Mika, vor Saisonbeginn hast du gesagt, du möchtest 2006 um den Meistertitel mitkämpfen. Dieses Ziel hast Du nicht wirklich erreicht. Aber du warst gerade in den letzten Wochen und Monaten sehr optimistisch, auf dem richtigen Weg zu sein. Was überwiegt jetzt in deiner persönlichen Bilanz? Die Enttäuschung, ein Ziel nicht erreicht zu haben? Oder die Genugtuung, aus einem Tief herausgefunden zu haben und zu wissen, dass man in die richtige Richtung geht?
Mika Häkkinen: Im Rennsport hat man letztlich keine Entschuldigungen. Was zählt, sind die Ergebnisse - und dafür braucht man ein gutes Auto. Selbst wenn man, wie hier in der DTM, nicht allzu viel Entwicklungsarbeit machen kann, muss man trotzdem unheimlich eng mit dem Team, mit den Ingenieuren zusammen arbeiten und das Auto in kleinen Schritten immer weiter verbessern. Das ist etwas, was mir sehr viel Spaß macht. Und ich weiß, dass wir da bei Mercedes-Benz im HWA-Team schon sehr viel erreicht haben, auf dem richtigen Weg sind, auch wenn man das zuletzt von außen vielleicht noch nicht so deutlich gesehen hat. Aber ich weiß es. Und ich bin auch überzeugt davon, dass noch in dieser Saison der Tag kommen wird, an dem wir das auch zeigen können.

Was hast du in diesem Jahr noch dazu gelernt, verglichen mit 2005?
Mika Häkkinen: Das sind zum Teil auch sehr persönliche Dinge, auf die ich öffentlich gar nicht so im Detail eingehen möchte. Aber einen großen Faktor gibt es sicherlich: Ich habe im Laufe dieser Saison mit der Umstellung auf das Linksbremsen den bestmöglichen Fahrstil für mich in einem DTM-Auto gefunden. Eine Technik, mit der ich mich sehr wohl fühle.

Gab es in den fast zwei Jahren in der DTM auch den ein oder anderen Moment, in dem du dein Comeback bedauert hast?
Mika Häkkinen: Nein, kein einziges Mal. Überhaupt nicht. Ich habe einen Riesenspaß. Sicher ärgert man sich manchmal, wenn so manches schief geht - aber nie so, dass ich an meiner Entscheidung gezweifelt hätte. Vielleicht bin ich manchmal frustriert, dass ich auf manche Dinge nicht früher draufgekommen bin, einiges nicht schon früher gemacht habe. Denn ich habe ja sehr viel Erfahrung in diesem Geschäft , und wenn ich die zusammen mit meinem Talent richtig einsetze, dann sollte schon was dabei rauskommen. Ich habe letzte Saison ein Rennen gewonnen, das ist ganz okay. Aber natürlich will ich jetzt mal anfangen, auch weiter zu gewinnen. Deswegen arbeite ich noch härter. Das heißt nicht, dass ich das bis jetzt nicht getan habe, aber jetzt kann ich immer mehr zusätzliche Informationen, die ich gewonnen habe, einsetzen. Und das ist sehr interessant. All diese Informationen an der Strecke in der Zusammenarbeit mit den Ingenieuren, mit den Mechanikern zusammenzusetzen, das ist fantastisch. Und ich weiß, dass früher oder später das entsprechende Ergebnis herauskommen wird.

Häkkinen lässt sich von der aktuellen Durststrecke nicht irritieren, Foto: DTM
Häkkinen lässt sich von der aktuellen Durststrecke nicht irritieren, Foto: DTM

Für dich war also die Pause zwischen deinen beiden Karriere-Abschnitten genau das Richtige?
Mika Häkkinen: Ganz sicher. Es ist sehr wichtig, dass man genau versteht, was man im Leben wirklich will. Jeder sollte sich einmal die Zeit nehmen, Distanz schaffen, alleine irgendwo hinfahren, seine Gedanken ordnen. Ich hatte den enormen Luxus, sogar einige Jahre darüber nachdenken zu können. Ich weiß, dass viele Leute vielleicht nur eine oder zwei Wochen dafür haben. Aber die sollten sie sich nehmen, ein Stück Papier dazu - und aufschreiben, was sie sich von ihrem Leben erwarten. Dann werden sie auch zu einem Ergebnis kommen.

Bist du heute ein glücklicherer Mensch als in deiner Formel-1-Zeit?
Mika Häkkinen: In einer Beziehung vielleicht schon, denn ich habe jetzt eine richtige Familie mit zwei tollen Kindern. Mein Leben ist nicht mehr so stressig, ich kann beides kombinieren, die Familie und den Rennsport. In meiner Formel-1-Zeit gab es nur die Formel 1 - und sonst nichts. Sich da nebenbei um eine Familie zu kümmern, das funktioniert nicht. In der Formel 1 kannst du nur erfolgreich sein, wenn du dich einzig und allein darauf konzentrierst. Wenn man jung ist, ist das zwar okay. Aber im Moment bin ich sehr, sehr glücklich mit meiner Situation - und meine Familie ist es auch. Für mich ist es sehr interessant, zu sehen, wie mein Sohn Hugo sich immer mehr dafür interessiert, was das eigentlich ist, die DTM und der Rennsport überhaupt.

Wie viel weiß er denn schon? Schaut er schon regelmäßig zu und fragt dich dann, warum du gewisse Dinge so oder so gemacht hast?
Häkkinen: Das eigentlich nicht. Er ist zwar sehr interessiert an dem, was ich tue - aber er lebt auch sehr stark in seiner eigenen Welt. Er ist sehr unabhängig, will Dinge auf seine eigene Art und Weise tun. Das finde ich gut.

Hier turnen eine Menge Kinder durch die Mercedes-Benz Hospitality, aber Hugo ist nicht dabei. Warum hast du ihn nicht mitgebracht?
Mika Häkkinen: Weil er in die Schule muss. In Monaco gibt es recht strenge Regeln - wenn man seine Kinder zu oft aus der Schule nimmt, dann fliegen sie raus. Ich finde das auch ganz richtig - er ist jetzt in der ersten Klasse, es ist sicher für ihn nicht gut, wenn er dauernd fehlt.

Fährt er eigentlich schon Kart?
Mika Häkkinen: Nein, noch nicht...

Aber wenn er das will, würdest du ihn lassen?
Mika Häkkinen: Sicher, auf jeden Fall. Ich glaube, eines Tages wird er sowieso damit anfangen. Aber ich warte noch auf den richtigen Moment. Man sollte das nicht überstürzen. Er wird jetzt im Dezember sechs... Ich habe auch so mit fünf oder sechs angefangen. Ich persönlich glaube, so zwischen sechs und sieben, das ist genau der richtige Zeitpunkt. Vorher ist es noch zu früh...

Und wenn deine Tochter dann später auch mal fahren will - würdest du die auch lassen?
Mika Häkkinen: (lacht) Das ist eine gute Frage. Ich glaube nicht, dass ich nein sagen würde. Ich würde sie schon fahren lassen. Aber ich denke nicht, dass es ihr Spaß machen würde. Ich glaube eher, sie ist ein typisches Mädchen...