Die Zeit der Herbstreisen der DTM ins westeuropäische Ausland ist vergangen - beim letzten Saisonrennen geht es vergleichsweise beschaulich zu: Auf der altbekannten "DTM-Stammstrecke" in Hockenheim geht es weniger um das schnellstmögliche Streckenlernen sowie den größtmöglichen Wurf im abgelaufenen Titelkampf als vielmehr um die Ehre. Losgelöst von verbalen Reibungen im Meisterschaftsduell sowie vom Durchrechnen möglicher Meisterschaftszenarien wollen die beiden Hersteller mit Rückenwind in die Winterpause gehen.

Nach unzähligen DTM-Läufen auf dem Hockenheimring können die Eigenheiten des 4,574 Kilometer in Fahrerreihen niemanden mehr ins Staunen versetzen. "Späte Bremspunkte wie an der Spitzkehre, schnelle Kurven wie am Eingang des Motodroms sowie langsamere Ecken im Motodrom, die für den berüchtigten Setup-Kompromiss zwischen wenig Abtrieb auf den Geraden und mehr Abtrieb im Motodrom sorgen" stellen laut Ex-DTM-Pilot Markus Winkelhock die charakteristischsten Merkmale des 2002 verkürzten und umgebauten badischen Kurses dar.

Wirklich "berüchtigt" ist allerdings in DTM-Reihen lediglich der Setup-Kompromiss der Stuttgarter, der Mercedes seit Jahren zu einem Hockenheimer Sieg-Abonnement verhilft. Und auch diesmal wird Audi dies zu ändern versuchen, gilt es doch, die achte Hockenheim-Niederlage in Folge zu verhindern...

Das Motodrom ist seit Jahren Audi-Revier, Foto: Sutton
Das Motodrom ist seit Jahren Audi-Revier, Foto: Sutton

Audi

Diese würde für Audi die Fortführung der tragischen Bilanz bei so genannten "Heimrennen" bilden: Während die Ingolstädter Jahr für Jahr in der bayrischen Heimat auf dem Norisring Niederlagen gegen Mercedes einstecken müssen, bekommen die Herren der Ringe unweit der DaimlerChrysler-Konzernzentrale in Stuttgart-Möhringen erst recht keinen Stich gegen die Konkurrenz. Mit Blick auf die Fahrzeug- und Streckencharakteristik scheint dies jedoch in weit geringerem Maße logisch erklärlich als in Nürnberg:

"Von der Streckencharakteristik her sollte keiner der beiden Hersteller einen großen Vorteil haben", blickt Martin Tomczyk voraus, stellt der Hockenheimring doch trotz seines im DTM-Vergleich vergleichsweise schnellen Profils keine klassische Highspeedstrecke dar, die für die seit Jahren bei der Spitzengeschwindigkeit leicht unterlegenen Audi-Boliden unüberwindbare Hürden böte. Auch Tom Kristensen zeigt sich optimistisch, sollte sich Audi auch mental aus der Defensive lösen können: "Mein A4 war dort schon im April, als ich Zweiter wurde, sehr gut, und seitdem ist das Auto noch besser geworden."

Nachdem in Le Mans für Audi auch das dritte von drei Rennen, bei denen zwischen den beiden Herstellern Gewichtsgleichstand herrschte, verloren ging, darf sich das Abt-Audi-Quartett überdies erneut auf einen Gewichtsvorteil von zehn Kilogramm freuen. Die damit gewonnene Zehntelsekunde stimmt zuversichtlich - sollte sich Audi im Qualifying besser schlagen als beim Saisonauftakt.

Auf den Hockenheimer Geraden fühlt sich die C-Klasse besonders heimisch, Foto: DTM
Auf den Hockenheimer Geraden fühlt sich die C-Klasse besonders heimisch, Foto: DTM

Mercedes

Während die Konkurrenz darum kämpft, das eher unrühmliche Ergebnis eines dritten Meisterschaftsrangs von Audi-Speerspitze Tom Kristensen hinter einem HWA-Duo aus Bernd Schneider und Bruno Spengler zu verhindern, plagt sich Mercedes mit "Luxusproblemen": Spengler versucht in Anbetracht von drei Punkten Vorsprung auf den Dänen durchaus nicht ganz aussichtslos die erste Saison im Neuwagen mit den Vizetitel abzuschließen, in der wenig beachteten Teamwertung ist der Erfolg nur noch kaum mehr als Formsache - und ein Doppeltriumph der beiden HWA-Teams möglich.

"Ich werde in Hockenheim auf jeden Fall versuchen zu gewinnen, denn es ist meine Lieblingsstrecke", gibt Bernd Schneider wenig überraschend kund, könnte sich jedoch auch vorstellen, Bruno Spengler unter die Arme zu greifen: "Ich glaube, dass sich Bruno im Kampf um den Vizetitel aus eigener Kraft durchsetzen kann und nicht meine Hilfe braucht, aber wenn er sie braucht, helfe ich ihm."

Auch der Kampf um den Titel des erfolgreichsten Jahreswagenfahrers scheint trotz der Kampfansagen von Seiten Timo Scheiders zur Mercedes-internen Angelegenheit zu werden, erschienen die Mercedes-Boliden des Jahrgangs 2005 der gleich alten Audi-Konkurrenz doch deutlich überlegener als die Stuttgarter Neuwagen ihren Ingolstädter Pendants. Auch mit Blick auf die Ergebnislisten könnte sich Mercedes in Hockenheim erneut heimisch fühlen...