Dass auf ein farbenfrohes Neujahrsfeuerwerk zunächst ein wochenlanges Rätselraten folgt, ist für DTM-Fans zwar zur Gewohnheit geworden. Dennoch präsentiert sich das Jahr 2007 Wochen vor ersten Testfahrten mit den neuen Boliden und mehr als drei Monate vor der DTM-Präsentation in Düsseldorf ungewohnt nebulös - ob im Bereich der 9.500 PS starken Fahrzeugflotte, des 20-köpfigen Fahrerfeldes oder auf altbekannter Herstellersuche...

Nebulöse C-Klasse

Das Vieraugengesicht verschwindet, das zuvor eher rundliche Design der Mercedes C-Klasse gewinnt an Kontur. Trotz nur geringfügig gewachsener Abmessungen steht der Nachfolger des seit 2000 verkauften und seit 2004 im DTM-Einsatz befindlichen Mittelklasse-Benz deutlich satter auf der Straße - so verraten es wenige Monate vor der offiziellen Präsentation immerhin erste computerretuschierte Bilder. Um die von HWA eingesetzte DTM-Version der neuen C-Klasse hat sich der Nebel hingegen noch weniger gelichtet...

Die C-Klasse erwartet ihren neu designten Nachfolger, Foto: DTM
Die C-Klasse erwartet ihren neu designten Nachfolger, Foto: DTM

Und während sich die Freude der Audi-Neuwagenverkäufer angesichts erstarkter Konkurrenz und schwerer letzter Monate des "alten" A4, dessen Ablösung erst zum Jahresende ansteht, in Grenzen halten dürften, wittert die Entwicklungsabteilung um Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich ihre Chance: Die wegen der neuen Mercedes-Silhouette gezwungenermaßen wieder freigegebene aerodynamische Entwicklung bietet den Ingolstädtern die Möglichkeit, Sünden der Vergangenheit aufzuarbeiten - und den seit 2004 geschmolzenen aerodynamischen Vorsprung zurückzuerobern. Ein Blick in die Vergangenheit mag Audi trotz der bereits offen eingestandenen Zeitnot bei der eigenen Entwicklungsarbeit optimistisch stimmen: Weder 2002, dem ersten Jahr des neuen CLK, noch 2004, als man auf die C-Klasse umstieg, präsentierte sich Mercedes titelfähig...

Klarere Witterungsverhältnisse herrschen naturgemäß im Jahres- und Gebrauchtwagenlager, wo sich das Gewichtsreglement im vergangenen Jahr bewährt hat: Angesichts der tendenziell stärkeren Performance der 2006er-Mercedes im Vergleich mit ihren Audi-Pendants darf Persson auch im kommenden Jahr als Favorit auf den inoffiziellen Jahreswagentitel gelten - wenn auch mit stärkerem Gegenwind von den mittlerweile abgeklärteren Audi-Konkurrenten Phoenix und Rosberg. Derweil wird Futurecom TME im Falle eines weiteren DTM-Jahrs gegen ein mögliches Debütantenteam ASM leichteres Spiel haben als noch 2006 gegen die von den erfahrenen Persson- und Mücke-Mannschaften eingesetzten Gebrauchtwagen.

Nebelbrecher mit Verspätung

Mika Häkkinen sorgt weiterhin für Fragezeichen, Foto: DTM
Mika Häkkinen sorgt weiterhin für Fragezeichen, Foto: DTM

Mit der Verpflichtung von Lucas Luhr und Mike Rockenfeller scheint zumindest der Nebel im Audi-Jahreswagenquartett halbwegs gelichtet - hiervon abgesehen betätigten sich bislang jedoch weder Dr. Wolfgang Ullrich noch Mercedes-Sportchef Norbert Haug als Nebelbrecher in der heiß diskutierten Fahrerfrage. Um das geplante DTM-Comeback Gary Paffetts herrscht seit vier Wochen Schweigen, Mika Häkkinen lässt seine Fans weiterhin zittern. Ebenso unklar wie die Neuwagen-Zukunft Jamie Greens und Timo Scheiders, der den eher erstaunlichen Bemühungen der Ingolstädter um die Ex-Formel-1-Stars Jacques Villeneuve und Juan-Pablo Montoya nur hilflos zusehen kann, stellen sich auch die künftigen teaminternen Kräfteverhältnisse dar - wenngleich es Tendenzen gibt:

So sah sich Bernd Schneider zwar im Titelrausch von einem Rücktritt in die Motorsportrente weit entfernt. Dass Bruno Spengler dem mittlerweile 42-Jährigen, dessen Qualifyingschwäche zwar stark gelindert, ohne eine einzige Pole Position im Jahr 2006 jedoch nicht geheilt schien, im Laufe der Saison mehr und mehr den Rang als Stuttgarter Speerspitze ablief, darf den Saarländer für die kommende Saison nachdenklich stimmen. Auch Tom Kristensen droht Konkurrenz: Martin Tomczyk hat aus der erfolgreichen zweiten Saisonhälfte 2006 Selbstvertrauen geschöpft, Ex-Champion Mattias Ekström darf nach einer auch fahrerisch wenig konstanten Saison mit Meisterschaftsplatz acht - und damit dem Titel des erfolglosesten Neuwagenpiloten - als wachgerüttelt gelten...

Nebelverhangene Zukunft

Behauptet sich die DTM auch im zweiten Post-Opel-Jahr?, Foto: DTM
Behauptet sich die DTM auch im zweiten Post-Opel-Jahr?, Foto: DTM

Zwar hat es sich bei den DTM-Kritikern, wie sie insbesondere die Breiten des World Wide Web bevölkern, als lieb gewonnene Tradition herausgebildet, vor jeder Saison eintönige Seriensiege einer Marke, bevorzugt jener mit dem Stern, vorauszusagen und zum Jahresende das Aus der Serie zu prophezeien. Doch in der Tat ist das Jahr 2007 für die DTM kein beliebiges:

Neue Zuschauerrekorde auf den Tribünen sowie gelungenen Gastspielen in den europäischen Kernmärkten standen im ersten Jahr des Herstellerduells leicht zurückgehende TV-Quoten und ein erster Warnschuss der ARD gegenüber, der sich in einem mangels adäquater Zuschauerzahlen nur noch teilweise live übertragenen Qualifying äußerten - dem neuen, nach Mehrheitsmeinung äußerst gelungenen Quali-Format zum Trotz. Auch ohne vertragliche Verpflichtung wird die ARD 2007 das Herstellerduell übertragen - in der Hoffnung, dass sich für 2008 der Nebel um die Einstiegskandidaten Lexus und Alfa Romeo lichtet...