Weit muss man zurückdenken, um sich einer ähnlichen Szene zu erinnern: Vier Audi-Boliden setzen sich gegen einen gegnerischen Pole-Setter durch, um anschließend aus der ersten Runde als Führungsquartett zurückzukehren. Ein eben solcher Zieleinlauf, wie man ihn bei Mercedes sechs Wochen zuvor auf dem Norisring vorexerziert hatte, war den Ingolstädtern allerdings nicht vergönnt...

Dabei hatte es für Audi weitaus viel versprechender begonnen, als es der Zieleinlauf schließlich erahnen ließ: Mit Leichtigkeit waren Tom Kristensen, Martin Tomczyk und Mattias Ekström an Jamie Green vorbeigezogen, der mit einem verhaltenen Start in alte Gewohnheiten zurückgefallen war. Auch Heinz-Harald Frentzen hatte den Briten bereits im ersten Streckensektor passieren können - während das Führungsduo bereits begonnen hatte, sich einen leichten Vorsprung zu erarbeiten.

Die Minimierung der vierfachen Audi-Führung nahm zunächst rasch, dann schleichend ihren Lauf: Nachdem Frentzen seinen vierten Rang bereits in Runde zwei an Green hatte zurückgeben müssen, blieb das Führungstrio lange boxenstoppbereinigt an der Spitze des Klassements - bis die Träume von einem vollständig mit Audi-Piloten besetzten Podest allmählich schwanden: Nachdem Frentzen schon hinter Bernd Schneider zurückgefallen war, stellte sich die HWA-Taktik auch im Duell mit Mattias Ekström als überlegen heraus: Möglicherweise wegen einer zu starken Fokussierung auf Jamie Green hatte man Ekström, der nach einer Kollision mit dem Briten später ausschied, weitaus früher in die Boxen gerufen als Schneider - was sich sogleich rächte.

Dass aus der Doppelführung Kristensen/Tomczyk drei Runden vor Schluss nur noch eine alleinige Führung für den Dänen wurde, resultierte dagegen bei weitem nicht nur aus der Rennstrategie: Die Überlegenheit des A4 DTM, wie sie sich an diesem Wochenende immer wieder auf dem kurvenreichen Kurs gezeigt hatte, hatte man insbesondere zum Rennende hin nicht aufrecht erhalten können, wie nicht nur das erfolgreiche Überholmanöver Schneiders gegen Tomczyk aufzeigte. Über die Plätze eins, drei und fünf für Kristensen, Tomczyk und Frentzen durfte man sich auch angesichts der späteren Bremsprobleme des Dänen nicht beklagen - dennoch war auf Grund der Rennstrategie Potenzial ungenutzt geblieben.

In deutlicherer Form ließ sich dies beim Team Phoenix feststellen. Hatte Pierre Kaffer mit einem achten Startplatz im Qualifying sowie mit einem perfekten Start zu überzeugen gewusst, so wurde die Teamleistung der Leistung des Rheinländers nur scheinbar nicht gerecht: Mit einem unbefestigten Rad vereitelte man - obgleich Kaffer später kurzzeitig noch einmal in den Punkten auftauchte - wegen einer klemmenden Radmutter sichere Punkte, wie drei Jahre zuvor - allerdings aus eigenem Verschulden - bereits ein Sieg Timo Scheiders im Opel Astra Coupé verloren gegangen war. Letzterer wusste hingegen gemeinsam mit dem Team Rosberg zu überzeugen: Mit Rang sechs wurde Scheider erfolgreichster Jahreswagenpilot und fuhr zum dritten Mal in Folge Punkte ein.

"Für Tom lief es im Rennen sehr gut, wir haben nur leider die wirklich gute Startaufstellung nicht 1:1 umsetzen können", resümierte Dr. Wolfgang Ullrich und spielt auf so manche Situation mit Mercedes-Beteiligung an, "das lag aber nicht nur an unseren Fahrern, sondern auch an einigen Aktionen, die mir nicht so gut gefallen haben." Dagegen sieht Tom Kristensen am heutigen Tag kaum einen Wermutstropfen, musste er doch wegen einer defekten Bremskühlung zunächst um den Sieg zittern: "Das hat fast den Sieg gekostet. Ein paar Runden mehr - und hätte es wahrscheinlich nicht gereicht."

Während sich Phoenix-Teamchef Ernst Moser auch ob des Ausfalls Christian Abts "extrem enttäuscht" zeigte, war man auch im Rosberg-Lager trotz der drei Punkte für Timo Scheider nicht ganz zufrieden - zum siebten Mal in Folge scheiterte Frank Stippler an der Fahrt in die Punkteränge. Teamchef Arno Zensen schildert: "Frank (Stippler) hatte zu Beginn einen Kontakt, bei dem das hintere rechte Radhaus zerstört wurde und das Auto aus der Balance geriet. Schade - ich wünsche ihm, dass endlich der Knoten platzt."