Zumindest in den Ergebnislisten hätte sich das Rosberg-Duo des vergangenen Jahres kaum unterschiedlicher präsentieren können: Während Timo Scheider beachtliche sechs Male die Punkteränge eroberte, stand für Frank Stippler nach einer Serie aus Pleiten, Pech und Pannen ein einsamer sechster Platz zu Buche. Die Extreme der vergangenen Saison blieben für Rosberg nicht folgenlos: Der Beförderung Scheiders in den Neuwagen stand die Entlassung Stipplers aus dem Ingolstädter DTM-Kader gegenüber. Die gezwungenermaßen vollkommen neue Besetzung der beiden rosbergschen Jahreswagen verspricht Spannung - sind sich Lucas Luhr und Mike Rockenfeller doch verdächtig ähnlich...

65 Minuten statt 24 Stunden

Erste PR-Auftritte überstand Mike Rockenfeller mit Bravour..., Foto: DTM
Erste PR-Auftritte überstand Mike Rockenfeller mit Bravour..., Foto: DTM

Die Piloten: "1999 habe ich zum letzten Mal einen stehenden Start absolviert", gibt Lucas Luhr freimütig zu und verweist auf seine Zeit im Porsche Carrera Cup, den er damals mit dem Gewinn des Meistertitels verließ. Im neuen Jahrtausend profilierte sich Luhr dagegen als ausgemachter Langstreckenspezialist: Daytona, Sebring, Spa-Francorchamps, Le Mans - bei kaum einem Langstreckenklassiker ging der heute 27-Jährige nicht mindestens einmal als Sieger der GT- oder GT2-Klasse hervor.

Zwar ist der langjährige Porsche-Pilot auch für Einsätze im Audi R10 TDI fest eingeplant - der Fokus liegt für Lucas Luhr dennoch auf der DTM. Dürfte sich der gebürtige Koblenzer, der bei Porsche gar in die Entwicklung des Spyder involviert war, in der Technikwelt der DTM rasch zurechtfinden, so fordern Boxenstopps, Strategie und Qualifying-Modus einige Umgewöhnung, die während der Tests kaum zu vollziehen sein wird. Ähnliches gilt auch für Mike Rockenfeller, mit dem Luhr auch ein privat gutes Verhältnis verbindet:

Lucas Luhr fiebert einem für ihn ungewohnten Startprozedere entgegen.., Foto: Philips
Lucas Luhr fiebert einem für ihn ungewohnten Startprozedere entgegen.., Foto: Philips

Ebenso wie bei Luhr gingen auch bei Rockenfeller Erfolge im Porsche Carrera Cup dem Umstieg in den Langstreckensport voraus - der allerdings erst 2005 erfolgte. Am Steuer eines GT2-Boliden fuhr auch Rockenfeller auf Anhieb Siege unter anderem in Spa und Le Mans ein und triumphierte im vergangenen Jahr gemeinsam mit Luhr beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. "Nach einem Tag war ich schon eins mit dem Auto", weckt der 23-Jährige Hoffnungen auf ein schnelles Einleben in die DTM - wenngleich er nicht verhehlt, dass ihm die Abstimmungsarbeit noch Mühe bereitet.

Fahranfänger statt Anfängerteam

Die Tendenz: Kaum ist die erste Lernphase durchschritten, folgt für Rosberg bereits die nächste: Den Wiedereinstieg in die DTM sowie die Umstellung auf eine Partnerschaft mit Audi meisterte die Mannschaft um Arno Zensen 2006 mit Bravour. Nun gilt es, zwei Debütanten in ihrer Eingewöhnungsphase zu unterstützen, die es angesichts ihrer motorsportlichen Vorgeschichte nicht leicht haben dürften: Mit ähnlichen Biografien kehrten Pierre Kaffer und Frank Stippler der DTM bereits nach zwei Jahren gezwungermaßen den Rücken, Audi-Langstreckengrößen à la Rinaldo Capello konnten im Audi-Jahreswagen in der Vergangenheit nicht Fuß in der DTM fassen.

Ein Vorteil Lucas Luhrs und Mike Rockenfellers verglichen mit dem bereits ergrauten Italiener ist jedoch auch ihr noch vergleichsweise jugendliches Alter - und nicht zuletzt ihr Team: Während sich das 2006 in Audi-Reihen ebenfalls neue Team Phoenix schwer tat, das eigene sowie das Potenzial der unangefochtenen Jahreswagen-Speerspitze von 2005, Christian Abt, umzusetzen, glänzte Rosberg rasch mit der aus Mercedes-Zeiten bekannten Abgeklärtheit im Rennen. Mit weiterhin geschickten Rennstrategien und steil ansteigender Lernkurve könnte das Debütantenduo dem Phoenix-Duo aus Alexandre Prémat und Christian Abt durchaus Paroli bieten - begann doch auch die Karriere eines gewissen Gary Paffett im Rosberg-Boliden...