Der Blick in den Himmel erleichterte das Audi-Lager im Vorfeld des Rennens: Trotz des feuchten Warm-ups kündigte sich ein gänzlich trockenes Rennen ein - allerdings nur in meteorologischer Hinsicht: Einem Sieg Tom Kristensens vor Bernd Schneider und Martin Tomczyks waren eine packende Aufholjagd Bernd Schneiders sowie so manches Missgeschick in beiden Lagern vorausgegangen.

Der Start: Die großen Gewinner des Starts fuhren Audi: Bedingt durch einen um Sekundenbruchteile zu späten Start Jamie Greens von der Pole Position zog Tom Kristensen rasch an dem Briten vorbei, auch Martin Tomczyk und Mattias Ekström passierten den weißen Mercedes. Wenige Meter später wurde durch Heinz-Harald Frentzen die Führung des Abt-Quartetts vervollständigt. Bruno Spengler war vom fünften auf den achten Rang zurückgefallen und musste sich fortan gemeinsam mit Bernd Schneider auf die Jagd nach einem fehlerlos gestarteten Pierre Kaffer auf Rang sechs begeben.

Der Rennverlauf: Deutlich weniger gut als für Abt-Audi begann das Rennen für Futurecom TME: Noch in ersten Runde verbremste sich Vanina Ickx und riss ihren Teamkollegen Nicolas Kiesa ebenso ins Aus wie sich selbst. Im Folgenden wussten sich Kristensen, Tomczyk und Ekström leicht abzusetzen, die Vierfach-Führung war jedoch nicht von langer Dauer: Bereits in der zweiten Runde ging Green mit Leichtigkeit wieder an Frentzen vorbei – der Mönchengladbacher stellte sich anschließend als unfreiwilliger Bremsklotz für die folgenden Piloten heraus.

Bereits nach vier Sekunden war die Lücke zwischen Green und Frentzen auf vier Sekunden angewachsen; der HWA-Youngster versuchte derweil vergeblich, Ekström zu überholen. Die Aufholjagd des siebtplatzierten Schneider ging nur schleppend voran: Erst in Runde fünf ging der Saarländer in der Tarzanbocht nach einer leichten Berührung an Kaffer vorbei. Letzterer nutzte in Runde sechs die Chance für den frühestmöglichen Pflichtstopp ebenso wie Ekström und Green, deren Reihenfolge sich manifestierte. Kaffer jedoch verlor an Boden, nachdem sich sein Boxenstopp wegen einer defekten Radmutter stark verzögerte.

Auch auf der Strecke waren wenig später weitere Fehler zu beobachten: Im Kampf um Position neun drehte Mika Häkkinen bei einem eher unüberlegten Manöver Jahreswagenpilot Christian Abt um, der kurz darauf sein Fahrzeug in der Box abstellen musste. Das Missgeschick des Finnen wurde mit einer Durchfahrtsstrafe geahndet. Ebenfalls nicht ohne Verlust von Karosserieteilen endete Mattias Ekströms Versuch, Markenkollege Frank Stippler zu überholen. Die kleinen Missgeschicke bei Audi setzten sich fort: Nachdem Frentzen in Runde zehn die Box anvisiert hatte, verlor der A4-Pilot wertvolle Zehntelsekunden, als ihm kurzzeitig der Motor abstarb - Schneider konnte somit nach seinem Stopp die Position Frentzens übernehmen.

Tomczyk hingegen hielt mit einem reibungslosen Stopp seine Position vor Ekström und Green; auch Kristensen absolvierte in Runde 13 einen rekordverdächtig schnellen Stopp, entwendete jedoch unfreiwillig die noch am Fahrzeug hängende Tankkanne aus der Boxengasse, derer sich sein A4 in der Tarzanbocht entledigte. Nach 16 von 38 Runden bzw. dem Ende der ersten Boxenstoppphase hatten Kristensen, Tomczyk und Ekström ihre Audi-Dreifachführung verteidigt, das HWA-Duo aus Jamie Green und Bernd Schneider lauerte vor Heinz-Harald Frentzen auf den Rängen vier und fünf. Mit Rang sieben vor dem besten Jahreswagenpiloten Timo Scheider war Bruno Spengler als Verlierer des Zwischenstandes hervorgegangen.

Vorübergehend befreit auffahren konnten Green und Schneider, nachdem Ekström in Runde 17 zum zweiten Mal die Box Runde ansteuerte - eine Runde vor Green, der sich jedoch erneut hinter dem Schweden einsortierte. Während Tomczyk nach seinem zweiten Stopp weiterhin souverän vor Ekström und Green blieb, nahm das Unglück für Bruno Spengler sein Lauf - wie bereits gestern im Qualifying würgte der Kanadier im Qualifying den Motor ab. Spengler durfte es dennoch gelassen hinnehmen, erbte er doch von Frentzen, der von seiner Rennstrategie nicht profitierte, eine Position.

Bedeutsamer stellte sich jenes Duell dar, das sich in Runde 23 in der Boxengasse zutrug: Zeitgleich steuerten Kristensen und Schneider ihre Boxencrews an, angesichts des beträchtlichen Vorsprung des Dänen änderte sich jedoch nichts an dessen Führungsposition, die am Boxengang durch Tomczyk wieder zur Audi-Doppelführung erweitert wurde. Die Rennstrategie, die der Mercedes-Kommandostand für den Meisterschaftsführenden erdacht hatte, hatte sich jedoch bezahlt gemacht: Der Saarländer übernahm boxenstoppbereinigt Position drei von Mattias Ekström, dem im Folgenden auch Position vier nicht vergönnt war: Eingangs der Tarzanbocht kam es zur Berührung mit Jamie Green, womit sowohl das Rennen des Schweden, der zum dritten Boxenbesuch antreten musste, als auch das des Briten, der eine Durchfahrtsstrafe erhielt, ruiniert waren.

An der Spitze schlug die Stunde eines packenden Finales: Zehn Runden vor Schluss begann die schneidersche Jagd auf Tomczyk, die sich in einen rundenlangen Kampf mit unzähligen vergeblichen Überholversuchen ausweitete. Hatte sich Tomczyk zunächst souverän vor dem schnelleren Schneider im HWA-Mercedes gehalten, so musste er den vierfachen DTM-Meister drei Runden vor Schluss im ersten Streckensektor ziehen lassen. Auch ins Ende der Punkteränge kam nochmals Bewegung: Stefan Mücke wusste kleine Unachtsamkeiten Pierre Kaffers und Jamie Greens zu nutzen und eroberte Rang sieben.

Der Zieleinlauf: Tom Kristensen durfte sich nach einem fehlerlosen Rennen seines zweiten Saisonsieges erfreuen, während Bernd Schneider den Schaden in der Meisterschaft mit Rang zwei in Grenzen hielt. Martin Tomczyk eroberte den zweiten Podestplatz in Folge. Bruno Spengler wahrte mit Position vier letzte Meisterschaftschancen, dicht gefolgt von Heinz-Harald Frentzen auf Platz fünf. Zum besten Jahreswagenpiloten avancierte mit Position sechs Audi-Pilot Timo Scheider, der sich gegen die Mercedes-Konkurrenz in Person von Stefan Mücke durchsetzte. Die Punkteränge komplettierte Pole-Setter Jamie Green.

Die Meisterschaft: In der Meisterschaftstabelle führt Bernd Schneider mit 54 Punkten nach wie vor deutlich vor dem Zweitplatzierten Tom Kristensen, der 44 Zähler verbuchen kann. Mit 39 Punkten fiel HWA-Pilot Bruno Spengler wieder auf Rang drei zurück, während Martin Tomczyk mit 23 Punkten und drei Zählern Vorsprung Rang vier vor Jamie Green eroberte. Bester Jahreswagenpilot bleibt Jean Alesi trotz einer Nullrunde mit 14 Punkten, Timo Scheider manifestierte mit nunmehr acht Punkten seine Position als bester Audi-Jahreswagenfahrer.