Wie passen weit mehr als die letztjährigen 138.000 Zuschauer auf die Düsseldorfer Kö? Wie wird eine Pressekonferenz mit Mercedes-Sportchef Norbert Haug zur besten Comedy? Und wie schnell ist ein automobiles Flammeninferno psychisch zu verarbeiten? Die nunmehr zweite DTM-Präsentation in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt gab Antworten auf Fragen, die zuvor niemand zu stellen wagte...

Frauenmarkt & Senderkampf

Ausgerechnet um ihre beworbenen Publikumslieblinge hatten die Organisatoren bereits im Vorfeld der DTM-Präsentation zittern müssen. Während Tom Kristensen jede Stunde die Geburt seines Sohns Oswald erwartete und am Ende tatsächlich eintägigen Vaterschaftsurlaub beantragen musste, blieb auch Mika Häkkinens Kommen wegen einer Magen-Darm-Verstimmung zunächst unklar. Am Ende ließ der Finne Journalisten und Fans nicht im Stich - und sorgte auch im Rahmen der Pressekonferenz für ein noch breiteres Staraufgebot.

Nicht alles lief so glatt wie die Teampräsentation..., Foto: DTM
Nicht alles lief so glatt wie die Teampräsentation..., Foto: DTM

Wohl auch mangels Magen-Darm-Problemen sah sich bei der PK im Foyer der Vodafone-Zentrale Polo-Cup-Pilot Constantin Dressler "körperlich und physisch" gut auf die neue Saison vorbereitet, bevor drei weitere Vertreter der Rahmenserien bei ARD-Moderator Claus Lufen zu Wort kamen. Anschließend wurde es ernst: Der längst beendet geglaubte Kampf von ARD und RTL um die Übertragungsrechte schien neu aufzuflammen - und trug skurrile Früchte: "Es ist ganz schwer zu verstehen, aber ich erzähl' einfach mal ein bisschen was...", begann Norbert Haug, mit zielgenau in die Kamera gerichtetem RTL-Mikrofon vom Formel-1-Grand-Prix in Bahrain zugeschaltet, die vermeintliche Antwort auf die Frage des sichtlich irritierten ARD-Manns.

Dass RTL-Korrespondent Haug ausgerechnet eine Bildstörung, die ihn und sein gelbes Mikrofon von der Düsseldorfer Leinwand verschwinden ließen, aus der Ferne unwissentlich mit einem "Jetzt geht's besser" kommentierte, war nach diesem Trauma wohl Balsam auf die Seele der Öffentlich-Rechtlichen. Doch weiterhin schlichen sich fremde Medien in die ARD-Vorstellung: "Ich habe nachgeschaut, was es auf dem Frauenmarkt Neues gibt", kommentierte Rosberg-Neuling Lucas Luhr die Szene eines Einspielfilms, die ihn als Leser des Playboy-Magazins zeigte. Und noch bevor Gary Paffett sein DTM-Comeback mit einem "because I want to race" begründen konnte, versuchte Luhr vergeblich, vorzeitig reißaus von der Bühne zu nehmen. Mit Bernd Schneider, Martin Tomczyk & Co. ging es da bereits weniger schlüpfrig zu...

Grelles & Tiefes

Bei der Fahrerparade übernahm Ekström endlich noch einmal die Führung, Foto: DTM
Bei der Fahrerparade übernahm Ekström endlich noch einmal die Führung, Foto: DTM

Derweil vergnügten sich die Fans bereits auf der Düsseldorfer Königsallee: Mit Oldtimer-Corso und Rennkart-Demo ließen sich die Zuschauer die Wartezeit verkürzen, bis die Piloten am Mittag auf der Kö eintrafen. Auf erste Interviews mit dem leidgeprüften Lufen folgte eine erste Fahrerparade, die den 2006 so gebeutelten Mattias Ekström endlich noch einmal die Front ergreifen ließ. "Die Atmosphäre ist einfach toll, das Wetter ist spitze", urteilte einer der 180.000 Zuschauer, die bei 30 Grad trotz einladender Bademöglichkeiten am Rheinufer den Motorsport vorzogen, "es gefällt mir hier sehr gut, vor allem das ganze Drumherum."

Auch für den Fannachwuchs bildeten die Demonstrationsrunden der Boliden aus DTM und Rahmenserien das Highlight. "Bei den Grellen tut es etwas in den Ohren weh, die Tiefen gefallen mir besser", kommentierte ein Junge die Geräuschkulisse der zahlreichen Pferdestärken. Weniger Freude an der DTM-Präsentation hatte hingegen das halbe Dutzend Greenpeace-Aktivisten, das mit Transparenten gegen Benzinverbrennung und PS-Kult demonstrierte. Und auch die Schadstoff- und Feinstaubbelastung durch schwarzen Rauch konnten die Motorsportverweigerer nicht gutheißen...

Feuer & Flamme für die DTM

So sah auch Spenglers Showcar einmal aus..., Foto: DTM
So sah auch Spenglers Showcar einmal aus..., Foto: DTM

Diesen erzeugte Bruno Spengler unfreiwillig, nachdem die Bremsen seines Mercedes-Showcars nach ausführlichem Donut-Drehen Feuer gefangen hatten. In Sekundenschnelle stand der gesamte Demo-Bolide in Flammen und schien sich in schwarze Rauchwolken aufzulösen, bevor die Löschkräfte einschritten und das gelungene Sicherheitsmanagement der Veranstalter unter Beweis stellten. Bruno Spengler entkam dem Wrack unverletzt, die Zuschauer befanden sich zu keiner Zeit in Gefahr - und auch das C-Klasse-Showcar, basierend auf einem ausrangierten 2002er-Mercedes, wird laut HWA-Cheftechniker Gerhard Ungar in altem Glanz erstrahlen.

Ob des glimpflichen Ausgangs der spektakulären Panne entflammten vor den ARD-Mikrofonen - rein zufällig - die feurigen Wortspiele. "Alle Fahrer brennen auf das erste Rennen", brachte Christian Abt seine Vorfreude auf Hockenheim zum Ausdruck, bevor auch Spengler selbst, angefeuert wie immer durch seinen omnipräsenten Fanclub, die Feststellung "Auf jeden Fall hast du eine gute Show geboten" mit einem "Hoffentlich" erwiderte. Dass es in Hockenheim bereits in wenigen Tagen auf den Ernst des DTM-Lebens zugeht, war bei der allgemeinen Hochstimmung der etwas anderen Präsentation in Düsseldorf nur selten zu spüren...