Leicht hatte es die Motorsport Arena Oschersleben in der DTM-Welt nie. Regelmäßig als Synonym für Sonntagsprozessionen ohne Überholmanöver genannt, als "zu groß geratene Kartbahn" und "Micky-Maus-Kurs" mit zweifelhaften Komplimenten bedacht - und bestenfalls von Audi angesichts der hohen Erfolgsquote der Ingolstädter gemocht. Mit dem Umbau der Strecke zu Beginn des Jahres sollte alles anders werden:

Eine halbe Million Euro investierten die Betreiber aus eigenen Mitteln, um die Strecke mit erweiterten und teils asphaltierten Auslaufzonen noch sicherer, mit einer neuen Kurve nach Start und Ziel jedoch auch überholfreundlicher zu machen. Von den lobenswerten Anstrengungen um die Sicherheit redet im Kreise der DTM-Piloten jedoch kaum jemand. Zu groß ist das Missfallen über die neue erste Kurve, die im 90-Grad-Winkel auf den zweiten Teil der früheren Schikane führt.

"Die erste Kurve ist ganz okay - wie in der Lausitz", kann sich lediglich HWA-Technikchef Gerhard Ungar gegenüber der adrivo Sportpresse zu einem positiven Urteil und einem Vergleich mit der ersten Kurve des EuroSpeedway Lausitz durchringen, wo Ausbremsmanöver durchaus zum Erfolg führen. Sein Abt-Kollege Albert Deuring zeigte sich bereits weniger begeistert: "Wir hatten einige Schäden und Defekte durch die umgebaute Schikane." Auch im Mercedes-Lager blieben die Missgeschicke in der neuen Kurve nicht aus. "Dort ist der Curb so hoch, dass ich mir das Auto beschädigt habe. Aber man muss ihn überfahren, um schnell zu sein", sieht Mathias Lauda seine Fahrkünste nicht für die Schäden an seiner C-Klasse verantwortlich.

Kurve des Anstoßes: Glücklich ist mit dieser Passage kaum jemand, Foto: Sutton
Kurve des Anstoßes: Glücklich ist mit dieser Passage kaum jemand, Foto: Sutton

Während sich Mercedes-Neuling Paul di Resta durch die neue Kurve an einen "Micky-Maus-Kurs" erinnert fühlt, wählt der zweifache Oschersleben-Sieger Tom Kristensen deutliche Worte. "Das ist echter Mord an einer Rennstrecke. Es tut mir wirklich leid, dass dafür so viel Geld ausgegeben wurde. Die Kurve vorher war viel besser, da man richtig Mut brauchte, um sie schnell zu durchfahren", urteilt der Däne und schwelgt in Erinnerungen, "man fährt hier trotzdem 50-mal durch mit dem Wissen, dass hier vorher eine sehr schöne Kurve war."

Auch Markenkollege Christian Abt erinnert sich an längst vergangene Tage - und stellt wie die meisten seiner Kollegen die Überholfreundlichkeit der Kurve in Frage. "Hier gibt es Bodenwellen, als wäre die Strecke schon 180 Jahre alt", stellt der Bayer ohne Umschweife fest, um hinzuzufügen: "Ich verstehe den Umbau dieser Kurve nicht. In dieser Form macht sie für mich keinen Sinn, da man so nicht überholen kann. Ich kann hier zwar einen Gegner ausbremsen, kann aber nicht an ihm vorbei."

Bruno Spengler und Susie Stoddart, die sich in Kurve 1 ebenfalls einen Ausrutscher leistete, stimmen ein: "Ich denke nicht, dass man jetzt besser überholen kann." Während Christian Abt einen Rechtsknick nach Start und Ziel bevorzugt hätte, hätte auch Stoddart andere Möglichkeiten für ein einfacheres Überholen gesehen: "Sie hätten die Gerade weiter verlängern und eine Haarnadelkurve bauen sollen." Eine Lösung, die auch Lauda bereits fest vor Augen hatte: "Ich dachte, dass sie eine längere Gerade bauen und war völlig überrascht, als ich diese Variante gesehen habe."

Für die Streckenbetreiber wenig erbauende Urteile über die nun um 29 Meter auf 3,696 Kilometer verlängerte Strecke, denen sich auch der Phoenix-Teammanager anschließt. "Bei dieser Kurve ist es wichtig, auf der Pole Position zu stehen. Sonst wird die Startphase extrem eng", hebt Frank Lynn die Wichtigkeit des Qualifyings hervor - das auch vor dem Umbau schon als Schlüssel zum Sieg gewertet wurde...