Zu Saisonbeginn war die Punkteausbeute eher mager, dann erlebtest du in Form von acht Punkten in drei einen regelrechten "Lauf". Was war jeweils charakteristisch für diese beiden Phasen?
Timo Scheider: Anfangs war es sicherlich schwierig, weil ich mich ins Team und in die Audi-Familie einleben musste. Ich hatte einen neuen Renningenieur, der mich kennen lernen und meine Aussagen verstehen lernen musste; genauso wie ich seine Art verstehen lernen musste. Es wurde von Mal zu Mal besser, was die Resultate anging. In den Rennen, in denen wir nicht gepunktet haben, haben wir ganz klare Antworten darauf, warum das so war: So habe ich in Brands Hatch versucht, für Tom Kristensen zu fahren, obwohl ein sicherer sechster Platz im Bereich des Möglichen gewesen wäre; in Oschersleben bin ich im Renngetümmel leider von Pierre Kaffer umgedreht worden. Auch bei diesen Rennen hätte ich Punkte einfahren können - und es waren neben dem zweiten Saisonrennen auf dem EuroSpeedway Lausitz und dem vorletzten Rennen in Barcelona, wo mir Jean Alesi ins Auto gefahren ist, auch die einzigen, wo ich nicht gepunktet habe. Das ist sicherlich enttäuschend, jedoch ist es angenehm zu wissen, dass man selbst die Performance gebracht hat. Man war mit der Leistung des Teams und meinerseits grundsätzlich bei jedem Rennwochenende zufrieden, auch wenn man sie nicht immer zu 100 Prozent auf den Punkt gebracht hat. Im Qualifying haben beispielsweise die gesamten 2005er-Audis ab und an Probleme, doch daran arbeiten wir. Momentan ist die Tendenz sehr zufrieden stellend, denn es geht in den Rennen immer weiter nach vorne.

Hast du jemals den Schritt von der FIA-GT-Serie zurück in die DTM bereut?
Timo Scheider: Überhaupt nicht, denn es war immer mein Ziel, in die DTM zurückzukehren. Viele haben damals meine Äußerungen missverstanden und glaubten, ich hätte negativ über die FIA GT geredet, doch das war nie meine Absicht, denn die FIA GT sowie die Leistungen, die ich dort erbracht habe, haben es mir ermöglicht, wieder ein Kandidat für die DTM zu sein. Dafür bin ich der FIA GT dankbar, aber fest steht für mich auch, dass mir die DTM mit ihrer Fahrweise und ihrem Auftritt mehr liegt. Ich finde das positiv und freue mich, wieder hier zu sein.

Wie hast du den Aufholprozess des Teams Rosberg erlebt? Wo gab es erkennbare Fortschritte, wo auch eine gewisse Stagnation?
Timo Scheider: Was das Team angeht, müssen sich alle - vom Reifenmann über den Ingenieur bis hin zum Teamchef - zunächst einmal an das System gewöhnen. Das Team Rosberg hat früher mit Mercedes zusammengearbeitet und kennt möglicherweise Vorgehensweisen, die sich von denen bei Audi unterscheiden. Für jeden von uns ist es eine große Aufgabe gewesen, doch insgesamt haben sich alle Beteiligten gut entwickelt. Sicherlich gibt es ab und an Themen, die man ausdiskutieren muss, jedoch habe ich es noch nicht erlebt, dass es im Team untereinander zu Streitereien gekommen ist. Ich bin sehr zufrieden, hoffe, dass es weiterhin so problemlos läuft und glaube auch, dass das Team Rosberg nach außen hin einen guten Eindruck hinterlässt.

Timo Scheider schlug Teamkollege Frank Stippler nach Punkten deutlich, Foto: Audi
Timo Scheider schlug Teamkollege Frank Stippler nach Punkten deutlich, Foto: Audi

Hoffst du für das nächste Jahr auf ein neues Auto?
Timo Scheider: Wer ein 2005er-Fahrzeug fährt und nicht darauf hofft, ein aktuelles fahren zu können, ist wohl fehl am Platze. Bis hierhin bin ich zwar nicht mit allen Rennen zufrieden, aber mit den meisten, so dass ich mir durchaus Hoffnungen mache. Nach meinem ersten Jahr bei Audi ist es für mich das Wichtigste, dass der Vertrag verlängert wird. Wenn diese Hürde genommen ist, freue ich mich auf die weitere Zusammenarbeit - wie diese aussehen wird, bleibt noch abzuwarten.

Wie siehst du als Ex-Opel-Pilot die erste DTM-Saison ohne Opel?
Timo Scheider: Man hatte durchaus Angst davor, weil Opel viele Fans hatte und viel Stimmung an der Rennstrecke erzeugt hat. Doch diese Saison hat bewiesen, dass es selbst mit nur zwei Herstellern ohne Probleme funktioniert, die TV-Quoten ebenso wie die Zuschauerzahlen an der Rennstrecke aufrechtzuerhalten. Das spricht dafür, dass man auch mit zwei Herstellern sensationellen Motorsport betreiben kann. Als bestes Beispiel kann die australische V8-Serie dienen - auch dort fahren nur zwei Marken und dennoch sind die Tribünen ausverkauft. Es ist natürlich zweifelsohne immer schön, mehr Hersteller zu haben - ich würde mir auch wünschen, dass weitere ein bis zwei Hersteller in die DTM einsteigen. Doch zurzeit tut es der DTM nicht weh, dass nur zwei Marken vertreten sind, solange wir so guten Sport bieten wie momentan.