Wie sieht die Bilanz deiner ersten DTM-Saison in einem aktuellen Auto aus?
Bruno Spengler: Ich bin mit meiner Saison sehr zufrieden. Am Anfang der Saison war es mein Ziel, eine Pole Position und einen Sieg einzufahren. Nun habe ich zwei Pole Positions und vier Siege errungen. Ab Mitte der Saison war es mir möglich, um den Titel mitzufahren, und auch der Vizemeistertitel freut mich sehr.

Was war für dich der schönste Moment des Jahres?
Bruno Spengler: Mein erster Sieg auf dem Norisring war mein schönster Moment. Das war wichtig für mich, denn mein bis dahin letzter Sieg war ein Sieg in der Formel Renault im Jahre 2002. Es war ein richtig tolles Gefühl.

War der erste Sieg damit wichtiger als der zweite, der eher nur eine Bestätigung war?
Bruno Spengler: Alle Siege sind wichtig, daher war er mir nicht wichtiger. Aber es war immerhin mein erster Sieg in einer Serie wie der DTM - das zählt schon etwas.

Gerade angesichts der hohen Leistungsdichte und der vielen verschiedenen Sieger in dieser Saison?
Bruno Spengler: Ja, die gegnerischen Fahrer mit ihrem Maß an Erfahrung sind unglaublich gut. Ein Dutzend Fahrer ist in der DTM in der Lage, ein Rennen zu gewinnen. Es ist sehr schwer, ein Rennen vor Fahrern wie Mika Häkkinen oder Bernd Schneider zu gewinnen. Das ist vielleicht zweimal so schön wie ein "normaler" Sieg...

Gab es für dich in dieser Saison auch Dinge, die weniger gut gelaufen sind?
Bruno Spengler: Das Qualifying in Barcelona war schon ein Problem... Aber das kann passieren - und dafür war das Rennen okay. Es läuft im Motorsport nicht immer alles perfekt. Manchmal kommt der Moment, wo einfach manches nicht mehr perfekt funktioniert. Es läuft nicht immer alles gleich gut, aber ich muss meine Arbeit bestmöglich erledigen - egal, was passiert. Zu Beginn der Saison lag ich in Hockenheim auf Platz drei, doch dann hatte ich einen Plattfuß. Das hat mich acht Punkte gekostet, denn später bekam auch der zweitplatzierte Mattias Ekström ein Problem.

Bernd Schneider hat im Punktesystem die Gewichtung zwischen ersten und zweiten Plätzen kritisiert. Wäre dir eine größere Lücke zwischen Sieg und Platz zwei lieber?
Bruno Spengler: Ich sehe darin kein Problem. Es kommt darauf an, an welcher Stelle man selbst steht: Wenn man Zweiter wird, freut man sich über die vielen Punkte. Wenn man gewinnt, wäre einem ein größerer Punkteabstand lieber. Das ist eine endlose Geschichte. Es gibt ein Punktesystem - und damit muss man zurechtkommen.

Spenglers Streicheleinheiten für seine C-Klasse haben fast schon Tradition, Foto: DTM
Spenglers Streicheleinheiten für seine C-Klasse haben fast schon Tradition, Foto: DTM

Hat sich in deinem Umfeld etwas geändert, seitdem du regelmäßig Rennen gewinnst? Nehmen dich deine Teamkollegen ernster, gehen sie anders mit dir um?
Bruno Spengler: Ich habe im letzten Jahr viele gute Qualifyings hingelegt, so dass meine Teamkollegen wussten, dass mit mir zu rechnen ist. Nach meinem ersten Sieg sind meine Teamkollegen und die anderen Fahrer nicht anders mit mir umgegangen, da gab es keinen Unterschied. Auch am Anfang der Saison war ich relativ schnell, und damit war klar, dass eines Tages ein Sieg folgen muss, wenn ich weiterhin gut mit dem Team zusammenarbeite.

Dein Ziel für die nächste Saison kann nur der Titel sein.
Bruno Spengler: Natürlich, aber jede Saison ist anders. Man sieht es in diesem Jahr an Mattias Ekström: Er war immer schnell und vorne dabei - und dieses Jahr war wahrlich kein gutes für ihn. Im Motorsport kann alles passieren. Dieses Jahr war ein sehr gutes für mich - vielleicht wird das nächste Jahr kein so gutes. Aber natürlich ist es mein Ziel, alles für den Titel zu geben.

Woran arbeitest du im Winter? Versuchst du beispielsweise im Bereich Fitness, noch mehr an die Grenzen zu gehen?
Bruno Spengler: Ich werde viel für meine Fitness tun, aber wohl nicht viel mehr als auch in den Jahren zuvor. Was ich in diesem Jahr gelernt habe, muss ich im nächsten Jahr von Beginn an mitbringen.

Analysierst du im Nachhinein deine Saison, indem du dir alle Rennen nochmals anschaust und dir aufschreibst, woran du arbeiten musst?
Bruno Spengler: Ich sehe mir vor jedem Rennen noch einmal das Rennen an, das ich zuvor auf dieser Strecke bestritten habe. Am Mittwoch vor dem letzten Saisonlauf habe ich mir das Hockenheim-Rennen vom April angesehen. Aber in der Winterpause verfolge ich nicht noch einmal die Rennen der letzten Saison.

Mit welchen Teamkollegen gehst du 2007 an den Start? Hast du Präferenzen?
Bruno Spengler: Ich bin in dieser Saison gut mit meinen Teamkollegen ausgekommen und hätte kein Problem damit, auch im nächsten Jahr mit ihnen zu fahren.

Du scheinst dein Auto sehr zu mögen, wie nach deinen Siegen zu beobachten ist. Ist dir diese "Geste" spontan eingefallen?
Bruno Spengler: Das ist spontan. Wenn ich aus dem Auto steige, ist es mein erster Gedanke, mich bei meinem Team und meinem Auto zu bedanken, denn ohne Team und ohne Auto läuft nichts. Wenn ich mich bei meinem Auto bedanke, gilt das auch meinem Team, denn sie arbeiten letztlich alle an meinem Auto.

Mittlerweile sprichst du im DTM-Umfeld oft Deutsch - anders als noch zu Beginn der Saison. Merkst du, dass beispielsweise die deutsche Fangemeinde auf diese Weise mehr Zugang zu dir bekommt?
Bruno Spengler: Ich habe die Sprache zunächst mit einem Lehrer gelernt, dann jedoch zu einem großen Teil durch die Kommunikation an der Strecke. Ich möchte neben Englisch und Französisch eine dritte Sprache sprechen. Es ist wichtig im Umgang mit den Fans, aber auch im Umgang mit dem Team, um alles verstehen zu können. Es ist sicherlich auch schön für mein Team, dass ich Deutsch lerne, denn schließlich ist Mercedes-Benz eine deutsche Marke. Es ist für mich schön, Deutsch zu sprechen, auch wenn es mich auf der Strecke nicht schneller macht... So kann ich vielleicht auch besser die deutsche Mentalität verstehen.