Hundertstelsekunden können sich wie Jahre hinziehen und sie können einen Nachmittag zu einem Erfolg machen oder einen leichten Schatten darauf werfen. Beim Audi Sport Team Rosberg konnte man am Samstag in Barcelona beide Ausprägungen dieses Phänomens beobachten. Frank Stippler war dabei derjenige, der das angenehmere Ende erleben durfte. Er fuhr seinen 2005er Audi A4 DTM in die Top Acht und stellte sich auf Startplatz sieben. Trotz dieses Erfolges blieb Stippler uns gegenüber aber recht zurückhaltend: "Wir hatten hier und da immer wieder gute Ansätze, die dann aber durch Dinge vereitelt worden sind, auf die ich zum Teil keinen Einfluss hatte. Das kriegt die Öffentlichkeit aber nicht so sehr mit. Am Ende zählt nur das Ergebnis und dieses Mal hat alles relativ problemlos geklappt."

Der Grund dafür, dass er seinen guten Startplatz doch recht nüchtern analysierte, lag jedenfalls nicht daran, dass er sich nach seiner Bestzeit im Vormittagstraining noch mehr ausgerechnet hatte. "Nein spekuliert hab ich nicht, weil ich nie genau weiß, was die neuen Autos zum Teil noch nachlegen können. So lange es ein freies Training ist, hat das den Charakter von Testfahrten und da weiß man nie genau, was der andere gerade macht, auf welchem Stand er ist und mit wie viel Benzin er fährt. Von daher sieht es zwar besser aus, wenn man im freien Training eine Bestzeit fährt, als man ist 15., aber großartig ausrechnen kann man sich damit nichts."

Sicher war er sich dafür, dass der Regen ihm dabei geholfen hatte, auch im Qualifying vorne zu sein. Für das Rennen wünscht er sich das aber nicht. Dafür hat er spezifische Gründe. "Grundsätzlich haben wir im Regen nicht so schlecht ausgesehen, aber ab Position sieben geht es los, dass man die Gischt von den Vorderleuten hat und da dann die Sicht nicht mehr besonders gut ist. Von daher kann es von mir aus auch trocken bleiben."

Ein Wunsch, den auch sein Teamkollege Timo Scheider mit ihm teilt. "Für den Rennverlauf wäre es trocken schöner. Es ist weniger risikoreich und man kann ein bisschen härter attackieren, ohne dass gleich was passiert", sagte er. Scheider war es auch, der im Audi Sport Team Rosberg miterleben durfte, wie es ist, wenn die Hundertstelsekunden gegen einen sind. Damit hatte sich die kleine Zeiteinheit allerdings einen Fahrer ausgesucht, der schon froh darüber war, auf den neunten Platz zu kommen.

"Grundsätzlich war es nicht hundertprozentig zufrieden stellend heute. Wobei ich sagen muss, dass ich doch noch recht glücklich mit dem Ergebnis bin. Weil unter den Bedingungen wie sie im Qualifying waren, waren wir im Training am Morgen ziemlich weit weg und wir haben dann auch in den ersten zwei drei Runden des Qualifyings feststellen müssen, dass das Auto überhaupt nicht funktioniert. Aus Verzweiflung kam dann der Gedanke, noch einmal die Reifen zu wechseln, obwohl das nicht geplant war, und prompt bin ich acht Zehntel schneller gefahren", erzählte uns Scheider über die Irrungen und Wirrungen, die ihn überhaupt erst in die Näher der Top Acht gebracht hatten..

Dass es dann doch nicht reichte, daran war genau jener Reifen schuld, der ihn zuerst so weit nach vorne gebracht hatte. Wobei "schuld" eigentlich übertrieben ist, denn auch ein Reifen ist nur ein Reifen und damit ein Verbrauchsgegenstand, der vor allem im Rennsport nur eine kurze Lebensdauer hat. "Im zweiten Segment haben wir uns dann gesagt, jetzt haben wir einen Reifen, der funktioniert, den behalten wir einfach. In den letzten drei Runden, als es trockener und trockener wurde, haben wir den dann aber nicht mehr nutzen können und damit bin ich um ein paar Hundertstel aus den Top Acht rausgefallen. Das ist schade, aber mit P9 ist einiges möglich", sagte Scheider.