"Für Audi hat diese Rennstrecke etwas ganz Besonderes", bringt es Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich auf den Punkt: Mit dem R8 sowie zuletzt dem R10 TDI konnten die Ingolstädtern seit 2000 alljährlich die legendären 24 Stunden von Le Mans gewinnen - lediglich mit einer Unterbrechung durch Konzernschwester Bentley. Zwar hat der von der DTM befahrene Circuit Bugatti über die Start-/Ziel-Gerade hinaus kaum etwas mit der auch über Verkehrsstraßen führenden Langstreckenversion gemein; dennoch dürfte Audi von einem gewissen mentalen Rückenwind nach Le Mans getragen werden. Völlig andere Erinnerungen werden dagegen bei der Stuttgarter Konkurrenz erweckt: Der letzte Mercedes-Auftritt beim Langstreckenklassiker endete 1999 bekanntlich in unfreiwilligen Flugeinlagen des Mercedes CLK-LM...

Abt

"Bei Le Mans fällt mir vor allem ein Name ein: Tom Kristensen", spielt Martin Tomczyk auf die Langstreckenerfolge seines Kollegen an, der wiederum jedoch nicht nur mit einem psychologischen Vorteil aufwarten kann. "Ich kenne den Circuit Bugatti von einem Rennen mit dem Audi R8", kann der Däne als einer von wenigen DTM-Piloten von Vorerfahrungen auf dem Kurs berichten. Ob diese jedoch reichen werden, um die Entscheidung im Titelkampf nach Hockenheim zu vertagen, ist fraglich:

Auch den Circuit Bugatti befuhr Kristensen bereits im Audi R8, Foto: Audi
Auch den Circuit Bugatti befuhr Kristensen bereits im Audi R8, Foto: Audi

So dürfte der Kurs, den Kristensen als Mischung aus Zandvoort, Barcelona und dem Nürburgring charakterisiert, zwar recht gut zum aktuellen A4 DTM passen, auf einen Gewichtsvorteil darf sich die Abt-Audi-Mannschaft jedoch in Frankreich nicht mehr verlassen. Nachdem mit dem ersten sowie dem fünften Saisonlauf beide Rennen, bei denen Gewichtsgleichstand herrschte, an Mercedes gingen, muss Audi beim dritten Versuch den Beweis erbringen, auch mit dem Basisgewicht von 1.070 Kilogramm siegen zu können.

Phoenix & Rosberg

Nachdem sich zuletzt Rosberg im Wettkampf der beiden Audi-Jahreswagenteams angesichts vierer Punkteankünfte in Folge deutlich überzeugender präsentierte als Phoenix, werden sich die beiden Teams wohl zumindest am kommenden Freitag auf derselben Augenhöhe befinden: Ob Christian Abt, Pierre Kaffer, Timo Scheider oder Frank Stippler - ebenso wie ihre Teams bestritt in der Vergangenheit niemand aus dem Quartett Rennen auf dem Circuit Bugatti.

Die Jahreswagenpiloten verbindet ihre Le-Mans-Unerfahrenheit, Foto: Audi
Die Jahreswagenpiloten verbindet ihre Le-Mans-Unerfahrenheit, Foto: Audi

Ein Umstand, den Phoenix-Teamchef mehr als Chanc denn als Handicap sieht: "Wir wollen versuchen, auf einer neuen Strecke, die keiner kennt, so schnell wie möglich eine gute Basis zu finden, um endlich wieder einmal Punkte einfahren zu können." An der automobilen Basis sollte die Punktejagd bei Phoenix und Rosberg nicht scheitern: Der Vorsprung des Persson-Mercedes-Teams ist in den vergangenen Monaten deutlich geschmolzen; die Vielzahl an engen Kurven kommt auch dem Audi-Jahreswagen zu Gute.

Futurecom TME

"Wir hatten in Zandvoort und Barcelona ein schnelles Auto. Das sollte in Le Mans nicht anders sein", konstatiert Nicolas Kiesa zu Recht die aufsteigende Leistungskurve seines Teams im Umgang mit den 2004er-A4. Nachdem diese im Qualifying zunehmend sichtbarer wurde, beide Fahrzeuge des Teams jedoch sowohl in Zandvoort als auch in Barcelona noch während der ersten Runde bei Kollisionen in Mitleidenschaft gezogen wurden, hofft das Team das Team nun, den Aufwärtstrend auch bei den Rennresultaten manifestieren zu können. Derweil schwelgt die französischsprachige Belgierin Vanina Ickx in heimatlichen Gefühlen: "Ich bin sehr froh, mit der DTM nach Frankreich zu kommen. Diese Rennserie hat es einfach verdient, im Ausland und auch in Frankreich noch bekannter zu werden..."