Das erste DTM-Rennwochenende auf spanischem Boden steckte voller Überraschungen: Es war extrem gut besucht, es gab viel Spannung und es bot sehr gute Unterhaltung. Der Zuschauerzuspruch war mit 40.000 Fans bei einem Auslandsrennen sogar höchst erfreulich - insbesondere, da sich die Spanier bis zum Alonso-Boom der letzten Jahre hauptsächlich für ihre spanischen Volkshelden auf zwei Rädern interessiert haben. Das einzig "Negative" am Barcelona-Auftritt war der Einfluss auf den Meisterschaftskampf, der jetzt bei 18 Punkten Unterschied zwischen Bernd Schneider und Tom Kristensen zwei Rennen vor dem Ende fast schon entschieden zu sein scheint.

Für Bernd ist diese Entwicklung selbstverständlich gut, so sind die Spannung und der Druck etwas von ihm abgefallen. Er hat in diesem Jahr einen guten Job gemacht, beging die wenigsten Fehler und ließ sich bisher am wenigsten provozieren - was man an diesem Wochenende ja nicht von allen behaupten konnte. Dafür muss man ihm schon jetzt ein großes Lob aussprechen.

Der alte Eki

Leider gab es auch an diesem Wochenende einige Strafen, bei denen nicht immer eindeutig ersichtlich war, ob die Bestrafungen auch in allen Fällen nötig waren. Eines ist klar: Wenn bei einer Berührung Teile wegfliegen, dann ist eine Strafe durchaus gerechtfertigt, aber wenn nichts am Auto kaputt geht und der Vordermann keinen Platz durch einen Dreher verliert, ist es sicherlich diskussionswürdig.

Zumindest im Fall von Mattias Ekström wurde ihm durch die Strafe das Rennen zerstört. Ansonsten hätte der Schwede die Chance gehabt das Rennen zu gewinnen. Der Leidtragende wäre dann Martin Tomczyk gewesen, der es seinerseits aber auch verdient hat, endlich einmal gewonnen zu haben; allerdings muss man in diesem Zusammenhang anerkennen, dass Ekström wahnsinnig schnell unterwegs gewesen ist. In Barcelona sahen wir jenen Mattias Ekström, den wir aus den vergangenen Jahren kennen und der 2004 den Titel geholt hat. Bislang stand er in dieser Saison im Schatten von Tom Kristensen aber daraus konnte er sich in Barcelona lösen.

Kampf der Fahrzeuggenerationen

Während Audi bis auf Kristensen alle drei 2006er Autos vorne platzieren konnte, wurde die Mercedes-Flotte gleich zu Beginn dezimiert. Jamie Green war in den heftigen Startcrash involviert, Mika Häkkinen wurde später auch einmal getroffen und Bruno Spengler musste sich von ganz hinten nach vorne kämpfen, was ihm aber durchaus gut gelungen ist. An der Spitze blieb deswegen alles an Bernd Schneider hängen, der seinen Kampf gegen die Audi-Übermacht gut ausgefochten hat. Kristensen kämpfte hingegen mit stumpfen Waffen, so dass seine Teamkollegen für ihn in die Presche springen mussten - ansonsten wäre der Titelkampf schon jetzt endgültig verloren gewesen.

Ein großes Lob hat sich das Vorjahreswagen-Trio Frank Stippler, Daniel La Rosa und Alex Margaritis verdient. Stippler war das gesamte Wochenende sehr gut und Margaritis bestätigte die starken Eindrücke der letzten Rennen; wenn er einmal nicht bestraft wird, läuft es richtig gut für ihn. Beeindruckend war auch die Leistung von Daniel La Rosa. Er ist ein sehr netter, bescheidener junger Mann, der vielleicht nicht besonders auffällt, aber immer gute Arbeit abliefert. Das wird von den Verantwortlichen sicherlich wahrgenommen und belohnt. Schon beim Saisonauftakt in Hockenheim hat er einen guten Job gemacht, den er die gesamte Saison über bestätigen konnte. Dabei darf man niemals vergessen, welche Nachteile die Vorjahreswagenfahrer haben. Mit einem alten Auto hat man es gegen die neuen Wagen sehr schwer; auch psychologisch, weil man ständig im Hinterkopf hat, dass man in einem alten Auto sitzt. Umso erstaunlicher sind die guten Vorstellungen der Vorjahreswagen-Chauffeure. Es würde mich nicht wundern, wenn einige davon im nächsten Jahr befördert würden - verdient hätten sie es auf alle Fälle.