Wie weit ist die Entwicklung für die kommende Saison fortgeschritten?
Dr. Wolfgang Ullrich: Die Entwicklung für die kommende Saison hat natürlich schon vor einiger Zeit begonnen. Wir müssen jetzt versuchen, das Vorziehen des ersten Rennens in irgendeiner Form abzufedern - das ist nicht so einfach.

Aber Sie liegen dennoch im Zeitplan?
Dr. Wolfgang Ullrich: Wir liegen in dem Zeitplan, den wir eigentlich für das erste Rennen hatten - dieses war für den 6. Mai geplant. Da dies nun aber relativ kurzfristig geändert wurde, müssen wir jetzt versuchen, eine Lösung zu finden, um trotzdem unser Programm vollständig abspielen zu können.

Was können Sie aus der vergangen Saison mitnehmen, was haben Sie gelernt?
Dr. Wolfgang Ullrich: Wir haben gelernt, dass wir intensiv daran arbeiten müssen, die im Qualifying meist gute Performance entsprechend im Rennen über die Dauer umzusetzen. Dabei versuchen wir, uns hauptsächlich im Zusammenspiel zwischen Aerodynamik, Fahrwerksabstimmung und Reifen zu verbessern. Es ist uns auch klar geworden, dass man es sich nicht erlauben kann, irgendwo einen technischen Ausfall zu haben. Man muss a an jedem Wochenende ein Auto haben, das das Rennen problemlos durchfährt. Aber wir wissen, warum dies bei Tom Kristensen in Brands Hatch nicht funktioniert hat, und wissen zugleich, wie man verhindern kann, dass etwas Ähnliches wieder passiert. Es ist ganz einfach unheimlich wichtig, dass man eine sehr starke Mannschaft hat, wobei wir uns in der vergangenen Saison darin wirklich sehr verbessert haben. Wir haben immerhin drei unserer Neuwagenfahrer ganz oben auf dem Podium gehabt - was zeigt, dass die Mannschaftsstärke vorhanden war. Dennoch - wir haben nur vier Rennen gewonnen und Mercedes sechs. Das reicht uns nicht. Wir hatten zudem nicht die Konstanz, wie sie Bernd Schneider gehabt hat, der in jedem Rennen in den Top 5 war. Daran müssen wir arbeiten.

Der Audi-Sportchef will die Qualifying-Performance künftig auch im Rennen umsetzen, Foto: Sutton
Der Audi-Sportchef will die Qualifying-Performance künftig auch im Rennen umsetzen, Foto: Sutton

An welche positiven Momente aus dem letzten Jahr erinnern Sie sich?
Dr. Wolfgang Ullrich: Wir haben immerhin vier Mal gewonnen, was sehr positiv war. Auch in Brands Hatch hatten wir bis kurz vor Schluss ein sehr gutes Rennen. Dort hatten wir uns mit Blick auf die Situation in der Meisterschaft schon sehr viel ausgerechnet, wäre es nicht zu Tom Kristensens Ausfall gekommen. Außerdem habe ich mich persönlich unheimlich gefreut, als Martin Tomczyk sein erstes Rennen gewonnen hat. Das war für ihn und für das ganze Team sicherlich ein ganz besonderes Highlight.

Waren Sie von der Leistung der Jahreswagen überrascht?
Dr. Wolfgang Ullrich: Ich bin nicht wirklich überrascht, aber ich habe sie als sehr positiv gesehen. Wir haben versucht, gemeinsam ein Konzept festzulegen, das den Jahreswagen mehr Chancen gibt. Da beide Marken es immer wieder geschafft haben, die Jahreswagen in die Top 8 zu bringen, glaube ich, guten Gewissens sagen zu können, dass sich das Konzept als sehr gut erwiesen hat.

Sollte man die Jahreswagen reglementarisch noch weiter unterstützen?
Dr. Wolfgang Ullrich: So eng, wie die Autos beisammen liegen, müsste man bei weiteren Änderungen sehr vorsichtig sein, denn ich glaube nicht, dass es das Ziel sein sollte, dass die Vorjahreswagen prinzipiell schneller fahren können als die aktuellen Fahrzeuge. Ich glaube, dass wir diesbezüglich jetzt einen sehr guten Stand erreicht haben und damit auch den Grundstein für das nächste Jahr gelegt haben.

Hat der Weggang von Audi-Vorstandschef Dr. Martin Winterkorn Auswirkungen auf Audi Sport?
Dr. Wolfgang Ullrich: Generell muss man sagen, dass Herr Dr. Winterkorn jemand war, der uns im Motorsport aktiv unterstützt hat. Wir wissen, dass er in seinem Herzen weiterhin Audi und Audi Sport haben wird, auch wenn er die Position des Vorstandsvorsitzenden der gesamten Volkswagen-Gruppe übernehmen wird. Wir müssen jetzt abwarten, was sich nach dem Vorstandswechsel bei Audi tut. Ich bin aber davon überzeugt, dass Audi Sport über die Jahre bewiesen hat, immer zu versuchen, das Beste für Audi und das Image unserer Marke zu tun. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit.