Ebenso wie die Trophäe gehört auch die recht geringe Anspannung kurz vor der Entscheidung seit jeher zu einem jedem Titelgewinn der Stuttgarter in der neuen DTM: 2000 und 2001 entschied Bernd Schneider den Titel jeweils vorzeitig für sich; 2003 stand bereits lange vor dem Saisonfinale fest, dass der DTM-Champion Fahrer eines Mercedes CLK sein wird. 2005 blieb der Titelkampf zwischen Gary Paffett und Audi-Rivale Mattias Ekström zwar bis zum letzten Rennen offen - mit damals neun Punkten Vorsprung für den Briten vor dem Endspurt in Hockenheim war allerdings auch diesmal eine deutliche Vorentscheidung gefallen. So verwundert es kaum, dass es die Stuttgarter auch in Le Mans vor ihrem mutmaßlich fünften Meisterschaftssieg vergleichsweise ruhig angehen können...

HWA

Zwar gibt Bernd Schneider vor, hiervon nichts wissen zu wollen: "18 Punkte Vorsprung sind ein gutes Polster, aber noch ist nichts entschieden. Auch die letzten drei Punkte müssen erst gewonnen werden." Die Fakten sprechen jedoch für den Saarländer: Dass der 4,19 Kilometer lange Circuit Bugatti dem gegnerischen Audi A4 DTM um Nuancen besser liegen könnte, tut Schneiders guten Aussichten, den fünften Titel bereits in Frankreich für sich entscheiden zu können, keinen Abbruch: Zu geschickt hielt sich der 42-Jährige während der gesamten Saison aus verhängnisvollen Kollisionen heraus, zu konstant präsentierte er sich - anders als zuletzt Tom Kristensen - selbst dann podestfähig, wenn Mercedes nicht auf ganzer Linie überzeugen konnte.

Findet Jean Alesi nach dem Barcelona-Zoff wieder auf seinen Weg zurück?, Foto: Sutton
Findet Jean Alesi nach dem Barcelona-Zoff wieder auf seinen Weg zurück?, Foto: Sutton

Damit unterschied er sich zuletzt insbesondere von Jamie Green und Mika Häkkinen, die in Le Mans dringend ein Erfolgserlebnis benötigen. "Bisher in dieser Saison bin ich hinter meinen selbst gesteckten Zielen zurück geblieben", gesteht Green, der in Barcelona unverschuldet in eine Kollision gerissen wurde, "ich hoffe, dass ich in Le Mans endlich ein Wochenende ohne Zwischenfälle erlebe. Dann will ich im Rennen ganz nach vorn." Hilfreich wird auch für den Briten dabei der Gewichtsgleichstand zwischen den Neuwagen aus Stuttgart und Ingolstadt sein, die somit erstmals seit dem fünften Saisonlauf unter gänzlich gleichen Bedingungen antreten.

Mücke & Persson

"Seit ich vor viereinhalb Jahren erstmals in der DTM angetreten bin, ist dies mein erstes Heimrennen. Ich freue mich sehr darauf und will meinen Landsleuten spannende Kämpfe und ein gutes Ergebnis bieten", jubelt Jean Alesi, nachdem er zuletzt in Barcelona mit kaum nachvollziehbaren Manövern im negativen Sinne für Furore gesorgt hatte. Die Luft für sein Persson-Team wird dünner: Zwar gibt sich die Mannschaft nach wie vor keine Blöße, doch ebenso wie die Audi-Konkurrenz durch Phoenix und Rosberg hat in Form des Mücke-Teams auch die markeninterne Konkurrenz aufholen können:

So wissen mittlerweile auch die Berliner die Performance des Mercedes-Jahreswagens regelmäßig in Punkte umzusetzen - und können auf dem Circuit Bugatti mit dem Vorteil auftrumpfen, dass Daniel La Rosa über recht frische Le-Mans-Kenntnisse verfügt: "In der Renault World Series bin ich im letzten Jahr in Le Mans Zweiter geworden. Das und mein gutes Resultat in Barcelona sind für mich Motivation, es hier erneut in die Punkteränge zu schaffen", zeigt sich der Youngster nach seinem ersten Punkterang in Barcelona optimistisch. Der Hesse könnte sich in Le Mans gute Argumente für die bevorstehenden Vertragsverhandlungen schaffen...