Ein dramatisches wie triumphales Le-Mans-Rennen für Mercedes: Nach Verwicklungen ins Chaos der ersten Runde bestritt Bernd Schneider eine fulminante Aufholjagd und sicherte sich mit Platz fünf souverän den Meistertitel. Bruno Spengler lieferte sich mit Mika Häkkinen ein Duell um den Sieg - und fuhr schließlich seinen dritten Saisonsieg ein. Für Tom Kristensen blieb im Rennen ebenso wie vorläufig in der Meisterschaft nur Rang drei.

Der Start: Ein fulminanter Start des neunten Saisonlaufs: Nachdem Tom Kristensen einen eher schlechten Start erwischte, von Jamie Green und Mika Häkkinen überholt wurde und auch Bernd Schneider um zwei Positionen auf Platz elf zurückfiel, misslang im Mittelfeld die Zufahrt auf die zweite Kurve gründlich: Nach einer Berührung Frank Stipplers mit Mattias Ekström und Pierre Kaffer kam der Rosberg-Pilot vom Kurs ab; beim Wiedereinfädeln kam es zur Kollision mit Mathias Lauda und Jean Alesi - das vorzeitige Aus für Stippler, Ekström und Lauda. Bernd Schneider wurde ebenfalls neben die Strecke gedrängt und fiel im Chaos der ersten Runde bis auf Platz 18 zurück.

Der Rennverlauf: Die ersten drei Runden hinter der Mercedes-Dreifachspitze aus Bruno Spengler, Jamie Green und Mika Häkkinen fanden wegen der umfangreichen Aufräumarbeiten hinter dem Safety-Car statt. Im Gegensatz zum Start verlief der Restart problemlos: Mika Häkkinen verteidigte seinen dritten Platz gegen Kristensen; Martin Tomczyk und Christian Abt hielten auf den Rängen fünf und sechs den Anschluss. Schneiders Aufholjagd ging erwartungsgemäß zunächst zügig vonstatten, ließen ihn doch die Markenkollegen Stefan Mücke, Jean Alesi und Susie Stoddart rasch passieren. Auch der Kommandostand reagierte flexibel: Ebenso wie Timo Scheider leitete der DTM-Rekordmeister in der sechsten Runde die erste Boxenstoppphase ein, um anschließend mittels eines langen zweiten Stints aufzuholen.

Hauptkonkurrent Kristensen ließ in der Boxengasse ebenfalls nicht lange auf sich warten: Mit einem gelungenen ersten Boxenstopp vermied es der Däne, noch länger hinter Häkkinen festzuhängen. Eben jenes Schicksal ereilte derweil Bernd Schneider: Der Saarländer mühte sich vergeblich, den ebenfalls bereits zum ersten Stopp angetretenen Pierre Kaffer zu passieren. Erst in der zehnten Runde wagte Bernd Schneider einen Angriff in der Schikane vor Start und Ziel, was nicht ohne Berührung vonstatten ging. Trotz eines zwischenzeitlichen erfolgreichen Konters des Phoenix-Piloten zog Schneider schließlich doch vorbei. Scherbenreicher endete ein Überholversuch Stefan Mückes gegen Thed Björk, während Alexandros Margaritis im Persson-Mecedes souverän und ohne Lackaustausch an Christian Abt vorbeizog und so die Position des erfolgreichsten Jahreswagenpiloten übernahm.

Nach einer recht ruhigen mittleren Phase des Rennens, während derer das Spitzenduo aus Bruno Spengler und dem langsam auf den Kanadier aufholenden Mika Häkkinen die Boxengasse weiterhin mied, lief Schneider auf den nächsten Audi-Jahreswagen auf – und tat sich erneut schwer, an dem von Christian Abt pilotierten 2005er-Boliden vorbeizuziehen. Im Folgenden wurden die rennstrategischen Unterschiede zwischen Kristensen und dem Mercedes-Duo besonders sichtbar: Noch eine Runde bevor Spengler seinen ersten Stopp absolvierte, der ihn zwischenzeitlich hinter Häkkinen und vor Green auf Rang zwei zurückfallen ließ, steuerte Kristensen zum zweiten Mal die Boxengasse an. Doch beim letzten Versuch, die Meisterschaft offenzuhalten, verließ sich der Däne nicht nur auf den Kommandostand:

So zog die Audi-Speerspitze in Runde 22 mit einem spektakulären Manöver an Jamie Green vorbei, der daraufhin auch von Heinz-Harald Frentzen ins Visir genommen wurde: Beim misslungenen Versuch des Briten, den Angriff des Mönchengladbachers abzuwehren, kam es zur Berührung – woraufhin wenig später eine Durchfahrtsstrafe gegen den HWA-Youngster ausgesprochen wurde. An der Spitze änderte sich derweil auch nach dem Ende der zweiten Boxenstoppphase nicht mehr viel: Bruno Spengler behielt seine Führungsposition vor Mika Häkkinen, Tom Kristensen folgte weiterhin mit Respektabstand auf Position drei. Interessanter stellte sich dagegen der Kampf im vorderen Mittelfeld dar, als Alexandros Margaritis und Bernd Schneider in Runde 30 zeitgleich zum zweiten Boxenstopp antraten – und es nach der Ausfahrt der Margaritis' beinahe zur Kollision in der Boxengasse kam.

Wenngleich bereits Schneiders nach dem zweiten Stopp eingenommener siebter Platz für die vorzeitige Entscheidung in der Meisterschaft gereicht hätte, verlor der Saarländer seinen Kampfgeist dennoch nicht: Sowohl an Margaritis als auch an Green zog Schneider während der letzten Runden vorbei, bevor er auch Martin Tomczyk ins Visir nahm. Doch ebenso wie der Bayer auf dem Weg zum vierten Platz behielt auch Schneider auf dem Weg zu seinem fünften DTM-Titel einen kühlen Kopf...

Der Zieleinlauf: Bruno Spengler erringt beim neunten Saisonlauf den dritten Sieg seiner DTM-Karriere – nur wenige Zehntelsekunden vor Mika Häkkinen, der mit Rang zwei die bislang beste Platzierung seiner Saison einfährt. Tom Kristensen kommt trotz seiner starken zweiten Rennhälfte über nicht über Rang drei hinaus, gefolgt von Martin Tomczyk, der damit immerhin zum nunmehr achten Mal in dieser Saison punktet. Mit Bernd Schneider, Jamie Green und Alexandros Margaritis folgt ein Mercedes-Trio auf den Rängen fünf bis sieben vor Timo Scheider, der im Audi-Jahreswagen zum fünften Mal die Punkteränge erobert.

Die Meisterschaft: Mit 66 Punkten in der Meisterschaft hat sich Bernd Schneider einen uneinholbaren Vorsprung erarbeitet und darf seinen fünften DTM-Titel feiern, während Bruno Spengler mit 53 Punkten und drei Punkten Vorsprung auf Tom Kristensen seinem Ziel des Vize-Meistertitels näherkommt. Neben Schneider als Meister steht auch Martin Tomczyks Position mit Platz vier in der Meisterschaftswertung bereits fest. Mika Häkkinen befreit sich in der Tabelle von der Schmach des am wenigsten erfolgreichen Neuwagenpiloten – die nun der ausgefallene Mattias Ekström zu ertragen hat.