnliches Niveau zu bringen, denn was die Teams und die Fahrer angeht, haben wir in der DTM auch bei den Jahreswagen ein ganz großes Potenzial.

Welche Steigerungen erwarten Sie von Phoenix und Rosberg, nachdem sie im letzten Jahr ihre Debütsaison mit Audi bestritten?
Dr. Wolfgang Ullrich: Es wird mit Sicherheit eine Steigerung zu bemerken sein. Ein Jahr der Zusammenarbeit liegt hinter uns und mit einer frühen Auslieferung der Fahrzeuge sowie den ausführlicheren Tests werden wir sehen, dass Rosberg und Phoenix wieder die Performance bringen, die wir von ihnen erwarten.

Wie haben Sie Mattias Ekström und Martin Tomczyk während der Winterpause erlebt, nachdem der eine seine persönliche Pechsträhne erlebte, der andere jedoch seine bislang beste Saison fuhr?
Dr. Wolfgang Ullrich: Ich habe beobachtet, dass sich beide auf diese Saison extrem gut vorbereitet haben. Beide sind unheimlich fokussiert an die Arbeit gegangen und haben sich besser vorbereitet als je zuvor. Mattias hat zu Beginn der letzten Saison viel Pech gehabt, hat dann jedoch ebenfalls einen Sieg herausgefahren und war zum Ende des Jahres wieder sehr optimistisch. Ebenso Martin, nachdem er in der letzten Saison sein erstes Rennen gewonnen hat. So hatten beide Ende 2006 einen sehr zuversichtlichen Blick auf das nächste Jahr.

Trauen Sie Timo Scheider zu, bereits in seiner ersten Saison für Abt-Audi titelfähig zu sein?
Dr. Wolfgang Ullrich: Timo hat sicherlich genug Erfahrung und bei der Entwicklung des Fahrzeugs entsprechend mitgearbeitet - es sind dort in etwa alle Fahrer gleichermaßen involviert gewesen. Ich glaube, dass jeder unserer vier Fahrer das Potenzial hat, Rennen zu gewinnen.