Und wieder hätte sich Audi nur wünschen können, dass das Rennen nach der ersten Runde abgewinkt wird: Hatte sich schon die Audi-Vierfachführung in Zandvoort in einen "einfachen" Sieg Tom Kristensens vor Bernd Schneider gewandelt, so war auch die Dreifachführung der Ingolstädter in Barcelona nicht von langer Dauer. Martin Tomczyk triumphierte vor Schneider, Audi fuhr den zweiten Sieg in Folge ein und zog in der Siegstatistik der aktuellen Saison wieder mit Mercedes gleich. Doch im Titelkampf brachte dies - sowohl in der Fahrer- als auch in der Markenwertung - reichlich wenig.

Der auf 18 Punkte gewachsene Rückstand Kristensens in der Fahrerwertung sowie der weiter vergrößerte Vorsprung des HWA-Teams aus Schneider und Jamie Green auf das Abt-Team aus Kristensen und Heinz-Harald Frentzen artete nur durch die Genugtuung über den Tomczyk-Sieg nicht in eine maßlose Enttäuschung aus: Dass es sich trotz seines eher bescheidenen Saisonstarts endgültig als die richtige Entscheidung erwiesen hatte, Martin Tomczyk nach seinem persönlichen Pleitenjahr 2005 erneut ein Cockpit im Neuwagen zuzugestehen, freute die Audi-Mannschaft um Dr. Wolfgang Ullrich sichtlich.

Kristensen hatte Schneider nichts entgegenzusetzen, Foto: Sutton
Kristensen hatte Schneider nichts entgegenzusetzen, Foto: Sutton

Neben Tomczyk, dessen bisherige Sieglosigkeit ihm zu keinem Zeitpunkt des Rennens anzumerken war, erfuhr auch Heinz-Harald Frentzen Auftrieb: Zwar konnte der Mönchengladbacher zeitweise weder den Speed Tomczyks noch den Mattias Ekströms mitgehen, mit einer dennoch überzeugenden Leistung kämpfte er sich jedoch bis auf seinen ersten Podestplatz seit Hockenheim vor. Mattias Ekströms Ambitionen wurden lediglich durch eine der berüchtigten Durchfahrtsstrafen gebremst, nachdem er sich gegen Schneider zu einem vorschnellen Überholmanöver inklusive Karbonfaserverlust hatte hinreißen lassen. Es hätte der zweite Saisonsieg des Schweden werden können.

In Siegnähe befand sich der nach zwei fahrerischen Ausrutschern schließlich neuntplatzierte Kristensen zu keinem Zeitpunkt: Rasch musste sich der Däne Bernd Schneider beugen und ließ Mattias Ekström ohne Widerstand passieren. Als Folge seiner stürmischen Gegenwehr gegen Schneider, bei der an der Front seines A4 einige Kleinteile verloren gingen, sah Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich einen Teil der mangelnden Performance von Kristensens A4 DTM - der Meisterschaftszweite schlug sich offenbar größtenteils selbst. Fortan muss er sich wieder gegen den einen Punkt hinter ihn auf Gesamtrang drei liegenden Bruno Spengler zur Wehr setzen.

Frank Stippler bewies sein Potenzial mit Rang sechs, Foto: Sutton
Frank Stippler bewies sein Potenzial mit Rang sechs, Foto: Sutton

"Es war sicher nicht sein Rennen und Wochenende. Es war zwar das Wochenende von Audi, aber nicht von Tom Kristensen, was für die Meisterschaft natürlich schlecht ist", resümiert Dr. Ullrich, der sich neben Tomczyk einen weiteren Sieger hätte vorstellen können: "Ekström ist aber trotz der Durchfahrtsstrafe Vierter geworden, was sicherlich ein tolles Ergebnis ist. Ich glaube aber, er hätte das Rennen sicherlich gewinnen können."

Derweil sah Heinz-Harald Frentzen seinen Teamgeist im Rennen zu wenig herausgefordert. "Das Auto lief am gesamten Wochenende sehr gut. Ich hatte gehofft, dass Tom (Kristensen) einen guten Start haben würde und nach vorne käme", deutet Frentzen seine Hilfsbereitschaft an - die der heute sechstplatzierte Frank Stippler nach einer langen Pechsträhne seinem Rosberg-Team attestierte: "Das Team wusste, was Sache ist, und hat mich weiterhin stark unterstützt, obwohl die Ergebnisse ausblieben. Ich bin sehr glücklich, meinem Team den Kredit, den sie mir gegeben haben, zurückzahlen zu können."