Die Lehre vom Kochen

Schon am Donnerstag mussten die 10 Audi-Piloten in der Hospitality antanzen. Allerdings nicht für eine außerordentliche Fahrerbesprechung - Schürze und Kochlöffel lagen bereit. Beim Probekochen mussten sie sich auf den Freitagabend einstimmen, an dem sie die Journalisten mit Spezialitäten aus ihrer Heimat verwöhnen sollten. So gab es von belgischen Waffeln über Elch und Eifeler Schinken bis hin zum Abt-Füller jede Menge kulinarische Besonderheiten. Die Menüvielfalt verdiente also glatte 10 Punkte. Auch beim Bedienen gaben sich die Fahrer sichtlich Mühe. Timo Scheider dachte an alles, reichte die Gläser von rechts und manövrierte geschwind mit vollen Tabletts durch die engen Wege zwischen den Tischen, als ob er gerade elegant zwischen den Pylonen der Le Mans-Schikane hindurchbrausen würde. Noch mal 10 Punkte.

Ausgekocht., Foto: AUDI
Ausgekocht., Foto: AUDI

Und zu helfen schien das ganze auch: Am Samstag fuhr Heinz-Harald Frentzen überraschend seine erste DTM-Pole Position - Kochen macht schnell! Allerdings war Heinz-Harald nach dem Rennen auch schnell verschwunden, und zwar sowohl von der Rennstrecke als auch aus der DTM. Die Sonderlackierung auf seinem Auto blieb demnach unverändert. Dort stand geschrieben "1. Pole - 1. ..." Damit kann dann wohl nur Abschied gemeint gewesen sein. Den kulinarischen Schlusspunkt des Rennwochenendes verpasste Frentzen mit seinem Fehlen auf der DTM-Gala am Abend. Dort stand nach Walch Lachs-Variationen und Milchkalb-Rücken auf Steinpilz-Risotto um Mitternacht die Kult-Kart-Speise schlechthin auf dem Menüplan: "Feurige Currywurst mit Pommes Frites".

Die Lehre vom Abschied

Während der Abgang des einen Ex-F1-Piloten also holprig vonstatten ging, wurde der andere gebührend verabschiedet. Elf Minuten vor dem Start versammelten sich alle Fahrer auf dem Grid um Hobby-Winzer Jean Alesi ein besonderes Weinfass zu überreichen - oder zumindest es hinzustellen, denn mit dem Überreichen wäre das reichlich "schwer" geworden. In zwei Jahren will Alesi dann die erste DTM-Auslese präsentieren. Seine letzte Ehrenrunde nach dem Rennen dauerte fast schon so lange, so sehr kostete er jeden Meter aus...

Die Lehre vom Qualm

Quietschende Reifen gab es nicht nur bei den Demonstrationsfahrten auf dem Fahrsicherheitszentrum hinter der Mercedes-Tribüne. Auch bei der Zieldurchfahrt rauchte es wieder gewaltig, sogar so stark, dass der Qualm des Feuerwerks teilweise die Sicht der eintrudelnden Fahrer vernebelte. Für noch mehr Rauch sorgten die Parallel-Donuts der Fahrer vor den Tribünen, die in der F1 Bernies Geldbeutel kräftig zum Klingeln gebracht hätten. Zum dritten Mal qualmte es kurz vor der Siegerehrung, als sich der Rocket-Man, mit einer Champagnerflasche für den Sieger ausgestattet, in die Lüfte erhob und mit einer harten Landung seitlich hinter dem Podium aufschlug. Der reguläre Weg auf das Podium als Sieger ist eben manchmal einfacher.

Die Lehre vom Schubsen

Manche Lehren sind so einfach und einleuchtend, dass es keiner großen Erklärungen bedarf. Dr. Wolfgang Ullrich teilte auf der Sonntags-Pressekonferenz eine davon mit uns: "Eines steht fest, wenn einer schubst, dann ist es immer der Hintere."

Auch Fliegen will gelernt sein..., Foto: DTM
Auch Fliegen will gelernt sein..., Foto: DTM

Die Lehren vom Vizemeister

Beim Saisonauftakt an gleicher Stelle saßen Bernd Schneider, Tom Kristensen und Heinz-Harald Frentzen bei der Siegerpressekonferenz. "Damals war ich stolz, dass ich auf dem Podium der jüngste Fahrer war", lachte Kristensen neun Rennen später. "Jetzt bin ich hier der Älteste." Immerhin sei der Meister noch älter als er, also sei ja alles noch im grünen Bereich. Da kann er es sich schon einmal erlauben, die Mercedes als Taxis zu bezeichnen, weil in seiner dänischen Heimat alle Taxis Mercedes sind. "Aber dafür möchte ich mich entschuldigen und werde die Mercedes demnächst bei einer Pk als Limousinen bezeichnen", scherzte Tom am Abend weiter. Selbst die Sportchefs beider Hersteller waren vor den Scherzen des Vizemeisters nicht sicher. Eine ganze Dreiviertelstunde ließen sie die Fahrer und Journalisten vor der letzten Pressekonferenz der Saison nach dem Rennen warten. "Wir können den Trend der Sportchefs fortsetzen", begann Tom sein Pk-Statement. "Meine Karriere begann damit, dass mich mein Vater zum Kartsport gebracht hat... - die waren echt lange unterwegs, gell?"

Die Lehren vom Meister

Aber nicht nur der erfahrene Vizemeister teilte seine weisen Worte mit uns. Auch der neue Meister hatte viele Lehren parat. Zum Beispiel welche Regeländerung er sich für 2007 wünschen würde. "Mein Auto sollte immer 50 PS mehr haben als alle anderen, das wäre eine ganz gute Lösung." Andererseits müsste es noch nicht einmal ein aktuelles Auto sein. "Wenn das 2004er Auto noch 10 Kilo leichter gewesen wäre, hätte ich eines gewollt", sagte Bernd Schneider lächelnd. Vielleicht wäre damit dann mehr als Startplatz 7 drin gewesen. "Der Bernd liebt halt das Überholen", versuchte Norbert Haug die Startplätze 9 und 7 in Le Mans und Hockenheim in Worte zu fassen. "Anders kann ich mir das auch nicht erklären."

Eine andere Erklärung musste Schneider in seiner langen Karriere schon "100.000 Mal" abgeben: "Man kann keine Titel werten." Es gibt also keinen wichtigsten Titelgewinn. Und ein zukünftiger Titelgewinn würde auch nicht wichtiger, nur weil vielleicht ein gewisser siebenfacher Titelträger einer anderen Rennserie mitwirken würde. Er würde aber möglicherweise etwas schwieriger, weil dann "150.000 Fans im Fahrerlager" wären und man wohl nur noch sehr selten den Weg zu den Autos in die Box erfolgreich beenden könnte. Um den besagten Kerpener in der Titel-Statistik zu überholen, müsste Bernd noch drei Meisterschaften gewinnen. Er selbst hat aber eine einfachere Lösung: "Er soll hier mitfahren, dann kann ich ihn auf der Strecke überholen."