Der Doppelsieg der beiden HWA-Mannschaften in der Teamwertung sprach für sich - und für ein Festhalten am bewährten Quartett: Während Bernd Schneiders Vertragsverlängerung seit Jahren nur Formsache ist, bestätigte Sportchef Norbert Haug die Verlängerung für Bruno Spengler uns gegenüber bereits beim Saisonfinale in Hockenheim. Mika Häkkinen ließ Monaten des Zitterns im Januar doch noch ein vertragliches Happy End folgen, Jamie Green erhält eine dritte Chance im Mercedes-Neuwagen - wenngleich HWA einen Gary Paffett hätte haben können...

Geschlossene Gesellschaft

Die Piloten: Eine Entscheidung, die der DTM-Champion von 2005 sowie dem Stuttgarter Shooting Star des vergangenen Jahres, Alexandros Margaritis, übel aufgestoßen sein dürfte: Mit dem Erfahrungsbonus einer beachtlichen Debütsaison im Persson-Neuwagen ausgestattet, enttäuschte Green jene, die beim F3-Euroseries-Meister von 2004 auf eine weiter ansteigende Lernkurve gehofft hatten. Seinen enormen Grundspeed stellte Green wie auch 2005, als er zum Saisonende in der Persson-C-Klasse zwei Pole Positions einfuhr, in der Qualifikation mit beeindruckender Regelmäßigkeit unter Beweis - ohne dabei im Rennen wesentlich abgeklärter zu wirken als ihm Debütjahr:

Allein auf weiter Flur: Häkkinen misslang der Anschluss an das Duo Schneider/Spengler, Foto: Sutton
Allein auf weiter Flur: Häkkinen misslang der Anschluss an das Duo Schneider/Spengler, Foto: Sutton

Zwar war der 24-jährige weniger oft in allzu harte Rangeleien verwickelt; die Nerven gingen jedoch nicht zuletzt beim Heimrennen in Brands Hatch mit ihm durch, als er seinen Debütsieg durch einen Verbremser vereitelte. Nicht nur im Rahmen der vermeintlichen greenschen Paradedisziplin, dem Start, zeigte Bruno Spengler auch ohne Vorerfahrung im Stuttgarter Neuwagen, wie es besser geht: Schien es zum Anfang noch so, als könnte der Kanadier seinem britischen Kollegen den Favoritenstatus im HWA-Youngsterduell nur bedingt streitig machen, so mauserte sich Spengler im Laufe der Saison zum Seriensieger mit der Rennintelligenz eines fünffachen DTM-Champions.

Dieser, im Folgenden Bernd Schneider genannt, rühmte sich zwar nach seinem fünften Meisterschaftsgewinn nicht ganz unberechtigt der Tatsache, den bereits angelaufenen Generationswechsel mit Bravour gestoppt zu haben. Dass der 42-Jährige jedoch durchaus von der Eingewöhnungsphase Spenglers profitierte, während derer er seine einzigen beiden Saisonsiege einfuhr, profitierte, kann auch Schneider selbst kaum ignorieren - wenngleich er sich das Szenario, wonach Bruno Spengler ohne seinen Reifenplatzer beim Hockenheim-Auftakt DTM-Champion 2006 geworden wäre, verständlicherweise nur ungern bewusst macht...

Bringt es Bruno Spengler 2007 zu teaminterner Dominanz?, Foto: DTM
Bringt es Bruno Spengler 2007 zu teaminterner Dominanz?, Foto: DTM

Während Schneider als viel zitierter Schumacher der DTM niemanden mehr etwas zu bewiesen hat, hat Mika Häkkinen mit der DTM noch eine Rechnung offen: Dass eine ruhmreiche Vergangenheit als Mitglied des elitären Kreises der mehrfachen Formel-1-Champions keinen teaminternen Bonus bedeutet, dass Kreativität und Eigensinn bei der Setup-Arbeit in der DTM weniger gefragt ist als in der F1, dass die Leistungsdichte in der DTM weitaus höher ist - all das hat der Finne während der vergangenen beiden Jahre verinnerlichen müssen. Doch nachdem das DTM-Abenteuer für Jean Alesi und Heinz-Harald Frentzen auf dem Abstellgleis endete, stellt sich zwangsläufig die Frage: Welcher Ex-F1-Pilot kommt jemals zu DTM-Ruhm, wenn nicht ein Mika Häkkinen?

Das kanadische Solo?

Die Tendenz: Schon im vergangenen Jahr stellten sich Bruno Spengler und Bernd Schneider als unangefochtene Zugpferde des HWA-Quartetts heraus - während es Jamie Green und Mika Häkkinen in der Summe an Konstanz vermissen ließen. Ob Green in der kommenden Saison seinem unbestrittenen Speed die für den endgültigen Durchbruch nötige Abgeklärtheit im Rennen beifügen kann ist ebenso ungewiss wie Häkkinens weitere Formkurve. Und auch Bernd Schneider benötigt einen ähnlich reibungslosen Saisonstart wie 2006, um sich einem Durchmarsch des aufstrebenden Bruno Spengler entgegenzustellen, dem durchaus eine ähnliche teaminterne Dominanz wie anno 2005 Gary Paffett zuzutrauen ist...

So wartet HWA-Mercedes zwar auch in der kommenden Saison mit einem starken Fahrerquartett auf - doch schon 2006 hatte Abt-Audi immer öfter jene geschlossenen Mannschaftsleistungen gezeigt, für die einst nur die Stuttgarter bekannt waren. Mit den erprobten Titelkandidaten Tom Kristensen und Mattias Ekström, dem endlich ebenso konstanten wie schnellen Martin Tomczyk sowie dem erfolgshungrigen Timo Scheider erwartet das HWA-Quartett noch schärferer Gegenwind als in den vergangenen Jahren...