Mit dem weithin erhofften grünem Licht der GM-Chefetage für den Privateinsatz der vier Opel Vectra GTS in der aktuellen Saison hätte er hinausgezögert werden können - so jedoch verlief er kurz, wenn auch nicht ganz schmerzlos. Nach sechs Jahren neuer DTM galt es, von Opel Abschied zu nehmen, zugleich jedoch ein möglichst differenziertes Bild von den Einsätzen der Rüsselsheimer in Erinnerung zu behalten. Angesichts von zuletzt 51 Rennen ohne Sieg sowie dem Fehlen einer Titeltrophäe stellte das Engagement der Marke mit Blitz zwar ein Gewitter ohne Donner dar. Dennoch gab es mehr als nur Regen...

Gewitter ohne Donner

Mit der Studie einer DTM-Version des neuen Astra auf der Essener Motorshow 1998 hatte man den Stein einer neuen DTM zwei Jahre nach dem Ende ihrer Vorgänger öffentlichkeitswirksam ins Rollen gebracht; im Hintergrund arbeitete man eifrig an den Reglementplanungen mit - und setzte sich dabei insbesondere mit Erfolg für ein enges Kostenkorsett ein, das ein allzu kostenintensives technisches Wettrüsten bis heute verhindert. Und auch nachdem der Startschuss für das DTM-Comeback im Mai 2000 erklungen war, trug man mehr als nur konstruktiv zum DTM-Geschehen bei - vielmehr präsentierte man sich auch erfolgreich:

Im Astra Coupé erster Generation kämpfte Reuter um den Titel, Foto: Sutton
Im Astra Coupé erster Generation kämpfte Reuter um den Titel, Foto: Sutton

Während die privat eingesetzten Abt-Audi TT-R noch kaum etwas zum Titel- und Punktekampf beitragen konnten, präsentierten sich die Rüsselsheimer mit Mercedes auf einer Augenhöhe: Nachdem zunächst sein alter Mercedes-Rivale Bernd Schneider beim Saisonauftakt beide Läufe für sich entschieden hatte, unterstrich der amtierende ITC-Meister Manuel Reuter im Opel Astra Coupé V8, das dem gegnerischen Mercedes CLK zwar nicht im Aerodynamischen, dafür jedoch bei der Motorleistung überlegen war, drei Wochen später in Oschersleben mit zwei Siegen seine Anwärterschaft auf den Titel. Zwar sorgten im Folgenden auch Joachim Winkelhock und Uwe Alzen für die Opel-Triumphe - mit konstant guten Platzierungen hielt der Hesse jedoch die Meisterschaft lange offen. Am Ende musste sich Reuter mit dem Vizetitel zufrieden geben.

Nach zwei Siegen beim Finale der Saison 2000 konnte das Ziel für 2001 nur der DTM-Titel sein - und man war zuversichtlich. Stattdessen scheiterte man jedoch auf ganzer Linie: Während die 2000 noch belächelten TT-R von Abt-Audi erste Erfolge einfuhren, gelang Opel kein einziger Podestplatz - drei vierte Plätze stellten die zweifelhaften Saisonhighlights dar. Die von einer neuen Astra-Auflage, der es von der Motorleistung abgesehen an allen Enden fehlte, ausgelöste Krise zog sich - mit leichter Linderung zum Saisonende - durch das gesamte Jahr. Erschwerend kam eine beträchtliche Steigerung im Abt-Audi-Lager hinzu, womit die Rüsselsheimer in der DTM-internen Hierarchie auf Rang drei verwiesen wurden.

2001 hagelte es nicht nur für Timo Scheider Pleiten, Pech und Pannen, Foto: Sutton
2001 hagelte es nicht nur für Timo Scheider Pleiten, Pech und Pannen, Foto: Sutton

Es sollte der Anfang einer jahrelangen Durststrecke sein: Für 2002 gebot man Besserung, die zwar auch erfolgte - die mit einem dritten Platz Alain Menus auf dem Sachsenring allerdings noch eher unscheinbar ausfiel. So schaffte es zwar bei nur zwei von zehn Läufen keiner der Opel-Piloten in die mit Punkten belohnten Top 6, der Abt-Audi-Hochform der ersten Saisonhälfte sowie den während der letzten Rennen auftrumpfenden Mercedes hatte man jedoch oft nicht allzu viel entgegenzusetzen.

Im folgenden Jahr schien der lang ersehnte Sieg mit Timo Scheider in Zandvoort, wo der Opel-Youngster zuvor die Pole Position erobert hatte, endlich zu gelingen - bis beim Boxenstopp die Nerven eines Phoenix-Mechanikers versagten und Scheider am Ende der Boxengasse mit gelöstem rechten Vorderrad ausrollte. Dem unglücklichen Fauxpas zum Trotz war dennoch ein Aufwärtstrend erkennbar: So sorgte neben Scheider insbesondere der von Mercedes abgewanderte Neuzugang Peter Dumbreck vor allem zu Saisonbeginn für regelmäßige Punkteankünfte, die auf dem EuroSpeedway Lausitz in einem viel umjubelten zweiten Rang gipfelten.

Bei Tests hatte sich der Vectra 2004 viel versprechend präsentiert, Foto: Opel
Bei Tests hatte sich der Vectra 2004 viel versprechend präsentiert, Foto: Opel

2004 sollte der Anschluss an die Spitze endgültig gelingen: Infolge einer Reglementänderung kam erstmals ein DTM-Bolide mit der Silhouette des neuen Vectra GTS zum Einsatz - trotz eher enttäuschender Verkaufszahlen in der Serie Synonym für die erheblichen Qualitätsfortschritte im Hause Opel. Überdies hatte man einen prestigeträchtigen Fahrerkader aufgestellt: Neben dem nach wie vor viel versprechenden Youngster Scheider, der Speerspitze des Jahres 2003 Peter Dumbreck sowie der altbekannten Größe Manuel Reuter gesellten sich mit dem Meister des Jahres 2002 Laurent Aiello, dem Ex-Formel-1-Vizeweltmeister Heinz-Harald Frentzen sowie Marcel Fässler, der bei Mercedes zuvor immerhin drei DTM-Siege verbuchen konnte, prominente Neuzugänge hinzu.

Wesentliche Fortschritte beim Speed wurden mit der DTM-Version der kantigen Fließhecklimousine allerdings nicht erzielt - stattdessen wirkte der neue Vectra tendenziell eher etwas weniger konkurrenzfähiger als das Astra Coupé der späten Vorsaison. Trotz gelegentlicher Highlights im Qualifying blieb es beim alljährlichen, einen und einzigen Podestplatz, den Manuel Reuter in Oschersleben nach einem eindrucksvollen Duell mit Mercedes-Pilot Gary Paffett herausfuhr. Dass der hoch gehandelte Debütant Frentzen abgesehen von einem sechsten Platz in Brünn leer ausging, trug derweil ebenso wenig wie der allgemeine Saisonverlauf zur Überzeugung der Opel- und General-Motors-Chefetagen vom DTM-Engagement bei:

Die zweite Saisonhälfte 2005 brachte einen würdigen Abschluss, Foto: DTM
Die zweite Saisonhälfte 2005 brachte einen würdigen Abschluss, Foto: DTM

So ereilte Ende 2004 Fans und Verantwortliche der DTM die traurige Nachricht: Opel wird ab 2006 nicht mehr in der DTM vertreten sein. Ausgerechnet die Adam Opel AG, die fünf Jahre zuvor mit größtem Engagement am Comeback der DTM mitgearbeitet hatte, brachte die Serie - so zumindest nahm vor nicht allzu langer Zeit an - in ernsthafte Zukunftsprobleme. Während demnach 2005 die Nacht über das DTM-Engagement der Rüsselsheimer hereinbrach, stand man in diesem Jahr umso mehr im Mond- bzw. Rampenlicht: Ein letztes Mal wollte man bei Opel das Potenzial der DTM-Abteilung beweisen und zumindest hin und wieder einen Sieg einfahren. Nach einem - leider fast schon gewohnt - schwachen Saisonstart, bedingt durch sichtbare Handlingschwächen des nur evolutionär weiterentwickelten Vectra, standen die Chancen dafür gar nicht einmal so schlecht...

Und plötzlich fuhr der Wagen mit dem Blitz auf dem Kühlergrill blitzeschnelle - und brachte so zumindest wieder Ansätze eines Donners in die DTM: Der Opel Vectra GTS V8 der zweiten Saisonhälfte hatte mit dem des Saisonstarts kaum noch etwas gemein. Der "neue" Vectra GTS nickte nicht mehr beim Abbremsen von Kurven mit dem Vorderwagen, er brachte die Dunlop-Reifen nicht mehr zu langsam auf Temperatur, er reagierte auf Set-up-Änderungen nicht mehr unzureichend. Der "neue" Vectra GTS präsentierte sich - ausgestattet mit dem altbekannten Gewichtsvorteil - auf einer Augenhöhe mit seinen Konkurrenten Audi A4 DTM und Mercedes C-Klasse:

Er fuhr mit Marcel Fässler und Heinz-Harald Frentzen am Steuer die Startplätze zwei und drei in Zandvoort ein und bescherte einem überzeugenden Frentzen tags darauf wie schon in Oschersleben einen dritten Platz - einer misslungenen Boxenstoppstrategie zum Trotz, die die fehlende Routine der Opel-Mannschaft im Kampf an der Spitze zum Ausdruck brachte. Erst während der letzten beiden Wochenenden fielen die Rüsselsheimer etwas zurück - befanden sich jedoch in guter Gesellschaft von Audi. Die im Folgenden mit einem weit hinausgezögerten Bekenntnis zur DTM ebenso zur Ungewissheit beitrugen wie die Rüsselsheimer...