Seit Saisonmitte hast du stets von einer enttäuschenden Saison gesprochen, bevor du in Barcelona immerhin drei Punkte erobern konntest. Ändert das noch etwas am Gesamtfazit?
Frank Stippler: Ich habe mir mehr von der Saison versprochen, doch von einer solchen Saison wird man ja meistens unverhofft getroffen. Es gibt im Leben und im Sport immer wieder Dinge, durch die man zurückgeworfen wird. Barcelona war ein Lichtblick. Wir waren hinsichtlich des Speeds gut dabei und konnten im Qualifying wie im Rennen problemlos fahren, nachdem wir zuvor häufig Probleme hatten. Viele davon waren für jeden sichtbar, viele jedoch auch nicht, was für die Eitelkeit eines Rennfahrers nicht besonders gut ist. Diejenigen, die die DTM aus der Nähe verfolgen, haben jedoch hoffentlich trotzdem mitbekommen, woran es in dieser Saison gescheitert ist.

Wie hast du die Entwicklung des Rosberg-Teams erlebt? Wo gab es größere Schritte, wo auch Stagnation?
Frank Stippler: Größere Sprünge hat es keine gegeben, da das Team im Grunde genommen schon immer gut aufgestellt war. Doch in einem Team, das erst kurzfristig aufgestellt wurde, gibt es natürlich immer wieder Ungereimtheiten, wo die Zahnräder einfach besser ineinander greifen müssen. Das hat nach und nach funktioniert - wobei es auch zum Anfang der Saison keine Katastrophe war; ganz im Gegenteil. Die DTM ist in ihrem Wettbewerb so hart, dass man selbst durch Kleinigkeiten spürbare Nachteile erlebt. Das jedoch hat sich bis zur Mitte der Saison gut aussortiert. Ich fühle mich sehr wohl im Rosberg-Team.

Wo siehst du nach zwei Jahren DTM bei dir noch Optimierungsmöglichkeiten?
Frank Stippler: Optimieren kann man alles. Man muss am Rennwochenende zu jedem Zeitpunkt voll dabei sein und die Leistung im Qualifying wie im Rennen genau auf den Punkt bringen. Der kleinste Fehler wirft dich um drei bis vier Plätze zurück. Daran kann man nicht aufhören zu feilen. Bernd Schneider hat eine tolle Saison gefahren, hatte jedoch in den beiden Jahren zuvor ein kleines Tief. Es muss unser aller Ziel sein, in der Lage zu sein, sich aus solchen Situationen wieder nach oben zu retten.

Die Punkteausbeute spiegelte aus Sicht Stipplers nicht das teaminterne Kräfteverhältnis., Foto: AUDI
Die Punkteausbeute spiegelte aus Sicht Stipplers nicht das teaminterne Kräfteverhältnis., Foto: AUDI

Manche deiner Kollegen sprechen von bestimmten "Baustellen" wie dem Qualifying und den Starts. Gibt es bei dir nicht Vergleichbares?
Frank Stippler: Was das Qualifying angeht, waren wir bisher immer gut dabei. Ich war immer ein guter Qualifyer und habe meist gute Starts hingelegt - das sind ganz wichtige Dinge in der DTM. Der Rest ist vom Rennspeed, dem Rennverlauf und dem Zeitpunkt der beiden Boxenstopps abhängig. Man muss sich von vornherein in eine Ausgangsposition bringen, wo man ohne Kompromisse vorne mitfahren kann.

Wie bist du damit umgegangen, dass dein Teamkollege Timo Scheider anders als du immer wieder in die Punkteränge vorstoßen konnte?
Frank Stippler: Gewurmt hat mich das keinesfalls, schließlich bin ich mit Timo schon immer gut ausgekommen. Wir haben einen guten Teamgeist, so dass mich die Erfolge für Timo gefreut haben. Schließlich wusste ich, woran es bei mir gelegen hat: Es war in den seltensten Fällen so, dass ich eingestehen musste, hinsichtlich des Speeds im Nachteil gewesen zu sein oder mit Timo nicht mithalten zu können - und das hätte mich sicherlich mehr gewurmt. Ich weiß, dass wir auf einem sehr ähnlichen Level waren und beide starke Fahrer sind. In diesem Jahr hatte Timo oft gerade in den Situationen des Rennens Glück, wo mich das Pech getroffen hat. So kommt der Unterschied zu Stande. Ich habe in diesem Jahr viel Pech gehabt und muss damit leben - wobei ich hoffe, dass sich dies im nächsten Jahr wieder wendet.

War es im letzten Jahr generell einfacher, mit dem Audi-Jahreswagen in die Punkte zu fahren?
Frank Stippler: Das glaube ich nicht, es hätte tendenziell eigentlich in diesem Jahr einfacher sein müssen. Aber dieses Jahr war einfach nicht mein Jahr.

Waren die Schwierigkeiten im Kampf gegen die Mercedes-Jahreswagen, wie es sie zu Beginn der Saison noch gab, nicht abzusehen, nachdem der 2005er-Mercedes sich schon im Jahr zuvor tendenziell etwas stärker gezeigt hatte?
Frank Stippler: Grundsätzlich kann man aus dem jeweiligen Vorjahr die Tendenzen sehen, welcher der beiden Jahreswagen wo stärker war. Mattias Ekström ist 2004 Meister geworden, so dass die Audi-Jahreswagen im letzten Jahr häufig vorne dabei waren. In diesem Jahr hatten wir jedoch die Situation, zwei neue Teams bei Audi zu haben, die sich zunächst auf die Autos einstellen mussten. Viele Mitarbeiter mussten sich erst aneinander gewöhnen, so dass wir speziell in der ersten Saisonhälfte sicherlich im Vergleich zu den etablierten Mercedes-Teams ein wenig im Nachteil waren. Zur Saisonmitte hatten sich jedoch die Probleme aussortiert, so dass wir seitdem mindestens genauso gut, manchmal auch besser als die Mercedes-Teams abgeschnitten.

Wie stehen deine Chancen für die nächste Saison?
Frank Stippler: Das kann ich noch nicht einschätzen. Im letzten Jahr sind die Gespräche in den Wochen nach dem letzten Saisonlauf in Hockenheim losgegangen, vorher gab es nur minimale Tendenzen. Wir müssen den November abwarten und werden wie jeden Winter im Rennfahrerleben wieder spannende Tage erleben. Grundsätzlich fühle ich mich bei Audi sehr wohl und würde mich freuen, auch 2007 wieder dabei zu sein.