Für einige Momente schien es so, als träte für Mercedes der an diesem Wochenende größte anzunehmende Unfall ein: Nicht genug damit, dass Bernd Schneider am Start bereits von Platz neun auf elf zurückgefallen war. Vielmehr wurde der Saarländer bei der Zufahrt auf die Dunlop-Schikane unverschuldet in eine Berührung verwickelt, die einen langen Ausflug ins Kiesbett ebenso wie Rang 18 zur Folge hatte. Hatte Schneiders Auto Beschädigungen davongetragen? Würde die Strategie ausreichen, um ihn von 18 auf den rettenden sechsten Platz zu manövrieren? Die gelungene Mercedes-Vorstellung an der Spitze schien beinahe in den Hintergrund zu treten...

So verteidigte Bruno Spengler am Start nicht nur souverän seine Pole Position; auch Mika Häkkinen und Jamie Green gelang ein perfekter Start, mittels dessen sie sich am schwach gestarteten Tom Kristensen vorbeimanövrierten. Auf Grund der Safety-Car-Phase bedurfte es zur Verteidigung der Mercedes-Dreifachspitze zunächst keiner Kunst - doch später beschäftigten sich zumindest Spengler und Häkkinen mehr miteinander als mit der Audi-Konkurrenz: Rasch wurde sichtbar, dass die Fahrt zum Sieg nur über den Kanadier und den Finnen gehen konnte.

Im Laufe des Rennens verkleinerte Häkkinen den Vorsprung des HWA-Youngsters zusehends, kam jedoch auch mithilfe der Boxenstopps nicht an ihm vorbei. Aus dem Kampf um den Sieg hatte sich Green zu diesem Zeitpunkt bereits längst verabschiedet: Irritiert von einem stürmischen, aber erfolgreichen Überholmanöver durch Tom Kristensen wehrte er einen Überholversuch Heinz-Harald Frentzens allzu aggressiv ab - und kassierte eine Durchfahrtsstrafe. Dem jungen Briten fehlte auch diesmal das letzte Quäntchen Abgeklärtheit, das man bei Bernd Schneider nicht lange zu suchen brauchte:

So brauchte der Saarländer zwar zwischenzeitlich einige Zeit, um die Audi-Jahreswagen Pierre Kaffers oder Christian Abts zu passieren - zu unüberlegten Aktionen ließ er sich dennoch nicht hinreißen. Mit Geschick kämpfte er sich durch das Mittelfeld, um zwischenzeitlich gar das Tempo der Spitze mitzugehen - und so ebenso wie Spengler und Häkkinen die Höchstform der Mercedes C-Klasse unter Beweis zu stellen, die dem Audi A4 Kristensens durchaus ein wenig überraschend kaum eine Chance ließ.

Mit einem Rempler gegen Frentzen verbaute sich Green Podestchancen, Foto: Sutton
Mit einem Rempler gegen Frentzen verbaute sich Green Podestchancen, Foto: Sutton

Mit der gelungenen Taktik eines extrem langen Stints war Schneider schließlich der Sprung auf Rang sieben geglückt - den er durch das Überholen Alexandros Margaritis', der seinerseits aus Jahreswagenreihen mit Platz sieben die beste Leistung erbrachte, sowie Jamie Greens in Platz fünf ummünzte. Eine letzte Episode einer Aufholjagd, für den Titelgewinn eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre...

"Als ich in der ersten Runde ins Kiesbett geschickt worden war, dachte ich schon, das wird heute nichts mit der Meisterschaft. Deshalb freue ich mich umso mehr, dass ich es mit dem fünften Platz aus eigener Kraft geschafft habe", fasst Bernd Schneider sein Rennen treffend zusammen, während Mika Häkkinen seinen zweiten Platz nach seiner jüngsten Pechsträhne immerhin als versöhnliches Resultat betrachtet: "Es war ein gutes Wochenende. Das Team hat eine gute Arbeit geleistet. Natürlich ist der zweite Platz der des ersten Verlierers - der Sieg wäre schon etwas besser..."