Wie sich Stiere in Spanien traditionell immer wieder roten Tüchern ausgesetzt sehen und daraufhin all ihre Kampfkräfte mobilisieren, steigt das Aggressionspotenzial der Audi-Mannschaft ebenfalls in Anbetracht eines roten Objektes - genauer: der roten Mercedes C-Klasse Bernd Schneiders. Nachdem man dieser in Nürnberg und Nürburg kaum etwas entgegenzusetzen hatte, landete der tuchene Benz in Zandvoort auf einer Platzierung, die die Freude von Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich über den Triumph Tom Kristensen sichtlich einschränkte. Gewinnen die Ingolstädter den Stierkampf in Barcelona?

Abt

"Ich kenne den Kurs auch aus meiner Zeit als Formel 1-Testfahrer – sogar die Kurzanbindung, die wir einmal unter Wasser gesetzt haben, um Regenreifen zu testen", berichtet Titelanwärter Tom Kristensen von nützlichen Vorerfahrungen, spricht jedoch mit der unter Wasser gesetzten Strecke ein Szenario an, das für Audi auch in Nordspanien kaum wünschenswert sein dürfte. Gibt der Däne doch erneut das optimistische Ziel aus, "keinen Mercedes-Fahrer auf dem Podium sehen" zu wollen...

Martin Tomczyk kann sich mit der Wahl der Kurzanbindung gut abfinden, Foto: Sutton
Martin Tomczyk kann sich mit der Wahl der Kurzanbindung gut abfinden, Foto: Sutton

Wenngleich der Circuit de Catalunya angesichts seiner eher schnellen Kurven anders als Zandvoort nur bedingt als klassische "Audi-Strecke" zu bezeichnen ist, erscheint ein Sieg der Ingolstädter dennoch nicht außer Reichweite. "Dass wir die Kurzanbindung fahren, ist für Audi weder ein Vor- noch ein Nachteil", stellt Martin Tomczyk fest, der ebenso wie seine drei Abt-Kollegen auf einen Gewichtsvorteil von zehn Kilogramm verglichen mit den Stuttgartern setzen darf.

Phoenix & Rosberg

Während man sich bei Phoenix in Zandvoort nicht ganz unberechtigt vom Pech verfolgt glaubte, befindet sich Rosberg auf dem aufsteigenden Ast - zuletzt fuhr Audi-Jahreswagenspeerspitze Timo Scheider drei Mal in Folge Punkte ein. Angesichts der fehlenden Vorerfahrungen auf beiden Seiten stellt der achte Saisonlauf für die beiden Teams einen besonders interessanten markeninternen Wettbewerb dar.

An der Barcelona-Form des 2004er-A4 dürfen Zweifel bestehen, Foto: Sutton
An der Barcelona-Form des 2004er-A4 dürfen Zweifel bestehen, Foto: Sutton

"Über Barcelona haben wir noch relativ wenige Informationen. Die Strecke hat einen anderen Verlauf als bisher angenommen, auch der Fahrbahnbelag wurde offenbar geändert", nennt Phoenix-Teamchef Ernst Moser Beispiele für die spanischen Herausforderungen, wohingegen seinem Rosberg-Kollegen Arno Zensen eines besonders am Herzen liegt: "Wir möchten auch den Stippi (Frank Stippler) endlich einmal nach vorne bringen. Das sollte zu schaffen sein. Wir arbeiten jedenfalls hart daran."

Futurecom TME

"Ich habe viel über die Strecke gehört, sie soll recht schnell sein. Meine Fahrerkollegen haben mir gesagt, dass ich Barcelona mögen werde", wartet auch Vanina Ickx noch auf eigene Erfahrungen auf dem Circuit de Catalunya. Ob die Belgierin die Kurzanbindung des Kurses mögen wird, ist jedoch zu bezweifeln - wäre doch der erste Sektor des Grand-Prix-Kurses mit seiner vergleichsweise langsamen Kurvenkombination bevorzugtes Terrain für den abtriebsorientierten A4 DTM des Jahrgangs 2004 gewesen.

Teamkollege Nicolas Kiesa reist mit einem teaminternen Vorteil nach Spanien, den sich auch die Futurecom Mannschaft zu Nutze machen könnte: "Zum Glück kenne ich die Strecke in Barcelona", berichtet der Däne, der an seine überzeugenden Vorstellungen der letzten beiden Rennen anzuknüpfen gedenkt, "ich habe in Zandvoort eine gute Basisabstimmung gefunden, die auch in Barcelona funktionieren müsste."